Immer noch zu laut?
Heute ist "Tag gegen Lärm": Bündnis hat die Güterzüge im Blick
Heute ist der 24. "Tag gegen Lärm - International Noise Awareness Day": Ein Grund für das Bündnis gegen Bahnlärm, Stellung zu beziehen.
Fotos: Gerhard Manns
28.04.2021 / BAD HERSFELD / LUDWIGSAU -
Heute ist der 24. "Tag gegen Lärm - International Noise Awareness Day": Ein Grund für das Bündnis gegen Bahnlärm, das sich flächendeckend im Landkreis Hersfeld-Rotenburg für die derzeit vom Schienenlärm an der Bahntrasse 3600 zwischen Bebra und Haunetal lärmgeplagten Bürger einsetzt, Stellung zu beziehen.
Wie Gerhard Deiseroth, erster Vorsitzender des Bündnisses, mitteilt, gelte seit dem 13. Dezember 2020 auf dem deutschen Schienennetz ein gesetzliches Verbot für besonders laute Güterwagen. Für lärmgeplagte Anwohner und die Politik sei damit die Hoffnung verbunden gewesen, dass sich der Schienenlärm durch Güterzüge halbiere. Das Gesetz zum Verbot lauter Güterwagen sei bereits 2017 beschlossen worden. In der Zwischenzeit sei die Umrüstung der über 180.000 Güterwagen erfolgt.
Wo Flüsterbremsen zum Einsatz kommen
"Erreicht wird die Lärmminderung durch den Einsatz von sogenannten Flüsterbremsen, also Bremssohlen aus Verbundstoff und nicht mehr aus Grauguss. Sie sollen das Aufrauen der Räder verhindern und somit das Rollgeräusch um rund zehn Dezibel reduzieren, was vom menschlichen Ohr als Halbierung des Lärms wahrgenommen wird. Laut der Internetseite des Bundesministeriums für Verkehr sollen aktuell 99 Prozent der 183.000 Güterwagen auf dem deutschen Schienennetz umgerüstet sein. Als Ursache für die nicht vollständige Umrüstung der Güterwagen wird die Einschränkung von Werkstattkapazitäten wegen der Corona-Pandemie angegeben. Aus dem gleichen Grund ist auch eine Sanktionierung der Nichteinhaltung der neuen Regeln durch das Eisenbahn-Bundesamt vorläufig ausgesetzt worden", berichtet der Bad Hersfelder.
Durch das im Jahr 2019 installierte Lärmmonitoring an stark befahrenen Bahnstrecken werde der Lärm der vorbeifahrenden Güterzüge dauerhaft und nach einer einheitlichen Methode gemessen. An den Messergebnissen sei zu erkennen, inwieweit die Ziele tatsächlich erreicht werden. Eine solche Lärmmessstation sei auch bei Ludwigsau-Friedlos installiert worden.
Störender Maximalpegel
"Jede Zugvorbeifahrt wird durch die Kenngrößen Einfahrtzeit, Gleis und Richtung beschrieben. Die Zugkategorie, die Vorbeifahrtdauer, die Zuglänge und die Geschwindigkeit charakterisieren die Zugvorbeifahrt weiter. Der Maximalpegel gibt den größten Pegelwert und der Vorbeifahrtpegel den mittleren Pegel der Zugvorbeifahrt an. Die Menschen werden aber insbesondere durch den Maximalpegel gestört und nicht von Durchschnittswerten. Insofern muss auf die Maximalpegel ein besonderes Augenmerk gelegt werden", betont Deiseroth. "Damit scheinen früher geäußerte Befürchtungen, dass die geringeren Schallemissionen von den Flüsterbremsen durch andere Mängel und Störgeräusche der alten Güterwagons überlagert werden, einzutreten."
Der Austausch einer Grauguss-Klotzbremse durch eine Verbundstoff-Klotzbremse mache noch keinen modernen Güterwagon. Die Klotzbremse stamme eben noch aus dem "Postkutschenzeitalter". Dass es auch anders gehe, würden die Ergebnisse des Forschungsprojektes "Innovativer Güterwagen" zeigen.
Laut dem ersten Vorsitzenden des Bündnisses gegen Bahnlärm unterschreiten diese den Lärm-Grenzwert der sogenannten TSI Noise (Grenzwert für das Vorbeifahrgeräusch von Güterwagen 83 dB(A) bei 80 km/h) um vier bis sieben dB(A). Zudem seien sie zwischen zwei und drei Prozent energieeffizienter als vergleichbare Referenzwagen und seien durch die Innovationen im Fahrzeugbau und bei den eingesetzten Komponenten über den Lebenszyklus wirtschaftlicher.
Nun gelte es, diese Fahrzeuge auch im Echtbetrieb einzusetzen und durch eine geschickte Anreizpolitik zu fördern und anderseits ein Auslaufdatum für alte Güterwagen zu vereinbaren. Mehr Infos unter http://www.gegen-bahnlaerm.de/. (sh) +++