Fortsetzung im Prozess um ermordete Ärztin
"Ich habe noch nie so viel geweint!" - Ex-Mann von Elena K. sagt aus
Fotos: Martin Engel
24.04.2021 / FULDA -
Dritter Verhandlungstag im Prozess um die durch einen Messerstich in den Hals getötete Krankenhaus-Ärztin Elena-Silvia K. Eine Krankenschwester und zwei Arzt-Kollegen des Herz-Jesu-Krankenhauses sagten am Vormittag vor dem Landgericht aus und berichteten, was sie von der Beziehung ihrer Kollegin zum Angeklagten Florian C. mitbekommen hatten. Besonders erschütternd war die anschließende Aussage des Ex-Mannes des Opfers und Vaters des zweijährigen gemeinsamen Sohnes, der unter anderem berichtete, wie oft der Kleine seither verzweifelt nach seiner Mutter gerufen habe.
Die Krankenschwester hatte bereits bei der Polizei zu Protokoll gegeben, dass Elena K. sie gebeten hatte, alle Mitarbeiter des Krankenhauses zu informieren, dass sie von ihrem Ex-Freund verfolgt und bedroht wird. Mit einem Foto des Mannes wurde einen Monat vor der Bluttat eine Warnung an alle Kollegen verschickt, diesen unter keinen Umständen in ihre Nähe gelangen zu lassen. Er habe Hausverbot im Krankenhaus, könne aber auch versuchen, als Patient in die Notaufnahme zu kommen oder einen anderen schicken, um zu erfahren, wann sie im Dienst sei. Der Schwester hatte sie anvertraut, dass sie hoffe, diese Probleme mit ihm "aussitzen" zu können.
Eifersucht wegen eines Kollegen und Verleumdungsmails
Anschließend berichtete ein Arzt-Kollege, der seit rund einem Jahr mit Elena K. zusammengearbeitet hatte, wie er mehr oder weniger zufällig in den Fokus des Angeklagten geraten war. "Während meiner Dienstzeit hatte ich einen wichtigen Anruf für sie entgegengenommen, es gab Nachfragen zu einer Medikamentenbestellung. Deshalb habe ich sie auf ihrem privaten Handy kontaktiert." Daraufhin habe ihn Florian C. angerufen und gesagt, er finde das nicht in Ordnung: "In meiner Kultur ruft ein Mann nicht einfach die Frau eines anderen an." Er sei aufgebracht und offenbar eifersüchtig gewesen und habe in der Folge rund zehn gleichlautenden Mails an die Geschäftsleitung des Krankenhauses geschrieben. Darin wurde behauptet, Elena K. und der Arzt hätten Sex während des Nachtdienstes und Elena K. stehle dort auch Medikamente, um sie zu verkaufen. "Auch meine Frau hat eine solche Mail von ihm bekommen, die ganze Episode war sehr unangenehm", sagte der Arzt aus. Schließlich habe ihn der Angeklagte im Krankenhaus aufgesucht und seine Vorwürfe erneut sehr laut und aggressiv vorgebracht. Er habe versucht, ihn zu beruhigen und von der Haltlosigkeit seiner Anschuldigungen zu überzeugen. Von Elena habe er dann erfahren, dass sie sich getrennt und ein gerichtliches Annäherungsverbot gegen ihn erwirkt habe.Auch ein weiterer Arzt-Kollege und Landsmann von Elena K. bestätigte den Eindruck, der Angeklagte habe ihr Handy kontrolliert, sie bedroht und mit Eifersuchtsattacken verfolgt. Der Kollege und dessen Frau, die Paten von Elenas Sohn sind, wurden vom Opfer auch angerufen, nachdem sie von Florian C. geschlagen und gewürgt worden sei. Daraufhin habe sie die Polizei eingeschaltet.
"Unser Sohn hat schon so oft nach seiner Mami gefragt!"
Schließlich sagte der Ex-Mann von Elena K. aus, ein Zahnarzt, der jetzt in Zürich lebt. Das Paar hatte zusammen studiert, war 12 Jahre verheiratet und hatte 2018 den gemeinsamen Sohn bekommen, der nach der Trennung bei der Mutter blieb. Er war dem Angeklagten beim zweiten Geburtstag seines Sohnes im August 2020 begegnet. Der Ex-Mann war mit seinen Eltern nach Fulda gekommen, um gemeinsam mit Mutter und Sohn in einem Indoor-Spielplatz zu feiern. Dort sei auch Florian C. in der Absicht aufgetaucht, dieses Treffen zu unterbinden und habe ihm das Kind förmlich aus den Armen gerissen. "Er trat sehr dominant auf, das war wie eine Machtdemonstration", beschrieb der 41-Jährige dessen Verhalten. Nach der Trennung seiner Ex-Frau vom Angeklagten habe dieser ihn zweimal telefonisch kontaktiert und behauptet, Elena sei eine schlechte Mutter, vernachlässige ihr Kind und gebe ihm regelmäßig Zäpfchen zum Einschlafen. "Er wollte sie mir gegenüber schlecht machen, ich sollte ihr das Sorgerecht entziehen lassen." Tatsächlich sei er beunruhigt gewesen und habe das Jugendamt kontaktiert. Nach einem Telefonat mit seiner Ex-Frau sei ihm aber klar geworden, dass Florian C. nicht die Wahrheit sage. "Es wollte sich offenbar für die Trennung rächen. Er war ja arbeits- und mittellos und sie hatte ihn aus einem sicheren Nest vertrieben."
Das Verfahren wird am 4. Mai um 9:30 Uhr mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt. (Carla Ihle-Becker)+++