Sanierung für über zwei Millionen Euro

Platz für den Aufzug: Der Schlossturm ist komplett entkernt

Der völlig entkernte Schlossturm
Fotos: Martin Engel, Laura Struppe (2)

24.04.2021 / FULDA - Der Anblick ist spektakulär. Wo sich noch vor wenigen Monaten eine dunkle Stahlbeton-Treppe an den weiß verputzten Wänden emporschlängelte, vorbei an Ausstellungsstücken, die an Ferdinand Braun erinnerten, sieht man derzeit – nichts. Nichts außer nacktem Mauerwerk. Keine Frage: Die Sanierung des Fuldaer Schlossturms schreitet mit großen Schritten voran.



Dessen obere Plattform bietet seit jeher den mit Abstand besten Blick über die Dächer der Barockstadt bis weit hinein ins Umland. Vor fünf Jahren wurde der Turm für den Publikumsverkehr geschlossen. "Wir haben damals festgestellt, dass der Turm nicht mehr sicher ist", erklärt Cornelia Gieler vom Gebäudemanagement der Stadt, die das über 2-Millionen-Euro-Sanierungsprojekt leitet, gegenüber OSTHESSEN|NEWS. "Die Entwässerung hier oben hat nicht mehr richtig funktioniert und die Balustrade war angegriffen."

Den laufenden Arbeiten gingen umfangreiche und langwierige Voruntersuchungen voraus, archäologische, denkmalpflegerische und aufwendige Prüfungen zur Statik und Geometrie. Seit September ist der Turm nun eingerüstet, er wurde komplett entkernt und hat eine Art Deckel bekommen, der von einem riesigen Baukran ab- und wieder draufgehoben werden kann.

Die Entkernung war erforderlich, weil in Zukunft ein Aufzug die Besucher nach oben befördern soll – zumindest bis zur vorletzten Etage. "Der Lift wird von der Kaisersaal-Terrasse im Schlossgarten und vom Verwaltungstrakt im zweiten Obergeschoss barrierefrei zugänglich sein", sagt Cornelia Gieler. Menschen, die auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen oder mit dem Kinderwagen unterwegs sind, können also künftig bis kurz unter die Turmspitze fahren. Für alle, die gut zu Fuß sind, wird dann noch eine Treppe auf die Aussichtsplattform im Freien führen.

Dass der Aufzug bis ganz nach oben fährt, habe die Plattform platzmäßig nicht hergegeben, erklärt Cornelia Gieler. Zwar wird auch künftig eine Treppe um den Lift herumführen, die Wände aber sollen nicht wieder verputzt werden, sondern bleiben natursteinbelassen, was den historischen Charakter des alten Gemäuers noch besser zur Geltung bringen soll.

Apropos: Wenn historische Gebäude in Fulda saniert werden, ist das für Dr. Frank Verse stets ein Fest. Denn für den ehemaligen Stadt- und Kreisarchäologen und Leiter des Vonderau Museums gibt’s dann immer viel zu entdecken. Und so kehrt er mit Hingabe den Staub der Jahrhunderte mit einem kleinen Handbesen vom Mauerwerk, das im Turmfundament freigelegt wurde. "Der Ort ist deshalb so spannend, weil hier die gesamte Baugeschichte des Schlosses abgebildet wird", erklärt Dr. Verse. "Denn hier gibt es Steine von der mittelalterlichen Abtsburg, vom Renaissance-Schloss aus dem 17. Jahrhundert und schließlich vom jetzigen Barock-Schloss."

Diese Entwicklung soll nach der Wiedereröffnung des Turms für die Besucher erlebbar gemacht werden – etwa mit Lichteffekten oder Videofilmen. Wann das genau sein wird, ist indes noch offen. (mw) +++

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