Verstärkte Nachfrage nach Regionalität

Marcel Turowski hält Wagyu-Kühe: Der Champagner unter dem Rindfleisch

Es ist seit Kindheitstagen Marcels Leidenschaft: die Arbeit auf dem eigenen Hof in Herbstein-Schlechtenwegen.
Fotos: Luisa Diegel

25.04.2021 / HERBSTEIN - Es ist seine Leidenschaft seit Kindheitstagen: Der Familienbetrieb mit Kühen und Schweinen in Herbstein-Schlechtenwegen (Vogelsbergkreis) wird von Marcel Turowski bereits in der vierten Generation geführt. Neben einem kleinen Hofladen hat der 27-Jährige noch eine weitere Neuerung in den Familienbetrieb eingeführt: Wagyu-Kühe. Das Fleisch der japanischen Rinder gilt als besondere Delikatesse. 


Noch wird der Betrieb der Familie Turowoski im Nebenerwerb geführt. Denn Marcel arbeitet als Messermacher in der Messerschmiede "Schmiedeglut" in Grebenhain. Und auch hier ist Corona derzeit allgegenwärtig. Die wöchentlichen Schmiedekurse fallen aus, somit gibt es weniger zu tun. Doch den Kopf in den Sand zu stecken, war für Marcel keine Option: Denn dieser nutzte seine neu gewonnene Zeit für den Hof - und dessen Zukunft.



Seinen Wunsch, die eigene Wurst zu vermarkten, setzte er schon vor Corona in die Tat um. Doch nun ist auf dem Hof der Familie ein kleiner Laden entstanden, wo die Familie die Kunden direkt bedienen kann. "Vorletztes Jahr im November haben wir uns einen Metzger gesucht und das erste Schwein geschlachtet. Ich hab mir gedacht, wenn wir das alle zwei Monate machen, bin ich zufrieden." Doch durch Mundpropaganda und die Präsenz auf Social Media wurde die Nachfrage nach dem Fleisch größer. "Jetzt schlachten wir jede zweite Woche."

Wagyu-Kühe sind das Highlight auf dem Hof

Turowski bestätigt: Der Fokus auf Regionalität hat durch Corona noch einmal zugenommen. "Die Leute schauen bewusster", erzählt er. "Deshalb hat uns die Pandemie nicht geschadet, sondern eher in die Karten gespielt."

Neben den Schweinen hält die Familie noch Rinder. Ein besonderes Highlight auf dem Hof sind die sogenannten Wagyu-Kühe. Die japanischen Rinder sind seit etwa vier Jahren ein Teil des Familienbetriebs. "2017 habe ich mir die Frage gestellt, wie es mit dem Hof weitergehen soll." Durch eine Freundin kam er auf die japanischen Rinder, die in der Anschaffung schon einmal bis zu 15.000 Euro kosten. Marcel suchte nach Alternativen und stieß dabei auf den Embryotransfer und ließ Leihmütter die Jungen austragen. Bis heute hat es bei sechs Versuchen dreimal geklappt. 

Heute nennt er 13 Wagyus auf dem Hof sein Eigen und liebt jedes einzelne Tier. Und die Tiere lieben Marcel: Sobald er in den Stall oder auf die Wiese kommt, rennen die Kühe zu ihm und möchten seine volle Aufmerksamkeit und gestreichelt werden, wie man es eigentlich nur von Katzen oder Hunden kennt. "Es ist schon immer meine Leidenschaft. Früher, wenn andere nach der Schule ins Schwimmbad gegangen sind, habe ich zusammen mit meinem Opa den Hof geschmissen", erinnert sich der 27-Jährige. 

"Momente sind unbezahlbar"

Jetzt möchte er den Hof in eine sichere Zukunft führen - und vielleicht wird aus einem Nebenjob irgendwann ein Haupterwerb. Es kommt ganz darauf an, wie die Kunden das Fleischangebot annehmen. Denn derzeit ist Marcel mit seiner Arbeit noch weit vom Mindestlohn entfernt: "Alle reden immer vom Verdienst. Aber die Momente, die mir die Tiere jeden Tag aufs Neue schenken, sind für mich unbezahlbar." (Luisa Diegel) +++

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