Angstfrei über Ängste sprechen
Psychosoziale Krebsberatungsstelle: Neue Räume in der Kurfürstenstraße
Foto: Gitte Diener
22.04.2021 / FULDA -
Die Diagnose Krebs trifft jeden unvermittelt, existenzielle Angst wird zum beherrschenden Gefühl. Ein Gefühl, mit dem niemand alleine sein muss. In der psychosozialen Krebsberatungsstelle Fulda, die seit Kurzem in der Kurfürstenstraße 15 ihren Sitz hat, gibt es Unterstützung – vertraulich, kostenfrei und ohne große Hürden, auch während der Corona-Pandemie.
"Wir haben für jeden, der als Erkrankter oder als Angehöriger mit dem Thema Krebs konfrontiert ist, ein offenes Ohr", verspricht Claudia Walter, Leiterin der Beratungsstelle, und ergänzt: "Hier mit jemandem über die eigenen Ängste zu sprechen, der selbst nicht emotional involviert ist, empfinden viele als befreiend." Zuhören, begleiten und den Betroffenen vermitteln, wie sie mit Belastungen umgehen können – das sind Aspekte der täglichen Arbeit. Claudia Walter selbst ist als Sozialpädagogin (B.A.) und Psychoonkologin spezialisiert auf sozialrechtliche Fragestellungen etwa zu Reha, Anerkennung von Schwerbehinderung oder Rentenversicherung. Ihre Kollegin Martha Kreß ist Psychologin und hilft bei der psychischen Bewältigung der Krankheit: "In allen Phasen der Erkrankung wird die Unterstützung der Krebsberatungsstelle gebraucht, besonders auch in der Nachsorge, wenn Klienten erneut mit dem Thema konfrontiert werden."
Corona hat Arbeit verändert
Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit der Expertinnen verändert: "Die Belastungen für die Betroffenen sind aufgrund der Pandemie deutlich höher", sagt Claudia Walter. Für viele falle der Austausch mit anderen weg, viele litten unter der Isolation. "Deshalb haben sie ein großes Bedürfnis, hier persönlich vorbeizukommen – ein Wunsch, der neben Gesprächen per Telefon erfüllt werden kann." Auf der anderen Seite stoßen die Beraterinnen aufgrund der Pandemielage auch an ihre Grenzen: "Wir versuchen, Angebote wie Sportgruppen und Selbsthilfegruppen aufzuzeigen – doch vieles findet derzeit einfach nicht statt", berichtet Martha Kreß.Denn der Beratungsbedarf werde nicht weniger werden: "Zum Glück sind die Chancen, heute eine Krebsdiagnose zu überleben, deutlich besser als noch vor Jahren – damit steigt zugleich der Bedarf an langfristiger Begleitung." (pm) +++