Reise-Tagebuch (4)

Eine Weltreise in Corona-Zeiten: Tauchgang in Ägyptens Vergangenheit

Die Pyramiden von Gizeh sind das Wahrzeichen von Ägypten
Fotos: privat

28.03.2021 / ÄGYPTEN / JOSSGRUND - Während die meisten Menschen in dieser Zeit ihren Urlaub stornieren und nur noch zum Einkaufen vor die Tür gehen, hat der Jossgründer (Main-Kinzig-Kreis) Nico Hagemann etwas gewagt, was er selbst und wohl auch viele andere als verrückt bezeichnen. Er brach gemeinsam mit seiner Freundin Anfang November zu einer mehrmonatigen Weltreise auf. In unregelmäßigen Abständen schildert er auf OSTHESSEN|NEWS seine Erlebnisse und Eindrücke.



Hello again!
Wer sich an meine Ausführungen über unseren Besuch in Nairobi erinnert, der kann bestimmt nachvollziehen, dass wir auf der Suche nach ein wenig Entspannung waren. Und da kam uns Ägypten gerade recht.

Nachdem wir unseren Corona-Test in Nairobi erhalten haben (nicht ohne, dass uns der Arzt, nachdem er den Abstrich genommen hatte, nach ein wenig "Essensgeld" fragte), nahmen wir einen Flug nach Kairo. Dort angekommen wurden wir von kuscheligen 10 Grad und einem Sandsturm empfangen. Zum Glück flogen wir am selben Tag weiter auf die Sinai-Halbinsel, genauer nach Dahab.

Dahab liegt am roten Meer, verfügt über traumhaft klares Wasser, sowie riesige Korallenriffe und ist deswegen einer der beliebtesten Schnorchel- und Tauchorte der Welt. Daher war es auch kein Zufall, dass wir uns dort mit Freunden, die wir in Kenia kennengelernt hatten, in Dahab trafen, um unseren Tauchschein zu machen.

Vorher hatten wir uns keine großen Gedanken über das Tauchen gemacht. Doch nach der ersten Theoriestunde, in der es um Risiken und Gefahren beim Tauchen ging (bei zu schnellem Auftauchen kann die Lunge stark ausgedehnt werden und im schlimmsten Fall platzen) hatten wir doch etwas Respekt. Glücklicherweise wird man in den Übungsstunden auf alle Eventualitäten vorbereitet, von Maske unter Wasser auf- und abziehen, über zweiten Luftschlauch des Partners benutzen bis hin zu Gewichte abwerfen und Notaufstieg.

In den folgenden Tagen machten wir vormittags einen oder zwei Tauchgänge und nachmittags saßen wir in einem der Restaurants direkt am Meer und spielten Poker. Wobei wir immer ein paar seltsame Blicke ernteten, wenn wir wieder einmal Steine am Strand als Pokerchipersatz sammelten.

Nach vier Tagen hatten wir die Theorieprüfung und insgesamt acht Praxisstunden abgeschlossen und durften nun selbstständig bis zu einer Tiefe von 18 Metern tauchen. Und das taten wir in den folgenden Tagen ausgiebig. An unserem letzten Tag in Dahab wagten wir schließlich den "deep dive", bei dem man bis zu 30 Meter tief taucht und zwar im sogenannten "Canyon". Dabei ist der Name Programm. Nachdem wir einige Minuten auf unserem alten Level von 18 Metern verbrachten, sind wir in eine Unterwasserschlucht abgetaucht. Während sich links und rechts die steilen Wände erhoben, entdeckten wir Muränen, Löwenfische und einige weitere Unterwassergeschöpfe.

Trucks und Motorräder unter dem Meer 

 
Dieses Taucherlebnis wurde allerdings nochmal von einem Tauchgang in Sharm el Sheikh überboten, unserer zweiten Station in Ägypten. Dort stiegen wir pünktlich zum Sonnenaufgang schlaftrunken auf ein Boot, das uns nach etwa drei Stunden Fahrt zum Schiffswrack der SS Thistlegorm brachte. Die Thistlegorm ist ein britisches Schiff aus dem zweiten Weltkrieg, das von den deutschen Streitkräften im Jahr 1941 versenkt wurde und seitdem auf dem Meeresboden ruht. Bei unseren zwei Tauchgängen konnten wir erst um das Wrack herum, und dann sogar in das Wrack hinein, wo sich immer noch alte Trucks, Motorräder und Uniformen, aber auch Steinfische und eine Meeresschildkröte befanden. Wirklich eine unglaubliche Erfahrung, die wir nur mit einer achtköpfigen Gruppe russischer Urlauber teilten.

Nach drei Tagen im schwer von Corona gebeutelten Ressort-Paradies Sharm el Sheikh, dass sich aktuell eher anfühlt wie Las Vegas bei Tag, zog es uns weiter in die ägyptische Hauptstadt und Metropole Kairo. Zu jeder Tages- und Nachtzeit ist Kairo eine unglaublich belebte Stadt, selbst in Seitengassen von Seitengassen findet man kleine Imbisse und Menschen, die sich dort versammeln, um die Wiederholung der gestrigen Fußballpartie zwischen Wolverhampton und Newcastle zu schauen. Und wer unbedingt eine Nahtoderfahrung machen möchte, dem kann ich empfehlen, die drei- bis vierspurigen Straßen zu Fuß zu überqueren.

Nicht was, sondern wie viel 

Kulinarisch ist Ägypten nach der eher einfachen ostafrikanischen Küche eine Offenbarung für uns gewesen. Besonders die Falaffelsandwiches haben es uns angetan, die man bereits für umgerechnet 10 Cent pro

Stück erhält, und die sogar noch besser mit den ägyptischen Dips "Tahina" oder "Baba Ganoush" schmecken. Auch das traditionelle ägyptische Gericht "Koshary" haben wir in unser Herz geschlossen. Dabei handelt es sich um einen Mix aus verschiedenen kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Kichererbsen, Linsen und einer speziellen Soße. Wenn man in ein Koshary-Restaurant geht wird man meistens nicht gefragt, was man essen möchte, sondern nur welche Größe die Portion haben soll.

Natürlich haben wir uns auch den kulturellen und geschichtlichen Teil in Ägypten angesehen, schließlich waren die Ägypter eine der ersten Hochkulturen der Welt. Dabei haben wir in Kairo zuerst die wohl bekanntesten Bauwerke der Ägypter, die Pyramiden von Gizeh, und anschließend die älteste Pyramide der Welt, die Djoser Pyramide angesehen. Für uns waren die

Pyramiden so beeindruckend, dass selbst die zahlreichen einheimischen Händler, die einem keine ruhige Minute gönnten, bei ihrem Versuch einen Kamelritt um die Pyramiden zu verkaufen, diese Erfahrung nicht vermiesen konnten.

Tempel über Tempel 

Danach ging es per Nachtzug in den Süden Ägyptens, genauer nach Assuan. Dort begannen die Tempel-Tage, in denen wir in Assuan den Tempel Abu Simbel und den Philae-Tempel, auf dem Weg nach Luxor die Tempel Kom Ombo und Edfu, und in der ehemaligen Hauptstadt der alten Ägypter, Luxor (damals Teben) das Tal der Könige, sowie den Totentempel der Hatschepsut und schließlich den Totentempel von Ramses III besichtigten. Damit hatten wir dann genug Tempel gesehen, auch wenn das Tempelkontigent in Ägypten dabei noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Zum Abschluss legten wir noch einen Zwischenstop an der Küstenstadt Hurghada ein, sind aber während ich diese Zeilen bei einem Stella-Bier an der Strandpromenade schreibe, schon wieder auf dem Sprung zu unserem nächsten Reiseziel. Doch dazu beim nächsten Mal mehr! (nh/fh)+++

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