Viele Überraschungen!
Überzeugende Neukonzeption der Malerei-Ausstellung im Vonderau-Museum
Fotos: Stadt Fulda
14.03.2021 / FULDA - Einblicke in die Entwicklung der regionalen Kunst vom 19. Jahrhundert bis hinein in die Gegenwart bietet die neu konzipierte Dauerausstellung Malerei im Vonderau-Museum Fulda. Nach intensiver Recherche in den hauseigenen Sammlungsbeständen hat die Kunsthistorikerin Franziska Becker eine neue Auswahl an Bildern getroffen und sie zu einer geschmackvollen Präsentation zusammengestellt, die nun allen Kunstliebhabern offensteht. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld machte sich in dieser Woche ein Bild von der Neukonzeption und zeigte sich von der getroffenen Auswahl beeindruckt: "Hier ist ein überzeugender Querschnitt der regionalen Kunst vom 19. Jahrhundert bis heute gelungen. Ich kann nur für einen Besuch in unserem Museum werben, nachdem die pandemiebedingte Schließung weitgehend aufgehoben wurde", betonte der OB.
Unverwechselbare Handschriften
Verantwortlich für die Auswahl der Bilder und ihre Präsentation ist Museumsmitarbeiterin Franziska Becker. Aus den hauseigenen Beständen hat die Kunsthistorikerin Gemälde ausgesucht, die beispielhaft für das Werk von Künstler:innen stehen, die aus Fulda und der Region stammen oder hier gewirkt haben. In der Stadt und ihrer näheren und weiteren Umgebung haben sie in ihrer unverwechselbaren Handschrift heimische Motive auf Papier, Pappe, Holz und Leinwand festgehalten. Zugleich zeugen ihre Bilder von den Einflüssen der Kunstströmungen ihrer Entstehungszeit, die in unterschiedlichen Facetten aufscheinen. "Meine Grundidee war, einen künstlerischen Übergang von den Malern des 19. Jahrhunderts bis hin zu den Künstlern des Jungen Kunstkreises (JuKu) zu schaffen", erklärt Becker. "Dabei sollte der Fokus nicht mehr allzu stark auf den Rhönmalern und der Milseburg liegen, sondern mehr die Fuldaer Künstler mit Stadtmotiven in den Vordergrund rücken."Blick auf das Land der offenen Fernen
Trotzdem kommen die Rhön und ihre Maler nicht zu kurz: Zahlreiche exquisite atmosphärische Landschaftsbilder, unter anderem von Julius von Kreyfelt (1863-1947), lenken nach wie vor den Blick auf das Land der offenen Fernen. Das Gros der Exponate aber lädt Fulda-Freunde zu anderen reizvollen Entdeckungen ein: Auf einer Tempera-Arbeit von Pedro Schmiegelow (1863-1943) zum Beispiel blickt der Betrachter vom damals noch dörflich anmutenden Horas hinauf zum Kalvarienberg mit seinem Steinbruch. Nikolaus Kleineberg (1868-1946) fängt auf kleinformatigen Arbeiten stimmungsvoll unter anderem eine Nachtlandschaft mit Dom und Frauenberg ein und hält auf einem Bild mit der Tränke ein typisches Motiv aus Alt-Fulda fest. Fritz Pfeiffers (1878-1953) Ölbild "Langebrücke am Dom", das 1945 gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden ist, zeigt die Brücke über die Fulda noch unmittelbar vor ihrer Zerstörung. Dasselbe Motiv wählte ein Jahr zuvor auch Fritz Wolf (1891-1961). Der besonders seiner Winterlandschaften wegen geschätzte Maler, oft auch als "Winter-Wolf" bezeichnet, zeigt die Langebrücke im Schnee.Künstlerischer Aufbruch nach dem Krieg
Auch der künstlerische Aufbruch nach dem Krieg wird in der Dauerausstellung anschaulich. Zahlreiche Arbeiten von Mitgliedern des Jungen Kunstkreises Fulda (JuKu) wie Karlfried Staubach (1925-1964), Alexander Deisenroth (1915-1996), Thomas Rücker (1934-2014) oder Verena Pfisterer (1941-2013) belegen eindrucksvoll die Hinwendung zu einem neuen Sehen und Erleben unter dem Einfluss der Nachkriegsmoderne, zeugen von der individuellen Suche nach einer neuen Form des Ausdrucks und dokumentieren die Reife von Künstlerpersönlichkeiten. Eindrucksvoll offenbart sich diese Entwicklung in den zwei nebeneinander gehängten Bildern in Öl auf Leinwand von Oswald Pejas (1921-2006): Zwischen "An der Tränke" (um 1950) und "Horizontale Strukturen" (1991) liegen mehr als vierzig Jahre voller schöpferischer Kraft, in denen Pejas sowohl Arbeiten schuf, die dem Gegenständlichen verpflichtet sind, als auch abstrakte Räume aus Farben und Formen."Neu im Museum"