70 Jahre BGS/Bundespolizei

"Unwahrscheinlich viele Freundschaften": Über den Corps-Geist beim BGS

Der Bundesgrenzschutz war bis 1990 vornehmlich an der innerdeutschen Grenze stationiert. In der Region des Grenzkommandos Mitte lagen damals Hundertschaften in Fulda, Hünfeld, Bad Hersfeld und Alsfeld.
Foto: Point Alpha Stiftung

16.03.2021 / REGION - "Einmal Grenzschützer, immer Grenzschützer!" Diese Parole ist auf der Homepage des Bundesverbandes der BGS-Kameradschaften zu lesen und beschreibt ganz gut den Corps-Geist beim Bundesgrenzschutz, der am 16. März 1951 – also heute vor 70 Jahren – gegründet und 2005 in die Bundespolizei umgewandelt wurde. Erster Vorsitzender des Verbandes ist Polizeihauptkommissar a. D. Rainer Neuhann aus Hünfeld. Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS beschreibt der 65-Jährige das "ganz besondere Zusammengehörigkeitsgefühl" in der Truppe.



Der BGS war ursprünglich ins Leben gerufen worden, um die innerdeutsche Grenze zu sichern. Da alle Planspiele der Westmächte davon ausgingen, dass ein etwaiger feindlicher Einmarsch des Ostblocks durch das sogenannte Fulda-Gap erfolgen würde, wurden in Osthessen gleich vier Standorte eingerichtet: in Alsfeld, Bad Hersfeld, Hünfeld und Fulda. Vom letzteren hat der Fuldaer Fotograf Hubert Weber über die Jahrzehnte wunderbare Schwarzweißaufnahmen gemacht, von denen O|N hier einige veröffentlicht.

"Osthessen gehörte zum Grenzschutzkommando Mitte. Hier waren nicht nur BGSler aus Hessen stationiert, sondern auch aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland", erklärt Rainer Neuhann. "Der Dienst ging bis Samstagmittag, also sind viele übers Wochenende gar nicht nach Hause gefahren, sondern in der Stadt geblieben. Unwahrscheinlich viele Freundschaften haben sich dabei entwickelt." Es wird berichtet, dass in Fulda die Hauptwache ein beliebter "Treffpunkt der Kameraden und Mädels" war, wo es ziemlich gesellig zugegangen sein soll.

Anfang der 1970er Jahre wurde die erste örtliche BGS-Kameradschaft gegründet, mittlerweile gibt es unter dem Dach des Bundesverbandes 22 davon. Man trifft sich mehrmals im Jahr, macht Wanderungen oder unternimmt Familienfahrten. "Das ist dann immer wie eine Art Klassentreffen", sagt Rainer Neuhann. "Und das Schönste ist: Weil damals sämtliche BGS-Schulungen in Lübeck stattfanden, trifft man überall alte Bekannte – egal ob in Bayern oder in Norddeutschland."

Bei aller Nostalgie darf freilich nicht vergessen werden, dass der Dienst an sich eine ernste Angelegenheit war. So galt es nicht nur die innerdeutsche Grenze zu sichern, sondern vor dem Schengener Abkommen auch alle anderen. Auch kamen über die Jahrzehnte weitere Herausforderungen hinzu. Etwa die Terrorbekämpfung in Gestalt der GSG 9, man übernahm die Aufgaben der Bahnpolizei und die Flugsicherung. Rainer Neuhann, der seine Ausbildung 1974 begann und am 31. Dezember 2016 pensioniert wurde, war selbst acht Jahre als Gruppenleiter am Frankfurter Flughafen stationiert.

Schutz von Bundesorganen, Unterstützung der Länder bei besonderen Lagen, Unterstützung des Bundeskriminalamtes und des Auswärtigen Amtes – eine Umwandlung zur Bundespolizei war nur folgerichtig. Der Name mag ein anderer sein, der alte Geist aber ist geblieben. (Matthias Witzel) +++


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