Trockene Sommer und Weiterbau der A49

Angst um die Trinkwasserversorgung: "Sorgen werden nicht ernst genommen"

Ist die Trinkwasserversorgung im Vogelsberg gefährdet?
Symbolbild: Pixabay

05.03.2021 / REGION VB - Der Protest gegen den Bau der A49 oder die Sorge, die 1,5-Grad-Grenze bis zu 2040 einzuhalten, sind nur zwei Punkte von vielen, weshalb sich die Partei "Klimaliste Vogelsberg" im Dezember vergangenen Jahres neu gegründet hat. Bereits Anfang Februar hatten die Parteimitglieder einen offenen Brief an Bund und Land versandt und darin ihre Besorgnis hinsichtlich einer gesicherten Trinkwasserversorgung im Vogelsbergkreis zum Ausdruck gebracht.



Nun ärgert sich die Partei, denn bis heute habe bis auf einer Ausnahme niemand auf den Brief, der an Priska Hinz, Volker Bouffier, Tarek Al-Wazir und Andreas Scheuer gerichtet war, reagiert.

Trockene Sommer und die A49

In dem offenen Brief heißt es: "Die Folgen des immer weiter fortschreitenden Klimawandels, wie schneearme Winter, kurzzeitige Oberflächenabflüsse nach Starkregen und lange Hitzeperioden, sind dafür verantwortlich, dass die Grundwasserspiegel im Vogelsberg sinken." Als Beispiel nennt die Klimaliste die erheblichen Probleme, die bereits in trockenen Sommern in der Region aufkamen. "In Ulrichstein musste im Dürresommer 2018 das Trinkwasser in Tankwagen aus umliegenden Brunnen angeliefert werden, da die eigenen Quellen komplett ausgetrocknet waren. Im Sommer 2020 musste ebenfalls der Hochbehälter in Ulrichstein mit Tankwagen gefüllt werden. Diese Szenarien gilt es unbedingt zu verhindern."

In diesem Zusammenhang spricht die Klimaliste auch vom Weiterbau der A49, der ebenfalls unbedingt abgewehrt werden müsse. "Die Trasse verläuft unter anderem durch den Dannenröder Forst und ein Wasserschutzgebiet II, das 500.000 Menschen mit Trinkwasser versorgt. Der Dannenröder Forst ist ein gesunder Mischwald, es finden sich dort sogar nach drei trockenen Sommern noch Feucht-Biotope. Dichter Waldrand und geschlossene Baumkronen schützen den Wald vor Austrocknung." Dieses geschlossene Ökosystem werde durch die Schneise der Autobahn und die Versiegelung einer riesengroßen Fläche zerstört. "Die Folge wird sein, dass der restliche Waldboden viel schneller austrocknet, somit der Grundwasserspiegel sinkt und die Trinkwasserknappheit im Vogelsberg weiter vorangetrieben wird", so die Klimaliste besorgt. 

Die Mitglieder wollen demokratisch getroffene Entscheidungen respektieren - allerdings sollten diese nicht zu jedem Preis umgesetzt werden. "Wir sind der Meinung, dass demokratische Entscheidungen in Extremsituationen und bei sich ändernden Umständen zu hinterfragen und neu zu bewerten sind." Und deshalb fordert die Klimaliste die Bundesregierung auf, "den Weiterbau der A49 zu stoppen".



Keine Antwort von Seiten der Politiker

Doch die "Reaktionen" der Politiker auf den offenen Brief würden für die Umweltpartei zeigen, dass das Thema Grundwasserschutz und die damit verbunden Sorgen der Bürger:innen nicht ernst genommen werden. 

Vor allem von Volker Bouffier oder Tarek Al-Wazir habe sich die Klimaliste etwas anderes erwartet: "Die Nichtbeachtung durch den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir scheint schon zur Gewohnheit geworden zu sein. Unangenehme Probleme im Zusammenhang mit dem Bau der A49 werden einfach ausgesessen. Der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat wohl momentan ganz andere Sorgen, als sich mit der Gefährdung der Trinkwasserversorgung im Zusammenhang mit dem Bau einer Bundesautobahn zu beschäftigen", so das ernüchternde Fazit. (Luisa Diegel) +++

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