Neue Bürgerliste in Cornberg

Freunde des Bieres werben um Stimmen - mehr als Jobs und Kneipen ansiedeln

Freunde des Bieres werben um Stimmen
Foto: pixabay

28.02.2021 / CORNBERG - "Freunde des Bieres" treffen sich normalerweise auf einen Schoppen in froher Runde privat oder an einem geselligen Ort. Dass jemand unter dem Namen zu einer Wahl antritt, vermutet man nicht, außer es handelt sich um eine Spaßpartei. Doch weit gefehlt. Der Name der neuen Bürgerliste, die sich mit FdB abkürzt, soll bei der Kommunalwahl am 14. März in Cornberg (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) für Aufmerksamkeit sorgen, betont Spitzenkandidat Matthias Reiter aus dem Cornberger Ortsteil Rockensüß. "Wir meinen es bierernst, haben schon ganz konkrete Vorschläge", versichert er auch im Namen seiner Frau Sandra, Udo Stenzer, Dennis und Isabelle Langen sowie Pascal Grömmer, die als Sextett um die Stimmen der Cornberger werben.



Einzig Matthias Reiter hat schon Erfahrung in einem Kommunalparlament gesammelt. Er saß schon als junger Mann in Sontra, wo er aufgewachsen ist, für die CDU im Stadtparlament und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des AfD-Kreisverbands, trat aber 2018 aus. "Ich komme mit Menschen gut zurecht, gehe die Dinge hart an, aber pflege keine Feindschaften", kommentiert er den Austritt. Bereits im Jahr 2009 ist er gemeinsam mit seiner Frau aus Süddeutschland nach Rockensüß gezogen. In dem in Eigenleistung renovierten Haus wachsen die drei Söhne Hagen, Thoralf und Einar auf, seine Frau arbeitet als Krankenschwester und er ist Inhaber der Firma Reiter Arbeitsschutz. 2014 kandidierte er als Zugezogener erfolglos als Bürgermeister in Cornberg.

"Ich vertrete nicht nur Jugendliche, die ältere Generation, Familien und Vereine, sondern auch die Gewerbetreibenden, kämpfe für Arbeitsplätze und schlage mit meinen Mitstreiter:innen vor, bei Neuansiedlung von Betrieben diese drei Jahre lang von der Gewerbesteuer zu befreien. Wohl wissend, dass wir in einer strukturschwachen Gegend wohnen, die A44 zwanzig Jahre zu spät gebaut wurde und somit auch Cornberg den Anschluss verpasst hat". Dennoch ist die Gemeinde im Herzen Deutschlands zum Beispiel für Logistiker hoch interessant, ist Reiters Meinung.

"Jobs und Kneipen wollen wir ansiedeln", betont er lachend, aber durchaus ernst gemeint. "Bei der Aufstellung einer Liste für die Kommunalwahl saßen wir bei einem Bier zusammen. So kam es zum Namen", erklärt der 51-Jährige, der das Kloster Cornberg als ein Juwel im Ort benennt, das dringend aufgewertet werden muss. Aktuell ist das Kloster wegen fehlender Pächter nicht bewirtschaftet. Dabei bieten die verschiedenen Räumlichkeiten, der romantische Innenhof und das Außengelände beste Voraussetzungen für Veranstaltungen aller Art und Feiern zu allen möglichen Anlässen. Der rührige Kulturverein hat schon mehrfach mit Kulturangeboten gepunktet.  Auch Fahrradtouristen könnten hier verweilen und übernachten. Damit ist schon ein weiteres Thema angesprochen, nämlich den Ausbau des Radwegenetzes.

Außer den Eheleuten Reiter leben alle Freunde des Bieres im Kernort. "Wir wollen vor allem den Cornbergern eine stärkere Stimme geben und uns damit von der CBL, die hauptsächlich die Rockensüßer und Königswälder Interessen vertritt, abheben. Cornberg, von jeher SPD-Hochburg, soll eine weitere Wahl haben und das bewusst parteiunabhängig. Sandra Reiter und weitere vier Freunde des Bieres sind unter vierzig Jahre jung und haben damit vor allem auch junge Familien auf der Agenda. "Wir wollen uns für den Erhalt des Kindergartens mit drei Gruppen und für die Grundschule vor Ort stark machen". Nicht nur für die nächsten Jahre, sondern dauerhaft. Das ist wichtig, denn Cornberg bietet bezahlbare Immobilien, aber auch erschwingliches, bereits erschlossenes Bauland, was gerade für Familien ein Anreiz ist. Dennoch ist Cornberg wie viele andere Gemeinden auch vom demografischen Wandel hart betroffen. Es gibt im Gemeindeparlament viel zu tun, um gegenzusteuern.

Reiter betont, dass die Mitglieder der FdB-Liste auch Freunde bei SPD, CBL und CDU hätten. "Deren gute Ideen werden wir natürlich mittragen", versichert Reiter, der sich zudem freut, dass mit der Wahl zur neuen Gemeindevertretung auch bei den anderen Parteien mit jüngeren Kandidat:innen ein Generationenwechsel vollzogen wird. Auf sich aufmerksam machen können sich die Freunde des Bieres in allen drei Dörfern Corona konform hauptsächlich mit dem Verteilen von Flyern in den einzelnen Haushalten. Sandra Reiter wünscht sich, dass Cornberg und die beiden Ortsteile Rockensüß und Königswald enger zusammenrücken. "Ein großes Fest für alle Mitbürger:innen" schlägt sie vor und damit ist sie nicht allein. Vielleicht ist bis dahin das Kloster wieder belebt worden. Die Gaststätte "Cornberger Höhe"  steht für ein gemütliches Beisammensein dann durch Schließung wohl nicht mehr zur Verfügung. (Gudrun Schmidl) +++         





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