Neue Attraktionen für historische Innenstadt

Drei Millionen Euro zum Start: Konkrete Planungen für die Kulturbrauerei

In der historischen Innenstadt wird in den kommenden Jahren vor allem auch auf dem ehemaligen Brauereigelände saniert und erneuert
Fotos: Hans-Hubertus Braune

25.02.2021 / SCHLITZ - Sie ist bildhübsch, gemütlich und urig: Die Innenstadt von Schlitz im Vogelsbergkreis. Alle zwei Jahre genießen Tausende Besucher die herrliche Atmosphäre zwischen den insgesamt fünf Burgen. Doch ansonsten ist es ruhig in den Gassen. Eingekauft wird vor allem entlang der Discounter-Meile an der Hauptstraße. Dabei hat das Areal rund um die Hinterburg und dem Marktplatz so viele schöne Eckchen zu bieten. Das Bild der traditionsreichen Schönheit soll nun deutlich aufgewertet werden.



Helfen wird das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept ISEK. Innerhalb der nächsten zehn bis 15 Jahre sollen rund 22 Millionen Euro in unterschiedliche Projekte investiert werden. Dafür werden von der GSW Worms in Abstimmung mit der Stadt Schlitz jährliche Fördermittel beantragt und koordiniert. Schritt für Schritt sollen die einzelnen Ideen und Projekte verwirklicht werden. Am Mittwoch stellte die Stadt zusammen mit Architekt Diplom-Ingenieur Rainer Tropp sowie Mathias Olschewski und Wolfgang Isack (GSW) die ersten konkreten Maßnahmen vor. Im Fokus steht dabei das ehemalige Brauereigelände.

Kultursaal macht den Anfang

Gut zwei Millionen Euro Fördermittel von Bund und Land (Programm "Lebendige Zentren") sowie 913.000 Euro, welche die Stadt selbst finanzieren muss, stehen zur Verfügung. In einem ersten Schritt werden die detaillierten Planungen für einen Kultursaal mit entsprechenden Nebengebäuden erstellt. Diese müssen europaweit ausgeschrieben werden. In einem Jahr sollen die Pläne dann so weit fertig erstellt sein und es kann mit ersten sichtbaren Umbaumaßnahmen losgehen. Konzerte, Kleinkunst, Ausstellungen oder Theater sollen hier eine Location bekommen. Bislang wird für Sitzungen der Stadtpolitik, Trauungen oder kulturelle Veranstaltungen der Saal in der Vorderburg genutzt - allerdings zur Miete und der Brandschutz wird dort schon länger moniert, wie Tropp erklärt. Auch das Museum soll später in die neue Kulturbrauerei umziehen.

Das sind zwei der vielen Mosaiksteine. Das ehemalige Garagengebäude an der Westseite zum Brauereigelände soll zu einer öffentlicher Toilettenanlage und einem Bistro oder Café sowie mitorganisierter Touristeninformation umgebaut werden. Für die historischen Fachwerkgebäude und das Sudhaus mit Nebengebäude hat ein privater Investor zumindest Interesse. Dieser möchte eine Gastronomie, vielleicht eine kleine Brauerei und Wohnungen bauen. Die Realisierung ist von den Auflagen und Bestimmungen der Denkmalfachbehörden abhängig.

Im Frühjahr soll zunächst eine neue Trafostation gebaut werden, die die vorhandenen Stromleitungen erneuert und verbessert. "Wir wollen eine vorbildliche Energieversorgung", sagt Tropp. Auch dies ist Inhalt des Leitfadens für die gesamte Brauerei. Ein zusätzlicher Faktor ist der Denkmalschutz.

Woolworth-Gebäude soll abgerissen werden


Eine weitere Baustelle ist das Areal der Günthergasse. Das ehemalige "Woolworth"-Gebäude hat die Stadt inzwischen gekauft - es soll abgerissen werden und ein kleiner Platz mit Parkfläche entstehen. Die Nachbargebäude 25 und 27 will die Stadt ebenfalls kaufen, hier besteht noch kein Einvernehmen mit dem Eigentümer. Dort ist ein Neubau mit Wohnungen und Flächen für Läden und Dienstleistungen vorgesehen.

Ein Verkehrsgutachten, welches auch den öffentlichen Nahverkehr und das Radwegeangebot in den Blick nimmt, gehören ebenso zum Gesamtkonzept wie die Installationen von zwei Aufzügen - einer von der Günthergasse zum Brauereihof und ein  weiter bis zum Hinterturm - und Gestaltung von Parkflächen und die Renaturierung des Sengelbachs.

Die Belebung der Innenstadt ist in Schlitz ein ganz besonderes und umfangreiches Vorhaben. Auch private Investitionen können und sollen gefördert werden. Es ist eine Mammutaufgabe für die wunderschöne Stadt - wie schnell der Plan umgesetzt werden kann, hängt maßgeblich von den Förderzusagen von Bund und Land ab. Ein Anfang aber ist jedenfalls gemacht. (Hans-Hubertus Braune) +++

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