"Versprechungen, aber keine Hilfe"

Weidetierhalter sind empört: Entwurf des Wolfsmanagementplans vorgestellt

Nun liegt er vor, der Entwurf des hessischen Wolfsmanagementplans
Symbolbild: Pixabay

24.02.2021 / REGION - Am vergangenen Freitag stellte Staatssekretär Oliver Conz im Rahmen einer Videokonferenz den Entwurf des hessischen Wolfsmanagementplans vor. Neben Tierhalterverbänden waren diesmal auch Vertreter aus dem Naturschutz, der Landwirtschaft und der Jagd geladen. 



Ein flächendeckender Grundschutz der Weidetiere sei von zentraler Bedeutung, erläuterte jetzt Umweltministerin Priska Hinz. Dieser Grundsatz würde weiterhin bestehen bleiben und solle um zusätzliche Fördermittel in Gebieten mit sesshaften Wölfen ergänzt werden.

Für eine bessere Existenzsicherung habe Hessen im letzten Jahr eine Weidetierprämie für Schafe und Ziegen eingeführt. 430 Betriebe hätten daraufhin eine Million Euro Fördergelder erhalten. Außerdem sei die Herdenschutz-Grundprämie im letzten Jahr von 31 Euro/Hektar auf 40 Euro/Hektar flächendeckend für ganz Hessen angehoben und die Förderbedingungen vereinfacht worden. Im Rahmen dieser Förderung hätten 2020 rund 550.000 Euro an 427 Weidetierhaltungen ausgezahlt werden können.

Sowohl die Weidetierprämie als auch die Herdenschutz-Grundprämie sollen laut Ministerium attraktiver gestaltet werden, unter anderem durch eine Absenkung der Zugangsvoraussetzungen. Außerdem sollen Tierhalter im Umfeld ansässiger Wölfe künftig Unterstützung bei zusätzlichen Maßnahmen zum Herdenschutz erhalten, sowohl für Investitionen als auch für laufende Betriebsausgaben.

"Regelungen für den Umgang mit dem Wolf wollen wir zusammen mit den Weidetierhalterinnen und -haltern entwickeln. Die Gespräche mit den Verbänden werden wir daher im Rahmen einer AG ‚Wolf in Hessen‘ zu einer festen Institution machen", sagte die Umweltministerin.

Neues Wolfszentrum als zentrale Institution

Als zentrale Anlaufstelle für Wolfsmonitoring und -management in Hessen wird beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ein "Wolfszentrum Hessen" (WZH) eingerichtet. Zusätzlich zu den bisherigen Aufgaben im Rahmen des Wolfsmonitorings wird das WZH künftig auch Managementaufgaben wahrnehmen. Unterstützt wird das Wolfszentrum weiterhin von den ehrenamtlichen Wolfsberater:innen sowie einem landesweiten Netz von hauptamtlichen Ansprechpersonen bei den Hessischen Forstämtern.

Wie geht es weiter?

"Unser oberstes Ziel sind gemeinsame Rahmenbedingungen, die für alle Beteiligten nachvollziehbar und tragbar sind", so Hinz. "Wir haben die Anregungen und Kritikpunkte der Weidetierhalter sowie der Naturschutzverbände und der Jagd aufgenommen. Die Verbände bekommen außerdem noch einmal Zeit, zu dem vorgelegten Entwurf schriftlich Stellung zu nehmen. Eine Veröffentlichung folgt dann in den kommenden Wochen".

Nicht zufrieden

Reinhard Heintz, Schafhalter und Vorsitzender des Hessischen Verband für Schafzucht und –haltung zeigt sich nach der Veranstaltung empört: "Die Landesregierung traut sich nicht an ergebnisorientierte und juristisch klar definierte Maßgaben. Diese würden bedeuten, dass die Politik auch in der Konsequenz zum Handeln gezwungen wäre, wenn es um den Abschuss eines übergriffigen Wolfes ginge."

Weiter führte er aus, dass auch die künftige Gesetzeslage, als auch die Maßnahmenplanung kompliziert sowie praxisfern seien. Die Weidetierhalter könnten die Vorgaben, um eine Förderung zu erhalten, nicht erfüllen. "Die Hürden werden immer höhergesteckt, so dass der Aufwand in keinerlei Relation mehr zum möglichen Ergebnis steht." Heintz weiter: "Wenn man bedenkt, dass es das Land Hessen immer noch nicht geschafft hat, eine flächendeckende Förderung für die Mindestschutzanforderungen umzusetzen und damit ein Großteil der Herdenschutzkosten sowieso schon auf der Weidetierhaltung lastet, sind die neuen Ansätze umso grotesker."

Den Entwurf des neuen Wolfsmanagementplans empfindet er als ungerecht. "In der Folge werden wir den Abwärtstrend der Weidetierhaltungen beibehalten denn uns wird entgegen aller Versprechungen in keiner Weise geholfen."(mr) +++



X