Waldgaststätte Praforst

Not macht erfinderisch: Wohnmobilrestaurant ermöglicht Ausgehen trotz Corona

Die Bewirtung erfolgt an der Tür des Wohnmobils
Fotos: Marius Auth

19.02.2021 / HÜNFELD - Heimische Gastronomen gehen durch den verlängerten zweiten Lockdown auf dem Zahnfleisch. Um coronakonformes Schlemmen zu ermöglichen, wird inzwischen selbst das Wohnmobil zum Mini-Gastraum. Vor der Waldgaststätte Praforst sind am Donnerstag gleich zehn Luxus-Wohnmobile aufgefahren, in denen noch bis zum Ende des Lockdowns zwischen Bett und Fahrersitz gespeist werden kann.


Ein Haushalt plus Gast sind nach den Kontaktbeschränkungen erlaubt, maximal vier Personen passen an den Esstisch im Wohnmobil. In der Küche der Waldgaststätte wird fleißig gebrutzelt, um die opulenten Menüs vorzubereiten, dann wird direkt an die Wohnmobil-Tür geliefert. Gastronom Marc Zuspann hat Erfahrung mit kreativen Lockdown-Lösungen: Bereits im November eröffnete er in der Fuldaer Fußgängerzone einen Schnittchen-Popupstore, um sein kulinarisches Angebot weiterhin an die Kunden bringen zu können. Das Wohnmobil-Restaurant soll aus der Not eine Tugend machen: "Der verlängerte Lockdown dauert mindestens bis zum 8. März, wahrscheinlich länger. Deswegen war ich froh, als mich Marco Abel, der in Hünfeld Wohnmobile vermietet, kontaktiert hat mit der Idee, das Restaurant einfach auf Räder zu packen. Die Idee ist nicht neu, sehr wohl aber der Umfang: Wir haben hier viel Platz, es kommen nicht nur die zehn großen Wohnmobile unter, die wir stellen. Gäste können zusätzlich auch mit ihrem eigenen Wohnmobil kommen", erklärt Zuspann.

Sonntagmittags und dienstags- bis sonntagsabends steht das mobile Restaurant auf dem Parkplatz vor der Waldgaststätte Praforst zur Verfügung. Reservierungen sowie Vorbestellungen des Essens sind nötig. "Wir haben die Eröffnung unseres Wohnmobilrestaurants nur in den sozialen Medien vorangekündigt, schon kamen die Anfragen. Inzwischen sind wir schon gut ausgebucht, die Leute kommen auch aus Hanau hierher. Anscheinend gibt es ein großes Bedürfnis, auch in Lockdown-Zeiten nicht aufs Restaurant-Erlebnis zu verzichten. Uns geht es aber auch darum, in dieser Zeit den Menschen etwas Positives zu bieten." Aus drei Menüs können Gäste wählen, vom Zitronengras-Butternut-Süppchen bis zu den Garnelen mit Sweet-Chili-Dip bleiben keine Wünsche offen. Die gehobene Preisklasse soll gleichzeitig die hochpreisigen Wohnmobile vor Abnutzung schützen. Kinder unter 14 Jahren sind aus diesem Grund ebenfalls nicht erlaubt. Insgesamt kommen so gleichzeitig bis zu 25 Restaurant-Gäste in zehn Wohnmobilen unter. Die Anzahl der Sitzplätze reicht, je nach Größe des Gefährts, von zwei bis vier.

Marco Abel, Geschäftsführer von "Auto Service Abel", verspricht sich von der Aktion vor allem eine Steigerung der Nachfrage. "Wohnmobile haben in den letzten Jahren ohnehin schon an Popularität gewonnen, Corona hat das noch verstärkt. Wer hier im mobilen Restaurant erlebt, wie angenehm und komfortabel das Ambiente ist, kann sich vielleicht auch vorstellen, mit einem Wohnmobil in den Urlaub zu fahren." Vollklimatisiert und mit gut bestückter Minibar versehen, erlauben die Wohnmobile eine für Restaurants ungewöhnliche Privatsphäre, Séparées mit vier Rädern gleich. Ab und zu klopft der Kellner diskret an der Tür und serviert den nächsten Gang. Nur für den Toilettengang muss das angrenzende Forsthaus aufgesucht werden. (mau) +++

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