Unfassbare Tat

Nach Schuss-Attacke: Turmfalke erfolgreich ausgewildert

Endlich Freiheit: nach rund vier Wochen wurde der Turmfalke wieder in die Freiheit entlassen.
Fotos: Gerhard Manns

13.02.2021 / RONSHAUSEN - Warum wird auf einen Vogel in freier Wildbahn geschossen? Diese Frage stellt sich auch Falkner Michael Schanze aus Haunetal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) immer wieder. Zwischen fünf bis acht solcher Fälle hat der hauptamtliche Falkner aus den Landkreisen Fulda, Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg zu betreuen. Nach dem Fund werden die Tiere zunächst medizinisch behandelt und dann kontinuierlich wieder an die Natur herangeführt. Am Freitag wurde bei klirrender Kälte ein Turmfalke in Ronshausen wieder in die freie Wildbahn entlassen.


"Der Turmfalke wurde am 7. Januar von Anwohnerin Melanie Stephan gefunden. Ich wurde daraufhin kontaktiert und am nächsten Tag war ich mit dem Vogel beim Tierarzt. Dort wurde festgestellt, dass der Falke angeschossen wurde - dies belegen auch die Röntgenaufnahmen", erinnert sich Schanze. Ohne das schnelle Handeln der Anwohnerin und einer umgehenden Operation wäre das Tier wohl gestorben.

Vorsätzliches Vorgehen - Polizei ermittelt


Es handelt sich dabei den Erkenntnissen nach, um eine vorsätzliche Tat - deshalb erstattete der Falkner auch Anzeige bei der Rotenburger Polizei: "Der Schuss wurde mit Vorsatz auf den Turmfalken abgefeuert. Aufgrund der schweren Verletzungen am Flügel wird davon ausgegangen, dass sich der Vorfall in der Nähe des Fundortes ereignet hat. Das macht die Arbeit für die Polizei einfacher, zudem haben sie auch das abgefeuerte Projektil gesichert", ergänzt der hauptamtliche Falkner.

In den vergangenen vier Wochen übernahm Schanze zwar die Betreuung des Falken, eine besondere Nähe entwickelte er aus einem bestimmten Grund allerdings nicht: "Man darf nicht vergessen, dass wir es mit Wildtieren zu tun haben. Nach einer gewissen Zeit sollen sie auch wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Bei einer zu großen Bindung mit dem Menschen kann es zu Problemen im freiheitlichen Leben des Tieres kommen."

Rund 6.000 Kilometer fährt Schanze im Jahr, um Wildtiere aufzunehmen und nach einer gewissen Zeit wieder auszusetzen. Dabei wird der Falkner von den Landkreisen Fulda, Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg finanziell unterstützt. Momentan sind drei Tiere in der Aufzucht in Ronshausen - im Sommer können es bis zu 30 Tiere gleichzeitig sein.

Über die weitere Entwicklung der Wildvögel nach ihrer Auswilderung ist indes wenig bekannt. Gemeinsam mit interessierten Universitäten will Falkner Michael Schanze eine weltweite Studie beginnen, um weitere Erkenntnisse zum Verhalten der Tiere nach der Auswilderung zu erhalten. (Kevin Kunze)+++

X