O|N-Leser empört!
Große Diskussion um Impfreihenfolge: "Impfdosen wären sonst verfallen"
Symbolbild: O|N
11.02.2021 / REGION VB -
Nachdem der Hessische Rundfunk über die Fuldaer DRK-Präsidentin berichtet hatte, die sich angeblich bei der Corona-Impfung vorgedrängelt haben soll, sorgte das Thema am Mittwochmorgen für große Aufregung. Daraufhin meldete sich am selben Morgen ein O|N-Leser bei uns, der einen ähnlichen Vorgang im Vogelsberg beobachtet haben will.
"Dies ist leider kein Einzelfall! Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass im Vogelsberg genau dasselbe passierte. Die DRK-Kreisverbände Alsfeld und Lauterbach waren an einem inoffiziellen Impftermin im Impfzentrum Alsfeld (30.12.2020). Dabei fiel auf, dass es sich nahezu ausschließlich um die Chefetage, sowie gute Freunde der Chefetage handelte. Selbst ehrenamtliche Kräfte (Bereitschaftsleiter) und ein ehemaliger Chef waren anwesend."
"Unding - so etwas darf nicht passieren"
Für den anonymen O|N-Leser ein "Unding" - denn es stünden Menschen an vorderster Front, die täglich mehrfach mit teils schweren Covid-Patienten zu tun haben. "Und die Chefetage, die sich nachweislich nicht im Einsatzdienst o.ä. befindet, greift sich die ersten Impfungen ab? So etwas darf einfach nicht passieren!"Auf O|N-Nachfrage bestätigte die Kreispressestelle am Mittwochnachmittag, dass es Impfungen gegeben hat. Es seien 15 Personen der Task-Force und 17 Mitglieder des Impfzentrums und Rettungsdienstmitarbeiter geimpft worden. Außerdem seien am 30. Januar 85 Menschen im Eichhof Krankenhaus Lauterbach und 32 in der Hessenhalle Alsfeld geimpft worden.
DRK-Kreisverband nimmt Stellung
Der DRK-Kreisgeschäftsführer Thorsten Ellrich nahm am Nachmittag Stellung - diese veröffentlichen wir im Wortlaut:
In der zweiten Dezemberhälfte 2020 konnte inzwischen aus über 15 haupt-, neben- und ehrenamtlichen geeigneten Mitarbeitenden eine "Task-Force Pflegeunterstützung" gebildet werden. Das Angebot des Vogelsbergkreises für die Impfung kam erst später am 29. Dezember 2020 und war zu keinem Zeitpunkt verbunden mit Zusagen des Engagements in der "Task-Force Pflegeunterstützung". Die Erstimpfung gegen COVID-19 wurde am 30. Dezember 2020 15 Helfenden der "Task-Force Pflegeunterstützung" verabreicht. Die Task-Force-Helfer:innen haben bis jetzt bereits mehrere Einsätze in Pflegeheimen in Alsfeld und Herbstein geleistet, teilweise auf isolierten COVID-Stationen mit besonders hohem Infektionsrisiko.
Die Qualifikationen bzw. Tätigkeitsbereiche der Task-Force-Mitglieder waren von Beginn an alleinig bestimmend für die Aufnahme in die "Task-Force Pflegeunterstützung". Sie reichen von Helfer in der Pflege über Sanitätsdiensthelfer, Fachkrankenpfleger, Rettungsassistent, Rettungssanitäter, Notfallsanitäter bis hin zu Mitarbeitendem aus dem familienentlastenden Dienst. Ausschließlich aufgrund ihrer Qualifikationen im Sanitäts- und Rettungswesen befinden sich in der "Task-Force Pflegeunterstützung" auch die Geschäftsführer der beiden DRK-Kreisverbände sowie Mitarbeitende aus Verwaltung und Hausnotrufdienst."
Reste verimpft
Die Pressestelle erklärte auf O|N-Nachfrage, ob es im Vogelsbergkreis Verdachtsfälle gibt, dass Menschen die Impfreihenfolge nicht beachtet haben: "Ein Mitarbeiter des Vogelsbergkreises, der auch als ehrenamtlicher organisatorischer Leiter Rettungsdienst tätig ist, und seine Ehefrau, die in einer sozialen Einrichtung arbeitet, wurden Ende vergangenen Jahres mit Impfresten geimpft. Da Impfstoff derzeit noch nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht, dürfen keine Ressourcen verschenkt werden. Wir nutzen die Dosen, die nach einem Einsatz unserer mobilen Teams übrig bleiben. Im Falle des Kreismitarbeiters und seiner Frau handelte es sich um Dosen, die innerhalb einer kurzen Frist verimpft werden mussten, ansonsten wären sie verfallen." (Luisa Diegel) +++