Fulda testet alle Corona-Erstkontakte!
Unterschiedliche Testpraxis: Ist das der Grund für hohe Inzidenz in Fulda?
Symbolbilder: pixabay
29.01.2021 / REGION -
Äpfel kann man nicht mit Birnen vergleichen - das lernt man in der Grundschule. Mit den nach wie vor zu hohen Inzidenzwerten im Landkreis Fulda hat das vermutlich durchaus etwas zu tun. Denn nach eingehender Recherche in den Nachbarkreisen hat sich herausgestellt, dass der Umgang mit den Erstkontakten von Corona-Infizierten hier anders gehandhabt wird, als dort. Während das Gesundheitsamt Fulda nach wie vor sämtliche Personen testet, die mit einem Corona-Infizierten in Kontakt gekommen sind, verzichten die anderen Kreise darauf und schicken die so genannten Erstkontakte ohne Krankheitssymptome ungetestet in Quarantäne. So wie es übrigens das Robert-Koch-Institut vorschreibt.
Vogelsbergkreis testet nur Personen mit Symptomen
"Bei einer Ansteckung außerhalb solcher Einrichtungen – also im privaten oder beruflichen Umfeld - gehen wir streng nach den Richtlinien des Robert Koch-Instituts vor. Alle Kontaktpersonen der ersten Kategorie müssen sich in häusliche Quarantäne begeben. Somit wird die Gefahr weiterer Ansteckungen unterbunden – egal, ob getestet wird oder nicht.
Denn eine Testung ist laut RKI nur für K1-Personen vorgesehen, die Symptome zeigen. Symptomfreien K1-Personen, die sich unbedingt testen lassen wollen, ermöglicht unser Gesundheitsamt aber ebenso eine solche Testung."
Asymptomatische Kontaktpersonen zweiten Grades werden nicht routinemäßig getestet. Im Übrigen kann der behandelnde Arzt bzw. die Ärztin bei Krankheitsverdacht auch stets selbst entscheiden, ob er testet."
Auch der Landkreis Offenbach schickt die Erstkontakte ohne Symptome ungetestet in Quarantäne
(Die Antworten nach der Testpraxis im Main-Kinzig-Kreis stehen noch aus.)
"Die Testpraxis im Kreis Offenbach ist analog der Vorgaben des Robert Koch-Instituts sowie der Corona-Test-Verordnung des Bundes. Bei Personen, die Symptome zeigen, trifft diese Entscheidung der behandelnde Arzt. Alle anderen können sich jederzeit, auch asymptomatisch, auf eigene Kosten testen lassen. Der Kreis hat einen Betreiber für ein Testzentrum gefunden." Knappe Antwort auf unsere Frage: Werden alle Kontaktpersonen 1. Grades getestet?
"Prinzipiell können sich alle Personen testen lassen."
Frage: Wie viele Personen wurden im Landkreis Offenbach auf das Corona-Virus von 1.1. bis 22.1. getestet? (keine Schnelltests). Antwort: "Dazu können wir keine belastbaren Zahlen liefern, da sich alle Bürgerinnen und Bürger in einer Arztpraxis ihrer Wahl oder einem Testzentrum sowie weiteren Einrichtungen, auch außerhalb der Kreisgrenzen, testen lassen können. Negative Testergebnisse sind nicht meldepflichtig." Wird aktuell mehr getestet als beispielsweise im November oder Dezember? Antwort: "Dies kann nicht beurteilt werden."
Und was sagt der Landkreis Fulda zu der unterschiedlichen Testpraxis?
Nachteilig ist unter Umständen, dass bei unterschiedlichen Verfahrensweisen die Vergleichbarkeit zwischen Regionen leidet. Dass im Landkreis Fulda auch asymptomatische Kontaktpersonen getestet werden, kann einer der Auslöser dafür sein, dass wir in der Inzidenz höher liegen. Aber nach unserer Auffassung ist es nicht der entscheidende Erklärungsansatz dafür", erklärt Kreissprecherin Leoni Rehnert auf unsere Recherche.
Also doch Äpfel mit Birnen verglichen? OSTHESSEN|NEWS findet die Situation äußerst unbefriedigend und bleibt am Thema dran.(Carla Ihle-Becker) +++