"Wollten doch nur ein Foto machen!"
Aufregung wegen Aktion in der Friedrichstraße - OB Wingenfeld gibt Entwarnung
Fotos: Martin Engel
28.01.2021 / FULDA -
Die Einzelhändler in der Fuldaer Innenstadt haben mit einer spektakulären Aktion am Samstag auf ihre prekäre finanzielle Lage aufmerksam gemacht - O|N berichtete. "Wir wollten eigentlich nur ein Foto machen", sagt die Initiatorin Marlies Piechotka, die angesichts der verordneten Untätigkeit einfach nicht länger stillhalten konnte. "Mit der Aktion wollten wir vor allem zeigen, dass wir zueinander halten und uns gegenseitig unterstützen". Doch jemand fühlte sich berufen, die Polizei darüber zu informieren, dass da plötzlich eine Menge Menschen zusammen standen - angeblich ohne Mindestabstand. Dieser Anruf hatte zur Folge, dass Marlies Piechotka sich zwischenzeitlich quasi schon mit einem Bein im Knast sah.
Die Einzelhändlerin hatte die Aktion nicht angemeldet und wurde vom Ordnungsamt auf dieses Versäumnis hingewiesen. "Man drohte mir mit einem Ermittlungsverfahren - ich habe mich wie eine Verbrecherin gefühlt", sagt die 59-Jährige. Um die anderen Teilnehmer nicht in Schwierigkeiten zu bringen, habe sie alle "Schuld" für die Initiative auf sich genommen. Sie habe ja im besten Glauben, etwas Gutes zu tun, gehandelt, versichert sie.
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld zeigt großes Verständnis für die Aktion Fuldaer Einzelhändler am vergangenen Samstag in der Friedrichstraße. "Ich sehe dies als Hilfeschrei der Händler, um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen, was allzu gut verständlich ist".
Deshalb habe das Ordnungsamt Frau Piechotka als Initiatorin der Aktion kontaktiert und über die notwendige Prüfung informiert. Für künftige Aktionen sei zwischen dem Ordnungsamt und Frau Piechotka bereits eine verbesserte Kommunikation vereinbart worden. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld und Ordnungsdezernent Dag Wehner stellen klar, dass die Stadt nach Prüfung des Sachverhalts keine strafrechtliche Relevanz der Aktion sieht.
Frau Piechotka hatte am Dienstag per E-Mail um einen Gesprächstermin bei Oberbürgermeister Dr. Wingenfeld gebeten. In einem Telefonat am Mittwochmorgen hat Dr. Wingenfeld Frau Piechotka für heute Nachmittag zu einem persönlichen Gespräch über die problematische Lage des Innenstadthandels eingeladen. (ci) +++