"Er sitzt hier zu Unrecht"

Plädoyer im Lübcke-Prozess: Verteidiger von Markus H. bestreitet Mittäterschaft

Der Mitangeklagte Markus H. (M) steht zu Beginn eines weiteren Verhandlungstermins im Fall des Mordes an W. Lübcke zwischen seiner Anwältin Nicole Schneiders und seinem Anwalt Björn Clemens
Foto: picture alliance/dpa/AFP POOL | Thomas Lohnes

27.01.2021 / FRANKFURT AM MAIN - Im Prozess um den ermordeten Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat am Dienstag, dem vorletzten Prozesstag in der Hauptverhandlung, das Plädoyer der Verteidigung des Mitangeklagten Markus H. begonnen. Diese bestreitet eine Mittäterschaft ihres Mandanten. "Er sitzt hier zu Unrecht", sagte Verteidiger Björn Clemens.


Laut Verteidiger Clemens soll Markus H. weder konkrete noch psychische Beihilfe zur Tötung von Lübcke durch Stephan Ernst geleistet haben. Das berichtet hessenschau.de. Außerdem soll H. bei der Tat nicht anwesend gewesen sein. Stephan Ernst hat vor wenigen Wochen in einer Erklärung gesagt, dass Markus H. am Tattag mit dabei gewesen sei. Laut der Verteidigung konnten diese Schilderungen in der Hauptverhandlung nicht belegt werden.

Doch die Verteidigung von H. geht noch weiter. Markus H. soll von der "konkreten Tat keine Kenntnis" gehabt haben. Auch eine Radikalisierung Stephan Ernsts durch H. soll nicht stattgefunden haben. Markus H. soll laut Verteidigung ein "Musterbeispiel eines legalen Lebens" gelebt haben. 

Die Nebenklagevertretung der Familie Lübcke glaubt jedoch an eine direkte Mittäterschaft von Markus H. Auch die Bundesanwaltschaft forderte eine Freiheitsstrafe von neun Jahren und acht Monaten wegen Beihilfe zum Mord für Markus H.

Der Schlussvortrag der Verteidigung wird im Laufe des Tages fortgesetzt. Das Urteil wird am Donnerstag erwartet.  Bereits in der letzten Woche ergaben sich einige Fragen im Prozess. Stephan Ernst sagte bei seiner Befragung durch die Familie Lübcke, dass er bereits ein Jahr vor der Tat zusammen mit Markus H. am Haus von Walter Lübckes Sohn Christoph vorbeigegangen sei. Ernst berichtete, er habe dort Walter Lübcke zusammen mit einem Nachbarn gesehen. Als Christoph Lübcke vor wenigen Tagen als Zeuge aussagte, berichtet er ebenfalls von dieser "merkwürdigen Begegnung". Demnach könnte es statt des vermeintlichen Nachbarn auch Christoph Lübcke gewesen sein, der dort in die Augen des späteren Mörders seines Vaters blickte. Wir berichten weiter. 
(Moritz Pappert) +++


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