Kleines Geschäft in der Corona-Pandemie

Textilhaus Wahl vertraut auf Stammkunden: "Wir kennen ihre Größen auswendig"

Tabea und Mareike Lotz vor ihrem Textilhaus Wahl in Breitenbach am Herzberg
Fotos: Hans-Hubertus Braune

27.01.2021 / BREITENBACH AM HERZBERG - "Die T-Shirts liegen jetzt neben der Winterjacke", beschreibt Tabea Lotz die aktuelle Situation. Vor gut einem Jahr hat sie das Textilhaus Wahl von ihrer Mutter übernommen. In der Hauptstraße in Breitenbach am Herzberg bieten sie ihren Kunden Bekleidung für Damen, Herren und Kinder an. Zusammen mit ihrer Tochter Mareike führt sie das kleine Modehaus. Ihre Tochter hat Maßschneiderin an der Max-Eyth-Schule in Alsfeld gelernt und anschließend mehrere Jahre in einem "hochpreisigen" Geschäft in Frankfurt am Main gearbeitet. Doch sie wollte zurück aufs Dorf - zurück nach Breitenbach am Herzberg in das Geschäft ihrer Mutter.



"Wir hatten gerade angefangen, dann kam die Corona-Pandemie und wir mussten im März wieder schließen", sagt die Inhaberin. "Das war emotional echt heftig", beschreibt sie.

Wie geht es weiter mit dem Traditionshaus? Ihre Oma hatte das Geschäft etwa 1933/1934 eröffnet, 1955 wurde das Textilhaus umgebaut, bevor im Jahr 1982 ihre Eltern das Geschäft übernahmen. Es besteht also seit mehreren Generationen. Trotz der Konkurrenz von großen Häusern in den Städten oder dem Onlinehandel behaupten sie sich. Ihre Stammkunden unterstützen sie - und das ist vielleicht der Vorteil auf dem Dorf. "Ich fahre zu unseren Kunden und kenne ihre Größen teilweise auswendig", sagt Lotz. Das ist so ein bisschen wie früher. Ihr Großvater habe damals die Kleidung mit dem Fahrrad zu den Kunden auf die Dörfer gefahren, erzählt sie.

Rabattaktionen für Wintermode

In diesen Tagen kommt die bereits im vergangenen Sommer bestellte Frühjahrsmode. Viele große Geschäfte sortieren die Wintermode aus und teilweise wird die Neuware sogar in der Mülltonne entsorgt - die Lagerhaltung ist zu teuer. "Das kommt für uns nicht infrage", sagt Tabea Lotz. "Wir können unsere Ware aber nicht zurückschicken", sagt sie. Mit Rabattaktionen versuchen sie, die Ware an die Frau oder den Mann zu bringen. Was sie nicht verkaufen können, spenden sie dem christlichen Hilfsdienst. Davon können sie ihr Geschäft allerdings nicht unterhalten. Aber aufgeben ist nicht. Sie setzen auf ihre Stammkunden und blicken nach vorne. Und investieren in ihr Geschäft. In der Unterwäscheabteilung zum Beispiel haben sie einen neuen Fußboden verlegt.

Mit Mut und Zuversicht führen Tabea und Mareike Lotz ihr kleines, aber feines Textilhaus Wahl in Breitenbach am Herzberg. Wegen des Lockdowns dürfen sie derzeit ihr Geschäft nicht öffnen, sind aber täglich von zehn bis 13 Uhr telefonisch für ihre Kunden erreichbar und hoffen, dass sie die Frühjahrs- und Sommermode möglichst bald wieder direkt anbieten dürfen. (Hans-Hubertus Braune) +++

Seit vielen Jahrzehnten bietet das Textilhaus Bekleidung vor Ort

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