Nur 8 Infektionen im gesamten Bundesgebiet

Friseure hart getroffen: "Politik hat unsere Branche im Stich gelassen"

An der Aktion "Wir lassen unser Licht an" beteiligten sich viele Friseursalons im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, wie hier das Haarstudio von Janina Pfeiffer in Bad Hersfeld.
Fotos: privat

26.01.2021 / BAD HERSFELD - Harte Zeiten für die osthessischen Friseur:innen: nachdem sie am 16. Dezember ihre Geschäfte schließen mussten, stehen sie momentan allein auf weiter Flur. Aus diesem Grund beteiligte sich die Friseurinnung Hersfeld-Rotenburg an der Aktion "Wir lassen unser Licht an". Eine der Beteiligten ist Janina Pfeiffer, die einen Salon in Bad Hersfeld betreibt. OSTHESSEN|NEWS hat nachgefragt, wie schwierig die aktuelle Situation für die gesamte Branche ist. An der Aktion beteiligten sich über 20 Friseur-Betriebe im gesamten Landkreis.



"Ich hätte mir gewünscht, dass wir trotz des harten Lockdown weiterarbeiten können. Zumindest wäre es seitens der Politik gut gewesen, wenn wir früher gewusst hätten, wie es mit unserer Branche weiter geht - man fühlt sich von der Politik im Stich gelassen", zeigt sich Pfeiffer enttäuscht.

Auch die hessische Friseurdachinnung untermauert dies: in einem offiziellen Schreiben an die Bundeskanzlerin wird darauf verwiesen, dass sich zwischen Oktober und Dezember acht Personen bei einem Friseurbesuch mit Corona infiziert haben. Allerdings bei insgesamt 64,4 Millionen Kundenkontakte im gesamten Bundesgebiet. Auch beim Thema Überbrückungshilfen fordert der Verband ein Umdenken, da die Branche nicht ausreichend unterstützt werde.

Unzureichende finanzielle Unterstützung


Janina Pfeiffer, die ihr "Haarstudio" in Bad Hersfeld betreibt und 13 Angestellte inklusive Auszubildende hat, bemängelt zudem die unzureichende finanzielle Unterstützung: "Dadurch, dass wir bis Mitte Dezember gearbeitet haben, fallen wir aus der Dezember-Hilfe heraus. Gerade in den letzten Tagen vor der Schließung haben wir extrem viel gearbeitet. Es wirkt für uns, dass sich unser Fleiß überhaupt nicht ausgezahlt hat." Gerade vielfältige Investitionen, die den Infektionsschutz sicherstellten, machen sich durch die Schließung nicht bezahlt. "Als Unternehmerin ist es momentan einfach schwer enttäuschend. Deshalb ist es umso wichtiger, gemeinschaftlich mit der gesamten Innung zusammenzustehen und auf die Problematik aufmerksam zu machen - denn nur gemeinsam ist man stark", ergänzt die zweifache Mutter weiter.

Ein weiteres Problem stellt die derzeitige Schwarzarbeit im Friseurhandwerk dar: bereits in der vergangenen Woche kritisierte der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks die Bundesliga-Profis, die mit frisch frisierten Haaren an den vergangenen Spieltagen aufgelaufen waren. Auch für Pfeiffer ist das ein Problem: "Eigentlich will ich mich nicht mit diesem nervenaufreibendem Thema befassen und wahrscheinlich gibt es auch in unserem Kreis Kolleg:innen, die privat Haare schneiden. Aber auch diese Menschen muss man mit ins Boot holen, weil die es aus finanziellen Gründen machen müssen. Hätten unsere Salons zumindest teilweise geöffnet, würde es dieses Problem nicht geben."

Innovative Ideen werden kaum beachtet


"Ich hoffe, dass wir schnellstmöglich wieder öffnen dürfen, allerdings sieht die Situation bei realistischer Betrachtung anders aus, weil ich davon ausgehe, dass der Lockdown Mitte Februar erneut verlängert wird. Persönlich bin ich einfach nur enttäuscht, dass innovative Ideen und Maßnahmen kaum beachtet werden und dadurch gerade Salons vor riesigen Problemen stehen werden. Dennoch hoffen meine Kolleg:innen und ich das Beste und deshalb werden wir weiter für unsere Branche kämpfen", so Pfeiffer abschließend.

Das komplette Video der Friseurinnung Hersfeld-Rotenburg mit allen Betrieben ist unter: https://fb.watch/3eCtjGyHCo/ abrufbar. (Kevin Kunze)+++

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