Alltagsmasken auf dem Abstellgleis
Maskenhersteller sauer: "Die Entscheidung der Politik ist eine Fehlentscheidung"
Archivfotos: O|N/Gerhard Manns/Hans-Hubertus Braune
27.01.2021 / BAD HERSFELD -
Medizinische Masken sind Vorschrift - dadurch wollen Bund und Länder Corona-Infektionen an kritischen Orten minimieren. Nun dürfen in Geschäften und im ÖPNV nur noch OP-Masken oder FFP2-Masken getragen werden. Gerade für Produzenten von herkömmlichen Alltagsmasken eine bittere Nachricht.
Im Sommer besuchte Ministerpräsident Volker Bouffier die "Deutschen Filament Masken" (DFM) in Bad Hersfeld. Der Landesvater zeigte sich ob des innovativen Geistes des waldhessischen Unternehmens begeistert. Die sogenannte "Community-Maske" des Unternehmens bietet laut Vorstand der DFM, Florian Mitzscherlich, viele Vorteile: "Unsere Maske besteht aus einem antiviralen Gewebe. Dieses bietet dem Träger einen zusätzlichen Schutz, der selbst nach vielfachem Waschen nicht verloren geht." Zudem könne durch die Passform vermieden werden, dass Aerosole an den Seiten der Maske vorbei in die Atemwege gelangen könne.
"Dass Masken wie die unsere nun vom Markt verdrängt werden sollen, ist eine klare Fehlentscheidung der Politik. Eine sinnvolle Lösung würde neben den FFP2- und OP-Masken auch Masken einbeziehen, die nach dem europäischen Standard für Alltagsmasken CWA 17553 hergestellt werden", so Mitzscherlich weiter.
Die Politik hat entschieden: Das Tragen medizinischer Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften wird zur Pflicht. Der Beschluss soll die Nutzung minderwertiger Alltagsmasken mit geringer Schutzwirkung vermeiden. Eine sinnvolle Regelung, die aber nicht zu Ende gedacht ist. Denn durch die Beschränkung auf OP- und FFP2-Masken werden auch hochwertige Alltagsmasken, die einen vergleichbaren oder sogar höheren Schutz bieten, vom Markt verdrängt.
Wenig nachhaltige Entscheidung
Ein weiteres Argument, laut dem Geschäftsführer, das gegen die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken spricht: Bei den OP- und FFP2-Masken handele es sich um echte Massenware, die allein in Deutschland mehrere Millionen Mal in der Woche verkauft und entsorgt werden. "Was das bedeutet, kann jeder von uns in den Parks, Wäldern und Einkaufsstraßen der Republik beobachten", so Florian Mitzscherlich weiter. Dutzende Einwegmasken würden dadurch in Bächen und Flüssen entsorgt werden oder sogar von Tieren gefressen werden. Experten schätzen, dass durch die Entscheidung von Bund und Ländern jeden Tag zusätzlich rund 200 Tonnen nicht recycelbarer Abfall entsteht. Auch aus diesem Grund kann der Unternehmer die Entscheidung der Politik zugunsten der medizinischen Masken nicht nachvollziehen. "Unsere Politik sollte die Regelung überarbeiten und so den Weg für innovative und nachhaltige Entwicklungen aus Deutschland frei machen."
OSTHESSEN|NEWS fragte auch beim Hessischen Sozialministerium für ein Statement an, allerdings äußerte sich das Ministerium (Stand: 13 Uhr) nicht. Sobald eine Stellungnahme vorliegt, wird diese auf unserem Portal veröffentlicht. (Kevin Kunze)+++