Alltagsmasken auf dem Abstellgleis

Maskenhersteller sauer: "Die Entscheidung der Politik ist eine Fehlentscheidung"

DFM-Geschäftsführer Matthias Heß beim Rundgang im Juli mit Ministerpräsident Volker Bouffier.
Archivfotos: O|N/Gerhard Manns/Hans-Hubertus Braune

27.01.2021 / BAD HERSFELD - Medizinische Masken sind Vorschrift - dadurch wollen Bund und Länder Corona-Infektionen an kritischen Orten minimieren. Nun dürfen in Geschäften und im ÖPNV nur noch OP-Masken oder FFP2-Masken getragen werden. Gerade für Produzenten von herkömmlichen Alltagsmasken eine bittere Nachricht.



Im Sommer besuchte Ministerpräsident Volker Bouffier die "Deutschen Filament Masken" (DFM) in Bad Hersfeld. Der Landesvater zeigte sich ob des innovativen Geistes des waldhessischen Unternehmens begeistert. Die sogenannte "Community-Maske" des Unternehmens bietet laut Vorstand der DFM, Florian Mitzscherlich, viele Vorteile: "Unsere Maske besteht aus einem antiviralen Gewebe. Dieses bietet dem Träger einen zusätzlichen Schutz, der selbst nach vielfachem Waschen nicht verloren geht." Zudem könne durch die Passform vermieden werden, dass Aerosole an den Seiten der Maske vorbei in die Atemwege gelangen könne.

"Dass Masken wie die unsere nun vom Markt verdrängt werden sollen, ist eine klare Fehlentscheidung der Politik. Eine sinnvolle Lösung würde neben den FFP2- und OP-Masken auch Masken einbeziehen, die nach dem europäischen Standard für Alltagsmasken CWA 17553 hergestellt werden", so Mitzscherlich weiter.

Durch ihre optimale Passform verhindert die Maske außerdem, dass Aerosole an den Seiten der Maske vorbei in die Atemwege gelangen, wie dies bei medizinischen Masken häufig der Fall ist. Die Politik sei nun gefragt, eine entsprechende Nachbesserung vorzunehmen. "Alles andere wäre ein Konjunkturprogramm für chinesische Produzenten und ein Schlag ins Gesicht für deutsche Unternehmen, die Masken in höchster Qualität anbieten", fordert Mitzscherlich.

Die Politik hat entschieden: Das Tragen medizinischer Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften wird zur Pflicht. Der Beschluss soll die Nutzung minderwertiger Alltagsmasken mit geringer Schutzwirkung vermeiden. Eine sinnvolle Regelung, die aber nicht zu Ende gedacht ist. Denn durch die Beschränkung auf OP- und FFP2-Masken werden auch hochwertige Alltagsmasken, die einen vergleichbaren oder sogar höheren Schutz bieten, vom Markt verdrängt.

Wenig nachhaltige Entscheidung


Ein weiteres Argument, laut dem Geschäftsführer, das gegen die Pflicht zum Tragen medizinischer Masken spricht: Bei den OP- und FFP2-Masken handele es sich um echte Massenware, die allein in Deutschland mehrere Millionen Mal in der Woche verkauft und entsorgt werden. "Was das bedeutet, kann jeder von uns in den Parks, Wäldern und Einkaufsstraßen der Republik beobachten", so Florian Mitzscherlich weiter. Dutzende Einwegmasken würden dadurch in Bächen und Flüssen entsorgt werden oder sogar von Tieren gefressen werden. Experten schätzen, dass durch die Entscheidung von Bund und Ländern jeden Tag zusätzlich rund 200 Tonnen nicht recycelbarer Abfall entsteht. Auch aus diesem Grund kann der Unternehmer die Entscheidung der Politik zugunsten der medizinischen Masken nicht nachvollziehen. "Unsere Politik sollte die Regelung überarbeiten und so den Weg für innovative und nachhaltige Entwicklungen aus Deutschland frei machen."

Die Hersfelder Kleiderwerke haben zu Beginn der Pandemie ihr Sortiment auf die Maskenherstellung umgestellt. Sebastian Schnetgöke von den Kleiderwerken erklärte auf OSTHESSEN|NEWS-Anfrage. "Natürlich hat uns die Entscheidung der Bundesregierung überrascht und wir können nicht ganz nachvollziehen, weshalb die Stoffmaske, die seit April 2020 Pflicht ist, auf einmal nicht mehr hilft die Ausbreitung von COVID-19 abzuschwächen. Wir hoffen, dass die FFP2- bzw. OP-Masken zu einem fairen Preis für die Bevölkerung erhältlich sind und die Preise nicht wieder explodieren." 

OSTHESSEN|NEWS fragte auch beim Hessischen Sozialministerium für ein Statement an, allerdings äußerte sich das Ministerium (Stand: 13 Uhr) nicht. Sobald eine Stellungnahme vorliegt, wird diese auf unserem Portal veröffentlicht. (Kevin Kunze)+++

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