"Keiner weiß, was noch kommen wird"

Wie geht es der Wirtschaft wirklich? - IHK gibt Ausblick auf 2021

IHK-Geschäftsführer Michael Konow stellte die Konjunkturlage im Landkreis Fulda vor
Foto: O|N

21.01.2021 / FULDA - "Die Corona-Krise prägt weiterhin die Konjunktur in der Region Fulda", kommentiert Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn, die er am Mittwochnachmittag in einer Zoom-Konferenz vorstellte. Die derzeitige Geschäftslage wird dabei von noch knapp 47 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Von einer schlechten Lage sprechen - wie schon in der Herbst-Umfrage - rund 33 Prozent.



Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage hat sich von knapp 15 Prozent (Herbst 2020) auf knapp 21 Prozent im Januar verbessert. Weiterhin negativ sind die Erwartungen: Eine schlechtere Lage erwarten rund 34 Prozent der Firmen (Herbst 2020: 22 Prozent). 52 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Herbst 2020 waren 50 Prozent dieser Ansicht.

Als Ergebnis der Bewertung der derzeitigen wie auch der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ist der Geschäftsklimaindex, der zwischen 0 und 200 Punkten liegen kann, von 93,1 Punkten (Herbst 2020) auf 84,2 Punkte gesunken. Dies spiegelt die weiterhin Corona-bedingte große Unsicherheit in der regionalen Wirtschaft wider. Vor einem Jahr lag dieser Wert bei noch 109,5 Punkten. Es ist der niedrigste Wert seit Jahren. "Im Mittel liegt er für die Region Fulda bei 110", so Konow

Gastgewerbe beurteilt Lage besonders negativ 

In den einzelnen Branchen ist die Konjunktureinschätzung sehr unterschiedlich. Besonders negativ beurteilt das Gastgewerbe die aktuelle konjunkturelle Lage. Hier bewerten alle befragten Unternehmen die Lage als schlecht und nur 25 Prozent erwarten eine verbesserte zukünftige Geschäftslage. "Es gibt nicht ein Unternehmen, das die Gegenwart als gut bewertet. Das gab es noch nie", sagt Konow bei der Präsentation der Konjunkturdaten.

Bei den Industriebetrieben hingegen hat sich die Lage verbessert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen nur noch 13 Prozent der befragten Unternehmen nach zuletzt knapp 30 Prozent. Von einer guten Situation berichten rund 17 Prozent der Firmen. 60 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer in etwa gleichbleibenden und jeweils 20 Prozent von einer eher günstigen beziehungsweise einer eher ungünstigeren Geschäftslage aus. Der Handel berichtet von einer überwiegend guten bis befriedigenden aktuellen Wirtschaftslage (27 beziehungsweise 36 Prozent), wobei sich die Zahlen gegenüber der letzten Umfrage deutlich verschlechtert haben.

Die Unsicherheiten über die weitere konjunkturelle Entwicklung spiegelt sich erneut in der Investitionsbereitschaft wider. Fast 49 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Investitionsabsichten reduziert. Von steigenden Investitionen gehen nur knapp 20 Prozent der Betriebe aus. Hauptmotive für Investitionen sind Ersatzbedarf (64 Prozent) und Rationalisierung (40 Prozent), nicht jedoch Produktinnovationen (35 Prozent), Kapazitätsausweitung (18 Prozent) oder Umweltschutz (17 Prozent).

Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte steigen

Bislang haben die fiskalpolitischen Maßnahmen dafür gesorgt, dass die Insolvenzen im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich gesunken sind. Dieser Trend ist auch im Landkreis Fulda zu beobachten. Gab es im ersten Halbjahr 2020 noch 33 Unternehmensinsolvenzen im Landkreis Fulda, so sank diese Zahl im zweiten Halbjahr auf lediglich vier. Und das, obwohl die Wirtschaft enorm unter den Auswirkungen der Pandemie leidet. Droht also im Jahr 2021 eine Insolvenzwelle?

"Meiner Einschätzung nach wird es auch 2021 kein Massensterben von Unternehmen geben, weil die fiskalpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung wirken", sagt Wolfram Busold, Geschäftsführer von Creditreform Kassel-Fulda. Mit einem Anstieg rechnet er aber dennoch. Er schätzt, dass es deutschlandweit bis zu 24.000 Unternehmensinsolvenzen geben könnte. 2020 waren es 17.000. Eine genaue Prognose sei aber schwierig, da es schwer zu beurteilen sei, wie es der Wirtschaft wirklich geht. "Es ist ein bisschen wie bei der Katze im Sack. Keiner weiß, was noch kommen wird", so Busold. 

Prognosen bleiben schwierig 

Die Zahl der Firmen, die von einem Beschäftigungsabbau ausgehen, ist zwar deutlich größer (27 Prozent) als die Zahl der Betriebe, die zusätzliche Beschäftigung planen (8 Prozent), hat sich aber gegenüber der letzten Umfrage verringert (33 versus 6 Prozent). 25 Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden Exporten (Herbst 2020: 20 Prozent), 54 Prozent mit gleichbleibendem Exportvolumen (Herbst 2020: 47 Prozent) und 21 Prozent mit sinkenden Exporten (Herbst 2020: 33 Prozent). Als größte Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung werden ein Nachlassen der Inlandsnachfrage (74 Prozent), sich verschlechternde wirtschaftliche Rahmenbedingungen (62 Prozent) und der Fachkräftemangel (47 Prozent) von den Betrieben bewertet.

"Es bleibt schwierig, die weitere wirtschaftliche Entwicklung zu prognostizieren. Vieles hängt davon ab, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt und mit welchen Maßnahmen darauf reagiert wird. Neben vielen negativen Zahlen machen die Entwicklungen im Export Hoffnung. Das ist ein gutes Signal", interpretiert Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage. (fh/pm) +++

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