Licht und Schatten
Wie hart treffen Lockdown und Corona-Krise die heimische Wirtschaft?
Fotos: Gerhard Manns
11.01.2021 / KREIS HEF-ROF -
Ziehen die zweite Corona-Welle und der verlängerte Shutdown die Konjunktur wieder nach unten? Ächzt die Wirtschaft unter der Krise? Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist es ein Wechselspiel aus Licht und Schatten. Während bei Bau- und Ausbauhandwerk sowie Logistikern die Auftragsbücher gefüllt sind, gucken Einzelhändler, Gastromomen, Caterer und Friseure in die Röhre. OSTHESSEN|NEWS hat sich im Landkreis Hersfeld-Rotenburg umgehört.
Das sagen der Gastronom und der Caterer
"Die Lage ist sehr angespannt", berichtet Uwe Koch, Inhaber des Landgasthofs und Hotels Jossatal in Oberjossa, einem Ortsteil von Breitenbach am Herzberg (Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Ein bisschen Umsatz könne er durch gewerbliche Übernachtungen an den Wochentagen und durch Speisen zum Abholen generieren. "Am Wochenende herrscht bei uns tote Hose. Wenn es noch drei Monate so weiter geht, sehe ich für uns Gastromomen und Hoteliers schwarz." Betriebe, die Pacht zahlen müssten, treffe es besonders hart.
"Feierlichkeiten und Großevents sind komplett weggebrochen", erzählt Frank Bücking, der gemeinsam mit seiner Frau Heike in dritter Generation den Catering-Service Bücking in Bad Hersfeld betreibt. "Wir haben den Betrieb komplett eingestellt. Allein letztes Jahr hatten wir Umsatzeinbrüche in Höhe von 84 Prozent zu verzeichnen." Die Catering- und Eventbranche leide massiv unter der Corona-Krise. "Trotzdem: die Hoffnung stirbt zuletzt – wir gehen für die Zeit nach Corona von einem starken Nachholbedarf aus", meint der Bad Hersfelder.
Das sagen der Friseur- und der Fliesenlegermeister
"Das Ausbauhandwerk hat derzeit viel zu tun, unsere Auftragsbücher sind voll", berichtet Mark Baumgardt, Obermeister der Bauhandwerks-Innung Hersfeld-Rotenburg. Probleme bereite aktuell allerdings, an entsprechendes Material heranzukommen. "Die Zulieferer agieren momentan nur auf Bestellung und halten nichts auf Lager", erklärt der Fliesenlegermeister aus Bad Hersfeld. "Weil das Material fehlt, kommen wir auf Baustellen teilweise in Verzug von drei bis vier Wochen."
Das sagt der Stadtentwickler
Das sagen die Mittelständler
Die Auswirkungen der Corona-Krise hat auch die AEM August Elektrotechnik, der in Hohenroda-Oberbreitzbach ansässige Komplettanbieter im Bereich der Industrieautomation, zu spüren bekommen. "Uns sind einige Aufträge weggebrochen. Trotzdem befinden wir uns in der glücklichen Situation, bislang keine Kurzarbeit anmelden zu müssen", erörtert Geschäftsführer Robert Simla. Ins Jahr 2021 blickt er "verhalten optimistisch". "Ein Lockdown über den 31. Januar hinaus würde uns schwer treffen: Als Dienstleister im Segment der Automatisierung sind wir darauf angewiesen, dass die Industrie Investitionen tätigt."
"Seit dem vierten Quartal 2020 spüren wir jedoch wieder eine leichte Erholung und steigenden Export. Kurzarbeit hatten wir bisher nur einen Tag in der Woche und auch nur in einem Bereich unserer Fertigung. Da ein Sensortyp von uns in der Medizin-Technik – unter anderem bei der Covid19-Analyse – eingesetzt wird, hat sich die Auftragslage in diesem Bereich stark verbessert, sodass wir die Kurzarbeit in der Sensor-Fertigung beenden konnten", erklärt der Diplom-Ingenieur. Problematisch für das Unternehmen sei der vorherrschende Fachkräftemangel.
Das sagt der Logistiker
Die in den letzten Jahren entwickelten Prozessoptimierungen und Automatisierungen – insbesondere auch für die Zustellung an Privatkunden – hätten sich "bestens" bewährt. "Die aufgrund von Onlinebestellungen kräftig gestiegenen Privatempfängerzustellungen konnten und können ohne Probleme abgewickelt werden", berichtet Dr. Bargl. Insgesamt gehe IDS für 2020 von einer Steigerung von circa drei bis vier Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Vor diesem Hintergrund blicke das Unternehmen positiv auf das Jahr 2021 – sofern der aktuelle Lockdown nicht zu lange anhalte. (Stefanie Harth) +++