"Fühlen uns alleingelassen"

Regionale Impfzentren: Wie kommen alte Menschen von A nach B?

Das regionale Corona-Impfzentrum in Fulda öffnet am 19. Januar seine Pforten.
Archivfotos: O|N / Martin Engel / Henrik Schmitt

06.01.2021 / REGION - Annerose Richter ist verunsichert: Die 84-Jährige, die in einem kleinen Dorf im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wohnt, zählt zu dem Personenkreis, der der höchsten Priorisierungsgruppe nach der Coronavirus-Impfverordnung des Bundesgesundheitsministeriums angehört. Ab dem 12. Januar könnte die alleinlebende Witwe einen Termin für die Schutzimpfung in dem für sie zuständigen regionalen Impfzentrum in Fulda vereinbaren.



"Ich bin nicht mobil, bin körperlich eingeschränkt, lebe weit ab vom Schuss und weiß gar nicht, wie ich nach Fulda kommen soll. Bus oder Bahn zu nehmen, ist mir zu riskant und zu umständlich", berichtet Annerose Richter, die sich gerne impfen lassen möchte. "Kinder, die mich unterstützen könnten, habe ich nicht. Meine jüngere Schwester, mit der ich regelmäßig telefonisch in Kontakt stehe, lebt seit einem halben Jahrhundert im hohen Norden."

Fragen über Fragen?


Dem Sohn eines Nachbarn gehe es ähnlich: "Er pflegt seinen dementen 87-jährigen Vater und fragt sich, wie dieser den beschwerlichen Weg ins Impfzentrum antreten soll", erzählt die alte Dame. "Wird für diese Personengruppe eine Art Fahrdienst oder Krankentransport eingerichtet? Müssen wir uns ein Taxi nehmen? Das wäre bei meiner kleinen Rente viel zu teuer. Wer trägt die Kosten? Irgendwie fühlen wir alten Menschen uns alleingelassen."

OSTHESSEN|NEWS hat nachgehakt: Wie die Pressestelle des Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport mitteilt, werden Frauen und Männer, die älter als 80 Jahre sind und aufgrund körperlicher Einschränkungen ein Impfzentrum nicht aufsuchen können, zuhause geimpft. "Die mobilen Impfteams der Landkreise und kreisfreien Städte, die aktuell noch in den Alten- und Pflegeheimen im Einsatz sind, werden die Hausbesuche durchführen", heißt es aus dem Ministerium.

Das Land Hessen werde alle über 80-Jährigen schriftlich über die Anmeldungen für die persönliche Schutzimpfung informieren und ein Erfassungsverfahren für häusliche Impftermine starten. Es werde aufgrund der geringen Impfmengen noch einige Wochen in Anspruch nehmen, bis Hausbesuche durch mobile Impfteams in Hessen landesweit erfolgen können. Es sei daher nach wie vor "von großer Bedeutung", dass Angehörige sowie Pfleger die Abstands- und Hygieneregeln weiterhin beherzigen, um die betroffenen Senioren vor einer Infektion zu schützen. (Stefanie Harth) +++

Menschen, die der höchsten Priorisierungsgruppe angehören, können sich ab dem 12. Januar für ihre Corona-Schutzimpfung anmelden.

Mobile Impfteams im Einsatz: Frauen und Männer, die älter als 80 Jahre sind und aufgrund körperlicher Einschränkungen ein Impfzentrum nicht aufsuchen können, werden zuhause geimpft.

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