"Die Kunden sind traurig!"

Aus nach 56 Jahren: Traditionsbäckerei Kolb im Wallweg musste schließen

Birgit und Uwe Kolb vor leeren Regalen: die Traditionsbäckerei musste Ende November schließen.
Fotos: Yannik Overberg

05.01.2021 / FULDA - Es ist wirklich bitter: nach sage und schreibe 56 Jahren in Dauerdienstleistung für gutes Brot und leckere Brötchen muss die Fuldaer Traditionsbäckerei Kolb im Wallweg schließen. Entgegen der Ankündigung hat Bäcker Kolb seinen Laden bereits Ende November dicht gemacht. Die Regale sind ausverkauft, die Backstube verwaist und die Ladentür lässt keine hungrigen Kunden mehr hinein. Die durch Corona bedingte Rückläufigkeit der Nachfrage ist einer der Gründe für das vorzeitige Aus, gesundheitliche Gründe der Inhaber und personelle Unterbesetzung ein weiterer.



Seit 33 Jahren steht Birgit Kolb im Laden und verkauft das, was ihr Mann Uwe in der Backstube nach alter Handwerkskunst produziert hat. Damals hat sie ihn kennen- und lieben gelernt und ist nach der Hochzeit ins Geschäft eingestiegen, das ihr Schwiegervater 1964 eröffnet hatte.

Jetzt lässt ihr schlechter Gesundheitszustand kein 'Weiter so' mehr zu. Auch Uwe Kolb hat schon vor einiger Zeit eingesehen, dass er den Backbetrieb nicht länger aufrechterhalten kann und beschlossen, den Laden spätestens zum Jahresende 2020 endgültig zu schließen.

"Die viele Arbeit und das frühe Aufstehen lohnen sich einfach nicht mehr." Jede Nacht hat er ab halb zwei Uhr in der Backstube gestanden - bei ihm gab es keine vorgefertigte Ware, sondern nur ehrliche Handarbeit. "Das hatte ich mir auf die Fahne geschrieben", sagt er zu OSTHESSEN|NEWS. "Ich hab doch nicht jahrelang mein Bäckerhandwerk gelernt, um dann das Industriezeug zu backen". Er sei noch einer der Letzten seiner Zunft gewesen und seine Kunden dankten es ihm. "Seine Roggenbrötchen haben wirklich noch nach Brötchen und nicht nach eingefrorenem Teigling und Konvektomat geschmeckt."


Ein seit Jahrzehnten so gut eingeführtes Geschäft mit treuer Stammkundschaft aufzugeben, ist ein wirklich herber Verlust für Fulda. Gibt es denn keinen Interessenten, der den Betrieb übernehmen könnte? Das verneint das Ehepaar Kolb achselzuckend. Nein, da sei nichts zu machen, ein Nachfolger ist weit und breit nicht in Sicht. 

"Ja, unsere Kunden bedauern die Schließung sehr und sind wirklich traurig", sagt Birgit Kolb, aber da sei nun nichts mehr zu ändern. Sie müsse jetzt erstmal sehen, dass sie wieder gesund werde. Dann wollten sie sich etwas anderes suchen, denn bis zur Rente hätten beide noch ein paar Jahre vor sich. "Und sicher nichts mehr im Bäckerhandwerk, sondern irgendetwas Neues. Und nicht mehr in Vollzeit", sagt sie. Das stille Sterben der kleinen Bäckereien geht scheinbar unaufhaltsam weiter - es ist ein Jammer. (Carla Ihle-Becker) +++

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