Reise-Tagebuch (1)
Eine Weltreise in Corona-Zeiten: Leeres Venedig und der Tod einer Legende
Fotos: Privat
27.12.2020 / JOSSGRUND -
Während die meisten Menschen in dieser Zeit ihren Urlaub stornieren und nur noch zum Einkaufen vor die Tür gehen, hat der Jossgründer (Main-Kinzig-Kreis) Nico Hagemann etwas gewagt, was er selbst und wohl auch viele andere als verrückt bezeichnen. Er brach gemeinsam mit seiner Freundin Anfang November zu einer mehrmonatigen Weltreise auf. In unregelmäßigen Abständen schildert er auf OSTHESSEN|NEWS seine Erlebnisse und Eindrücke.
Hallo liebe Leser,
wer jetzt denkt: "Wer in der aktuellen Situation eine Reise antritt, die weiter als der nächste Supermarkt geht, ist mindestens verrückt", dem kann ich nur Recht geben. Deswegen finde ich, wer schon so verrückt ist, der sollte wenigstens aufschreiben, was er auf diesem Abenteuer erlebt.
Das sonst von Menschen überlaufene Venedig ist wie leergefegt
Aber Venedig entschädigte uns für die Tortur dieses Abends. Da durch Corona kaum Touristen unterwegs waren, konnten wir in aller Ruhe durch die schmalen Gässchen schlendern und das romantische Flair genießen. In Venedig haben wir auch das erste Mal den sogenannten Margerita-Kurs für uns entdeckt. Der macht es in Italien möglich, die Preisklasse verschiedener Restaurants mit einem schnellen Blick auf die Karte einzuordnen. Der Margerita-Kurs in Venedig lag bei sieben bis neun Euro.Nach einigen Tagen Venedig setzten wir unsere Reise in Verona fort. Was für eine wunderschöne Stadt! Und nach einer 10-minütigen Zugfahrt konnten wir den Spätherbst am Gardasee genießen. So schlecht war unsere Reise trotz Corona bis dato doch gar nicht.
Weiterreise nach Griechenland fällt Corona zum Opfer
Wir entschlossen uns also, zeitnah weiter nach Griechenland zu reisen. Zu diesem Zweck setzten wir unsere Reise in Ancona fort, von dort fahren täglich Fähren zum griechischen Festland. Leider kommt an diesem Punkt doch wieder Corona ins Spiel. Genau zwei Tage vor der geplanten Überfahrt wurde in Griechenland ein Lockdown verhängt, der eine Reise dorthin unmöglich machte.Und in Italien wurde die Corona-Ampel eingeführt, die die italienischen Gebiete in grüne, gelbe, orangene und rote Regionen einteilt. Wir stellten uns also darauf ein, noch ein bisschen länger in Italien zu bleiben. Der Wärme hinterher zog es uns von Ancona in den Süden nach Neapel und hier erwischte uns Corona das erste Mal so richtig.
Eine Stadt huldigt Diego Maradonna
Drei Tage nach unserer Ankunft in Neapel, genauer am 14.11. wurde die Region Kampanien, in der Neapel liegt, mit sofortiger Wirkung als "Zono rosso", also rote Zone eingestuft. Das hieß für uns: kompletter Lockdown, nur noch zum Einkaufen raus.Was kann ich also aus dieser Zeit berichten? Nun ich kann sagen, dass ein Lockdown nur halb so schlimm ist, wenn man eine sonnige Dachterasse hat und Pizza bestellen kann, so oft man will. Und zum anderen fiel der Tod von Diego Maradona genau in unsere Neapel-Zeit. Es ist wirklich erstaunlich, wie ein Mann einer ganzen Stadt so viel bedeuten kann. Beinahe hätte ich mich in Neapel sehr unbeliebt gemacht, als ich um ein Haar auf ein Maradonna-Trikot trat, dass auf dem Boden vor mehreren Grabeskerzen und Kränzen ausgebreitet war.
Während des Lockdowns wurde uns langsam klar, dass der Plan, drei Monate durch Europa zu
reisen, durch die zweite Corona-Welle durchkreuzt wurde. Und so schmiedeten wir Pläne, wie wir unser Glück trotzdem in der Ferne suchen können. Doch dazu beim nächsten Mal mehr. (Nico Hagemann) +++