"Bedrückend und traurig"

Wie reagieren Lehrer und Schüler auf die vorgezogenen "Corona-Ferien"?

Die große Weihnachtsvorfreude ist in den Schulen trotz der vorgezogenen Ferien nicht zu spüren
Symbolbild: pixabay

16.12.2020 / REGION - "Wenn wir uns sonst von unseren Klassen in die Weihnachtsferien verabschieden, ist das immer sehr emotional", sagt Ralf Kleemann, sowohl Pressesprecher am Staatlichen Schulamt Fulda als auch Konrektor der Konrad-Adenauer-Schule in Petersberg. Denn die Vorweihnachtszeit über steige die Vorfreude auf das Fest und die letzten Tage vor den Ferien seien in der Schule normalerweise auch besonders schön und erwartungsfroh - da würden gemeinsam Plätzchen gebacken und gewichtelt und die Kinder freuen sich auf die Ferien. "Doch in diesem Jahr ist das alles anders und ich erlebe die Kinder wirklich traurig und bedrückt", sagt der Pädagoge.


An dem um zweieinhalb Tage vorgezogenen Ferienbeginn gebe es weder von den Eltern noch im Kollegium Kritik. Die Maßnahmen des Kultusministeriums und der Landesregierung seien angesichts der stark gestiegenen Infektionszahlen ja erwartbar und alternativlos gewesen, sagt Kleemann. "Wir müssen jetzt wirklich alles runterfahren und Zusammenkünfte auf ein Minimum reduzieren - da geht kein Weg dran vorbei. Natürlich sind die Eltern nicht begeistert, aber es war ja tatsächlich absehbar und wir haben auch keine ernsten Einwände gehört - da wird nicht lamentiert." Nach den Sommerferien zu Beginn des nächsten Schuljahres sei die Situation hoffentlich entspannter, wünscht er sich. "Ich habe in meinem Leben als Lehrer wirklich schon schönere Momente erlebt."

Oberstudienrat Jörn Breitkreutz ist stellvertretender Schulleiter an der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld, in deren gymnasialer Oberstufe und dem kaufmännischen Berufsschulzweig rund 1.700 Schüler:innen unterrichtet werden. Bei der großen Schulgemeinde seien die Umsetzungen der Maßnahmen des Kultusministeriums tatsächlich eine Herausforderung, man treffe in der Schulleitung gerade die entsprechenden Regelungen. Für die jungen Erwachsenen an der MSO sei die gesamte Situation belastend und es stehe viel auf dem Spiel, denn in 160 Tagen fänden die Abiturprüfungen statt. "Und jeder Tag, an dem kein Unterricht stattfindet, ist für die Bildung ein verlorener Tag", sagt Breitkreutz. 

"Kein großer Schaden"


Am Fuldaer Dom-Gymnasium sieht stellvertretender Schulleiter Sebastian Schwarz keinen großen Schaden im vorgezogenen Ferientermin. "Die Klassenarbeiten sind auch schon alle geschrieben und meisten Noten stehen ja bereits fest", deshalb sei die Situation und die Umsetzung der verordneten Maßnahmen nicht so dramatisch. Auch vonseiten der Eltern habe es keinen Widerspruch gegeben, man habe diesen Schritt ja kommen sehen und alle Folgen so transparent wie möglich gemacht. "Tatsächlich hätte man ihn auch schon früher vollziehen können." Die Schüler in der Jahrgangsstufe 5 brauchten den Präsenzunterricht im Wechselmodell, doch ab dem 7. Schuljahr kämen sie schon gut allein zurecht. "Ab Freitag hoffen wir dann auf drei ruhige Ferienwochen für alle", wünscht sich Schwarz. 

"Dieses Schuljahr ist mit keinem bisherigen vergleichbar!"


Auch Schulleiterin Annette Albrecht sieht die Lage an der Winfriedschule in Fulda unaufgeregt. "Wir haben die letzten zwei Tage genutzt, um eine kurze Elternbefragung durchzuführen, wie viele Schüler denn den Präsenzunterricht an der Schule benötigen. Das sind jetzt insgesamt etwa 15 bis 20 aus den Klassen 5 und 6 und ein oder zwei aus der 9. Jahrgangsstufe." Denen biete die Schule den Distanzunterricht mit ausreichendem Abstand im EDV-Raum. Das Kollegium habe auch entsprechende Aufgabenpakete vorbereitet und den Schülern mitgegeben, das klappe gut. "Die zwei Tage haben ausgereicht, um das effektiv zu organisieren. Und wir sind ja mittlerweile digital auch wesentlich besser aufgestellt als im Frühjahr", sagt Albrecht. Bei den jüngeren Schülern hätten sogar die Wichtel-Aktionen noch stattfinden können, aber man könne sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieses Schuljahr mit keinem bisherigen vergleichbar sei - "es belastet uns alle!" Sie hofft, dass bis zum Ende der Sommerferien 2021 wieder Normalität eingekehrt sei. (Carla Ihle-Becker)+++

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