Pianist im O|N-Interview

Wichtige Alternative: Jan Luley (49) spielt Online-Konzerte für seine Fans

Jan Luley ist hauptamtlicher Musiker - während des Lockdown spielt er Online-Konzerte. Im nächsten Jahr veröffentlicht er zudem ein neues Album
Fotos (2): Luleyfoto.de

08.12.2020 / HAUNECK - Hauptamtliche Musiker machen momentan eine schwere Zeit durch. Auch der osthessische Pianist Jan Luley (49) aus Hauneck (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) ist von der schwierigen Zeit betroffen. Zwar konnte Luley im Sommer einige Konzerte spielen - mit dem erneuten Lockdown brach allerdings seine Haupteinnahmequelle weg. Deshalb spielt der Swing-Musiker Online-Konzerte auf der Streaming-Plattform Twitch, wodurch er seinen Lebensunterhalt verdient.



"Auf die Idee über die Streaming-Plattform Twitch Konzerte zu spielen, hat mich mein Sohn gebracht. Da auch einige meiner Kollegen das Portal genutzt haben, habe ich es einfach ausprobiert", erklärt Luley zu den Anfängen seiner Streaming-Konzerte. Der 49-Jährige führt dabei bestimmte Themenabende durch: "New Orleans, Weihnachten oder ein Wunschkonzert - die Bandbreite ist relativ groß. Generell bin ich aber schon im Blues oder Swing beheimatet", ergänzt der Musiker.

Zuschauerkontakt fehlt


Zwar fehle der Kontakt mit dem Publikum und dadurch eine spezielle Energie, allerdings sei die Kommunikation mit den Zuschauern einfacher: "Durch die Chat-Funktion kann ich viele Fragen meiner Zuschauer beantworten und auch Hintergründe zu den Liedern erläutern. Das ist auf jeden Fall ein positiver Aspekt bei den Online-Konzerten", so Luley weiter. Ein weiterer Vorteil bei den Konzerten über Twitch sei es, dass seine Zuschauer ihm Geld schicken können. Zwar sind die Konzerte generell kostenlos - vielen Musik-Fans sei es allerdings ein Bedürfnis dem Musiker einen Betrag zu schicken: "Viele meiner Zuschauer haben schon Konzerte von mir gesehen, die wissen um die schwierige Lage in der Kulturindustrie und bezahlen deshalb für das Konzert, wie für ein normales Ticket", freut sich der Pianist.

Dennoch kann ein Online-Konzert nicht den echten Kontakt mit den Zuschauern ersetzen, was der 49-Jährige im O|N-Gespräch ergänzt. Der leidenschaftliche Musiker ist allerdings optimistisch im nächsten Jahr auch wieder Konzerte vor Publikum spielen zu können: "Es ist Licht am Ende des Tunnels und ich bin optimistisch, dass wir im nächsten Jahr wieder mehr Normalität haben werden." Luley ist hauptamtlicher Musiker und verdient 90 Prozent seiner Einkünfte durch Live-Konzerte, da diese in 2020 zum Großteil ausgefallen sind, haben die Streaming-Konzerte ihn finanziell durch die schwierige Zeit geholfen. Zu den Konzerten schalten sich bis zu 150 Geräte zu, dabei kommen die Menschen aus der gesamten Republik.

Im Frühjahr nicht von finanziellen Hilfen profitiert


Denn gerade von den finanziellen Hilfen der Politik im Frühjahr hat der Musiker nicht profitiert: "Die Gelder waren ausschließlich für Betriebskosten, das waren bei mir nur das Auto und ein paar Telefonate. Bei den November-Hilfen bin ich optimistischer, daher habe ich sie auch beantragt und hoffe etwas finanzielle Hilfe zu bekommen", erklärt der Pianist. Im neuen Jahr wird dann ein neues Album erscheinen, wofür er während der vergangenen Monate Zeit gefunden hat und einen weiteren positiven Aspekt erklärte Jan Luley im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS: "In normalen Zeiten musste ich 4.000 bis 5.000 Kilometer auf der Autobahn zubringen, diesen Umstand vermisse ich nicht." (Kevin Kunze) 

Die nächsten Konzerte von Jan Luley finden Sie unter https://www.twitch.tv/luleymusic 
Sonntag, 13.12., 20:30 Uhr - Another Shade Of Christmas
Donnerstag, 17.12., 20:30 Uhr - special guest: Lindy "Lady Bass" Huppertsberg (b)
Sonntag, 20.12., 20:30 Uhr - "Die Tage vor Weihnachten" - special guest: Holk Freytag 
Heiligabend, 24.12., 23:00 Uhr - Christmas Eve Late Night Concert
Sonntag, 27.12., 20:30 Uhr - Da Christmas Is Over Mix +++



Der Pianist bei der Verabschiedung im Juli vom ehemaligen Geschäftsführer des Klinikums Hersfeld-Rotenburg, Martin Ködding.
Archivfoto: O|N/Kevin Kunze

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