Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: "Rorate Caeli – "Tauet, ihr Himmel!"

Stadtpfarrer Stefan Buß
Foto: Hendrik Urbin

05.12.2020 / REGION - Die Tage vor Weihnachten, der Advent, sind die dunkelste Zeit des Jahres. Für uns ein Symbol für manche Dunkelheit in unserem Leben, manche Trauer, Hoffnungslosigkeit, manchen Schmerz. Wir alle sehnen uns nach Licht, Freude, den Frieden, den die Engel in der Weihnachtsbotschaft verkünden. Es sind dann in jedem Advent immer ganz besondere Gottesdienste. Morgens in der Frühe. Es kostet schon ein wenig Überwindung aufzustehen. 6 Uhr. Du trittst ein in die dunkle Kirche. Nur Kerzen erhellen das Dunkel. Symbolisch wartet die Gemeinde in der dunklen Kirche auf das Kommen des Lichts, auf Christus.



Wie sehnsuchtsvoll erklingt der Ruf des Propheten Jesaja im Eröffnungsvers: "Tauet, ihr Himmel, von oben! Ihr Wolken regnet herab den Gerechten! Tu dich auf, o Erde, und sprosse den Heiland hervor!" "Rorate caeli – Tauet, ihr Himmel!" Der, den viele als Messias und Heiland erwarten, er wird von oben kommen: von Gott, seinem Vater. Er ist der Gerechte, und die Zeit ist gekommen. Ja, auch die Erde soll sich auftun und den Heiland hervorsprossen lassen. Denn der Erlöser ist wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich. Als Gott stammt er vom Himmel, als Mensch wurde er empfangen und geboren von der Jungfrau Maria. Er ist ganz einer von uns Menschen. In den Lichtergottesdiensten der Adventszeit bekennen wir dies. Die Verse des alttestamentlichen Propheten Jesaja sind ein sehnsuchtsvolles Rufen in dunkler Zeit. Gleichzeitig sind sie eine wundersame Zusage: Da kommt ein himmlischer Segen und berührt unsere Erde wie ein Frühlingsregen. Mitten unter uns steht ein Mensch auf – eines Menschen Kind. Und dieser Mensch wird uns Rettung bringen.

Was könnte bei der Vorbereitung auf das Geburtsfest Jesu besser passen als dieses prophetische Wort? Seit dem 4. Jahrhundert begleiten diese Verse die Christenheit durch den Advent. Noch vor dem ersten Tageslicht versammeln sich Christen bei Kerzenschein und singen dieses Lied der Hoffnung und der Erwartung. Die Botschaft dieser Feier lautet: Gott klopft an die Tür meines Herzens und möchte, dass ich ihn aufnehme, damit er mein Leben mit seinem Licht hell und freudig machen kann. Darum ist er Mensch geworden und durch Maria geboren worden. Darum wird er am Ende der Zeiten wiederkommen. Darum feiern wir den Advent, damit diese Erfahrung jetzt schon unser Leben bereichern kann. Versuchen wir hellhörig durch den Advent und unser ganzes Leben zu gehen, darauf horchen, darauf hoffen, darauf warten. "Roate caeli, desuper …." (Stefan Buß) +++

X