Der Stadtpfarrer bei O|N
Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!"
Archivfoto: O|N / Hendrik Urbin
03.12.2020 / REGION -
"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" Ein Jahr nach der Einweihung der Kirche, 1624, soll sich folgendes in Königsberg zugetragen haben: Alle Leute im Stadtteil Altroßgarten freuten sich, nun eine eigene Kirche zu haben. Vor allem aber freuten sich die Bewohner im nahen gelegenen Armenhaus. Für sie war der Weg zum großen Dom immer viel zu weit gewesen. Jetzt hatten sie endlich eine Kirche in der Nähe. Nur einer hatte daran etwas auszusetzen - und daran erinnern wir uns heute noch vierhundert Jahre später... Der Getreidehändler Sturgis, der es mit kaufmännischem Geschick und zähem Fleiß zu einigem Wohlstand gebracht hatte. Er hatte ein Haus gekauft, nicht weit entfernt vom Armen- und Siechenhaus.
Dicht bei seinem Gartenzaun verlief der Weg, denn die armen Schlucker benutzten, wenn sie am Sonntag zur Kirche gehen wollten, um den Gottesdienst zu besuchen. Sturgis ärgerte sich über den Anblick dieser armseligen Gestalten. Habenichtse hat man nicht gern dabei. Die sollen lieber draußen bleiben - vor der Tür. So erwarb der reiche Kaufmann kurzerhand auch die breite Wiese, über die dieser Pfad führte. Er machte daraus einen Park mit einem hohen Zaun darum. In Richtung Armenhaus baute er ein prächtiges Tor, verriegelt und verrammelt, und in Richtung Stadt eine kleine Pforte, für sich selbst, damit er auf dem Trampelpfad schnell zur Kirche und zur Stadt laufen konnte.
Die Königsberger nennen den kleinen Weg durch den Gartenpark seitdem ihren "Adventsweg". Ein Weg, der uns hilft, dass wir bei der Ankunft des Krippenkindes nicht zu spät kommen. Es liegt an jedem von uns in dieser Adventszeit und an allen Tagen des Lebens unsere Herzenstür für das Ankommen Jesu in unserem Leben zu öffnen. (Stefan Buß) +++