Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Advent – Zeit der Hoffnung 

Stadtpfarrer Stefan Buß
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

01.12.2020 / FULDA - Die Liturgie der Adventszeit sieht die kommende Geburt des Herrn nicht als ein isoliertes Ereignis in der Vergangenheit, sondern als den Anfang unserer Erlösung, die sich noch immer ereignet. Auch wenn die freudige Erwartung des Weihnachtsfestes vorherrscht, stehen die beiden ersten Adventsonntage noch nicht im Zeichen der Menschwerdung, sondern der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit. Im Glaubensbekenntnis bekräftigen wir, dass Gott Mensch geworden ist "für uns Menschen und zu unserem Heil".



Und dieses Heil wird sich erst am Ende der Zeit vollenden. Der Advent ist aber zunächst eine Zeit der Hoffnung: Selbst noch im Dunkel, glimmt ein kleines Licht in uns, das nach und nach heller aufleuchtet. Das Licht ist in uns, doch kommt es nicht von uns. Es kommt von Gott. Der Adventskranz macht diese Hoffnung im Symbol sichtbar. Sich dem Licht aussetzen heißt zugleich die Schatten erkennen, die das eigene Leben verdunkeln: Sich Zeit nehmen für Gebet und innere Umkehr, sich innewerden, dass der Herr, dessen Kommen wir erst erwarten, zugleich schon bei uns ist. Die Adventszeit führt uns von neuem zu den Anfängen zurück – zur Menschwerdung und zu den dunklen Zeiten der Heilserwartung: Gott ist in Jesus Mensch geworden und hat "unter uns gewohnt".

Gottes Menschwerdung in Jesus Christus ist die einzig wirklich radikale Wende in der Weltgeschichte, der Einbruch der Ewigkeit in die Zeit. Gott wollte herabsteigen in unsere Niederungen und unser Dasein mit allem teilen, was es ausfüllt: Alltag, Arbeit, großen wie kleinen Freuden, Leiden und selbst dem Tod… Gott schenkt uns die Zeit als Gegenwart, als ein Heute. Und er schenkt sie uns weiter, Tag für Tag, Stunde für Stunde – solange er will... Zwei Gestalten an der Tür zum Advent laden uns ein, durch die "Porta fidei" – "Die Tür des Glaubens" zu gehen und ihre Erwartung gleichsam nachzuleben: Maria und Johannes der Täufer.

Maria macht sich gleich nach der Verkündigung durch den Engel auf zu Elisabeth und lässt ihre Verwandte teilhaben an ihrer Freude. So können auch wir zum Wegweiser werden für unsere Mitmenschen auf Christus hin. Johannes nennt sich die "Stimme, die in der Wüste ruft" (Joh 1,23). Wie seine Stimme auf Das Wort verweist, können auch wir auf Christus hinweisen. Zuerst müssen wir selbst innerlich still werden und uns besinnen, dann werden wir hellhörig für das Wort Gottes und dürfen es weitersagen. (Stefan Buß)+++

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