Vierter Verhandlungstag im Mordprozess
"Er sitzt zwar in Untersuchungshaft, aber ich habe Angst um mein Leben"
Archivfoto: O|N / Luisa Diegel
28.11.2020 / GIEßEN / ALSFELD -
Vierter Verhandlungstag im Alsfelder Mordprozess: Zeugenaussagen von Gutachtern und Polizei standen auf dem Plan. Doch mit Spannung wurde die Aussage von Zeuge M. erwartet, der kurz vor dem Tod des Opfers in enger Verbindung mit ihr stand. Das zumindest sagte bereits vor einigen Tagen eine Flüchtlingshelferin aus, die mit der Geschädigten zu tun hatte.
Doch so einfach gingen die Zeugenaussagen dann doch nicht los: Denn mit Kapuze und Maske kam Zeuge M. mit seinem Dolmetscher in den Gerichtssaal. "Das grenzt an Vermummung", wiesen ihn die Richterin, Verteidiger und Staatsanwalt hin und baten ihn, sein Gesicht freizumachen. "Ich möchte nicht, dass der Angeklagte mich sieht, will ich Angst habe", weigerte er sich. Der Beschuldigte wäre zwar in Untersuchungshaft, "doch Verwandte von ihm wohnen in meiner Nähe – ich habe Angst um mein Leben". Doch das Gericht bestand darauf, sodass der Zeuge Kopf und Gesicht zeigte. Die Vernehmung konnte starten.
"Habe sie verwirrt im Supermarkt kennengelernt"
Zeuge M. kannte das Opfer A. seit Ende 2018. Er berichtet, dass er sie in Heide in einem Supermarkt das erste Mal gesehen hat. "Sie war verwirrt und brauchte Hilfe", erinnerte er sich. Sie erzählte ihm von ihren Problemen mit ihrem Ehemann, dass er sie und ihre drei Kinder schlagen würde und sie deshalb auf der Suche nach einer Polizeistation sei. Mithilfe des Zeugen konnten sie diese ausfindig machen, "ich begleitete sie noch bis zur Tür, habe ihr außerdem meine Handynummer gegeben, dann bin ich gegangen", sagte er.Keine Liebesbeziehung
Deshalb sei er nach drei Tagen wieder zurück nach Heide gefahren. Kontakt zum Opfer habe er dann nur noch einmal gehabt, als sie wegen wichtigen Unterlagen telefonierten, die er in Alsfeld vergessen habe. "Danach hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihr. Von ihrem Tod aber ich dann erst über ihre Tante in Österreich erfahren", sagt er aus. "Ich wollte es gar nicht glauben."Die Anschuldigungen, die den Angeklagten belasten, werden von Prozesstag zu Prozesstag mehr. Denn auch das Gutachten der Sachverständige lässt wenig Fragen offen: es besagt, dass an der Tatwaffe - dem Gipserbeil - der Kleidung und an den Schuhen die DNA des Angeklagten festgestellt worden ist. Und an allen untersuchten Gegenständen fand man das Blut des Opfers.
Am kommenden Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt. (Luisa Diegel) +++