Well: "Situation ist eine Katastrophe"

Jugendfußballer richten alarmierende Worte an die Öffentlichkeit

Harte Zeiten für die Jugendspieler.
Archivfoto: Jonas Wenzel (Yowe)

28.11.2020 / REGION - Es sind Worte, die wie Alarmglocken in den Ohren klingen. Die TSG Wieseck hat ihre Jugendspieler befragt, wie sehr sie unter der fußballfreien Zeit leiden. Die Aussagen reichen von "Ich fühle mich gar nicht gut" bis "Man wird gefangen gehalten". Der Hessische Fußball-Verband (HFV) empfindet die aktuelle Situation als eine Katastrophe.



Aufstehen, Schule, Hausaufgaben machen, Videospiele spielen, schlafen gehen. So oder so ähnlich dürfte der Tagesablauf von Kindern und Jugendlichen in diesen Tagen aussehen. Freizeitbeschäftigungen sind nicht mehr möglich, denn das Treffen mit den Kumpels wurde auf ein Minimum reduziert, Fußball, Handball oder Turnen findet überhaupt nicht mehr statt. Die Worte, die Jugendspieler der TSG Wieseck verlauten lassen, sind erschreckend:

"Ich fühle mich gar nicht gut! Wir spielen Fußball, weil wir es lieben und als Freizeitbeschäftigung. Ohne den Fußball geht es mir echt kacke. Man wird bombardiert mit Hausaufgaben, als hätte man gar keine Freiheit mehr. Man wird gefangen gehalten." Das antwortete ein 14-Jähriger auf die Frage seines Jugendtrainers, wie es ihm zurzeit gehe. Dieser Jugendliche ist aber nicht der einzige, der so fühlt.

Solmaz: "Maßnahmen müssen verständlich sein"

"Es macht für mich keinen Sinn Fußball zu verbieten, wenn man draußen ist und in kleineren Gruppen trainieren kann, aber in die Schule gehen darf wo alles falsch gemacht wird was geht und ich jetzt schon zum zweiten Mal in Quarantäne bin", lautet eine weitere Antwort, ein anderer spricht von einer Angst, wieder zuhause eingesperrt zu werden, sollte es irgendwann wieder weitergehen können.

Die TSG fordert aufgrund dieser Antworten, dass die Sportanlagen für das Training geöffnet werden sollen, da es keine Lösung sei, die Kinder zuhause einzusperren. "Ich habe mehrfach gesagt, dass die Risikogruppen zu schützen sind und dazu stehe ich auch heute noch. Was aber mit den Heranwachsenden passiert, finde ich nicht mehr in Ordnung. Maßnahmen müssen verständlich sein, sonst verliert man irgendwann die Akzeptanz", schreibt Deniz Solmaz, Leiter des Jugendförderzentrums der TSG, in dem Facebook-Beitrag.

Dem Verband sind die Hände gebunden

Bis zum neuen Jahr wird sich an der Situation erstmal nichts ändern. Doch inwieweit haben die Verbände wie der Hessische Fußball-Verband (HFV) Einfluss auf eine Öffnung der Sportstätten? "Wir haben das Präsidium gebeten, an das Land heranzutreten und das ist auch geschehen", sagt Carsten Well, Vorsitzender des Verbandsjugendausschusses beim HFV. Jedoch müsse man sich jetzt darauf verlassen, wie die hessische Landesregierung entscheidet, dem Verband als solchem sind in dieser Entscheidung die Hände gebunden.

"Natürlich ist die Situation eine Katastrophe. Die Reaktionen der Spieler kann man nachvollziehen, wir sehen das genauso", sagt Well. Der Vorsitzende hofft, dass man zumindest im Januar den Kindern und Jugendlichen als Erstes den Sport ermöglicht, zumal der reine Sportbetrieb nicht als Hotspot in Erscheinung getreten war. (Tino Weingarten) +++

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