Antrag ab heute möglich
Frust bei Steuerexperten und Firmen: "Novemberhilfe lässt viele Fragen offen"
Fotos: Marius Auth
25.11.2020 / FULDA -
Ab heute kann die Corona-Novemberhilfe beantragt werden. Mit dem insgesamt 14 Milliarden Euro schweren Paket sollen die Umsatzausfälle des zweiten Lockdowns wenigstens teilweise kompensiert werden. Steuerberater sitzen auf heißen Kohlen: Im Stundentakt werden neue Bestimmungen bekannt gegeben, bis zur vollen Auszahlung der Gelder könnte es Januar werden. Die Unklarheiten werfen ein schlechtes Licht auf die Politik und setzen betroffene Unternehmen zusätzlich unter Druck, meint Steuerberater André Köller aus Fulda.
Die coronabedingten Betriebsschließungen und Einschränkungen wurden am 28. Oktober von Bund und Ländern beschlossen und gelten seit dem 2. November. Die Novemberhilfe wurde Ende Oktober angekündigt, Ende November sind wesentliche Fragen noch offen: "Unternehmen, Betriebe, Selbstständige, Vereine und Einrichtungen, die direkt vom temporären Lockdown betroffen sind, können 75 Prozent des Monatsumsatzes von November 2019 erstattet bekommen. Außerdem indirekt betroffene Betriebe, etwa eine Wäscherei, die mehr als 80 Prozent ihres Umsatzes mit direkt betroffenen Betrieben wie Hotels macht. Die Frage ist: Wie wird Umsatz definiert? Wir haben zwar einen umfangreichen Fragenkatalog vom Bundesfinanzministerium, aber solche Grundlagen werden dort nicht erläutert."
Köller und Kollegen schieben momentan 12-Stunden-Schichten: Im Gegensatz zur ersten Sonderhilfe darf die Novemberhilfe nur von Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten beantragt werden, auch um Missbrauch zu erschweren: "Das ist grundsätzlich sinnvoll, aber es bringt uns in die Haftung. Wir haben wegen der neuen Hürden viele Soloselbstständige als Mandanten gewonnen. Wenn die im letzten November keine Umsätze hatten, wird der durchschnittliche Wochenumsatz des Vorjahres als Grundlage genommen. Dann muss eine komplette Jahresbuchhaltung vorgelegt werden - von jemandem, der sowas vielleicht noch nie gemacht hat."
Wirtin Leonora Frohnapfel vom Traditionsgasthaus Florenberg in Künzell-Pilgerzell ist seit 2016 Hotelbetreiberin - 18 Gästezimmer im Anbau ergänzen das Angebot. Der Novemberhilfe steht sie skeptisch gegenüber: "Ich bin gerade bei meinem Steuerberater gewesen. Der konnte mir auch nicht erklären, ob und wie ich für die Teilschließung des Hotels Gelder beantragen kann. Gastronomisch sind wir fast auf Null, machen aber mit dem Hotel 20 Prozent des Vorjahresumsatzes, weil es nicht komplett geschlossen werden muss. Einige Regelungen sind selbst mit dem Steuerexperten an meiner Seite noch undurchsichtig. Ich hätte mir gewünscht, dass die Novemberhilfe mit dieser Vorlaufzeit auf sichereren Beinen steht." (mau) +++