Schwere Anschuldigungen
A49-Gegner zur Polizeigewalt: "Beamte pinkeln auf eingeklemmte Menschen"
Archivfoto: O|N / Luisa Diegel
25.11.2020 / HOMBERG (OHM) -
"Wald ist zum Schlachtfeld geworden"
Dann meldete sich Kim Lauterbach von der Waldbesetzung zu Wort. Seit Monaten ist sie im Wald und verteidigt diesen, lebt auf einer alten Eiche: "Ich nenne sie Tante Beate und erlebe täglich, wie lebendig dieser Baum ist." Den Danneröder Forst habe sie als friedlichen Ort kennengelernt - doch nun sei all das zum Schlachtfeld geworden. "Alles, was der Wald für mich getan hat, war ein Geschenk. Alles, was ich dem Wald jetzt sagen will, ist eine Entschuldigung. Eine Entschuldigung dafür, dass wir blind und selbstgefällig sind."Waldbesetzer Emmi ist ebenfalls wütend und entrüstet - auch, wie sehr das Thema derzeit entzerrt werde. Er schildert Bilder aus dem Wald, "wo Polizei mit Schlagstöcken auf eine kirchliche Beobachterin losgehen, Polizisten, die sich freuen, auf Baumhäuser zu kommen, wo die Kameras weg sind und sie niemand sieht, Polizisten, die den Aktivisten ins Gesicht schlagen und auf eingeklemmte Menschen pinkeln".
"Ich habe Angst vor der Polizei"
Während die Polizei immer wieder den Grundsatz äußert, Sicherheit gehe vor Schnelligkeit, sieht das für die Autobahngegner mittlerweile ganz anders aus. "Deshalb fordern wir dringend eine unabhängige Ermittlungsbehörde und eine Politik, die diese Gewalt stoppt." Denn Emmi sagt, er habe mittlerweile Angst vor der Polizei - davor, dass weitere Menschen abstürzen und sich schwer verletzen. "Der Polizeieinsatz muss deshalb sofort abgebrochen werden, die Polizei muss den Wald verlassen, damit nichts Schlimmeres passiert oder gar ein Mensch getötet wird."Die Baumbesetzer kritisieren außerdem, dass die Polizei Falschmeldungen in den sozialen Netzwerken veröffentlichen würden. Auch die Schwarz-grüne-Landesregierung steht bei den A49-Gegnern in der Kritik: "Was hier passiert, werden wir nicht vergessen und verzeihen. So sieht Grüne-Politik nicht aus. Wenn sich nicht schleunigst etwas ändert, dann treten Sie doch endlich zurück", spricht A49-Gegnerin Frieda Verkehrsminister Al-Wazir direkt an.
"Danni-Eltern" wollen nicht länger zuschauen
Hombergers Stadträtin und Vorsitzende des Aktionsbündnisses "Keine A49" Barbara Schlemmer geht sogar so weit und sagt, dass Kinder inzwischen durch "ihre schrecklichen Erfahrungen von Ohnmacht und Angst, angesichts der überzogenen Polizeieinsätze" traumatisiert wären. Auch deshalb wollen die "Danni-Eltern" am Samstag eine Pressekonferenz abhalten. "Die Aktivisten haben Familien, die jeden Tag miterleben, was den jungen Menschen angetan wird. Wir als Eltern sind nicht länger gewillt, zuzuschauen, wie den Menschen Gewalt zugeführt wird", heißt es auf der Pressekonferenz. (Luisa Diegel) +++