"Eskalationsspirale in Mittelhessen"
Evangelische Kirche ruft zu Gewaltverzicht im Konflikt um Dannenröder Forst auf
Archivfoto: O|N/Carina Jirsch
13.11.2020 / REGION - Leitende Geistliche der evangelischen Kirche haben am Donnerstag angesichts des wachsenden Konflikts um den Ausbau der A49 in Mittelhessen dazu aufgerufen, auf Gewalt zu verzichten und den Konflikt friedlich auszutragen. Es gehöre zur Demokratie, unterschiedlicher Meinung zu sein und dies auch zu zeigen, aber nicht, indem man andere Menschen verletze. Bei der Räumung des Dannenröder Forstes, den Umweltaktivisten besetzt hatten, war es in den vergangenen Tagen wiederholt zu Gewalt auf Seiten der Protestierenden und der Polizei gekommen.
Propst Helmut Wöllenstein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (Marburg) und Propst Matthias Schmidt von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Gießen) riefen am Donnerstag dazu auf, den Konflikt wieder friedlich auszutragen. Sie fürchteten eine Spirale der Gewalt. "Es darf nicht dazu kommen, dass auf Seiten der Demonstrierenden oder der Polizei weiter Menschen verletzt werden", so Propst Wöllenstein. Es sei "ein guter Grundsatz, Meinungen auszutauschen, aber auch so zu streiten, dass die Würde der Person geachtet und Lernprozesse gegenseitig zugebilligt werden", sagte er.
Nach Worten von Propst Schmidt "haben in der Region viele Angst davor, dass es nicht gelingt, bei den Protesten friedlich zu bleiben". Schmidt fürchtet, dass "einerseits Baumhaus-Bewohner verletzt und andererseits Polizisten bei der Räumung mit Gewalt überzogen werden". Schmidt sieht es deshalb als umso dringlicher an, "dass sich trotz gegenläufiger Positionen alle für den Schutz der Persönlichkeitsrechte ihres jeweiligen Gegenübers einsetzen und einer Eskalationsspirale entgegenwirken". Beide appellieren: "Als Menschen sind wir alle seelisch und körperlich verletzlich. Die Corona-Pandemie führt uns dies in aller Deutlichkeit vor Augen. Umso wichtiger ist es in Zeiten blank gescheuerter Nerven und steigender Dünnhäutigkeit, in Konflikten eine Kultur der Friedfertigkeit zu vertreten."
Foto: Polizei Mittelhessen
Fotos: Carina Jirsch