Kulturflüchter auf Wohnungssuche
LIFE-Projekt baut Teiche für den Schwarzstorch
Foto: Arnulf Müller
10.11.2020 / RHÖN - Blauschwarz, scheu, wählerisch, sucht –So könnte der Text für die Wohnungsanzeige eines heimlichen Waldbewohners lauten, der in der Rhön zu Hause ist, aber immer seltener wird: der Schwarzstorch. Anders als sein weißer Verwandter hat der Vogel große Probleme eine geeignete Bleibe zu finden. Das LIFE-Projekt "Hessische Rhön" greift ihm mit der Renaturierung stillgelegter Fischteiche unter die Flügel.
Lange rote Beine, langer roter Schnabel, anmutig im Flug: Auf den ersten Blick ist er seinem weißen Verwandten sehr ähnlich. Doch im Gegensatz zum Weißstorch, der wieder in vielen Dörfern im Fuldaer Land heimisch ist, lässt sich der etwas kleinere Schwarzstorch nicht in der Nähe von menschlichen Siedlungen blicken. Der scheue Vogel baut seine Nester verborgen im Wald, hoch oben in Baumkronen und sucht seine Nahrung in nahegelegen Bächen, Teichen oder Tümpeln oder auf frisch gemähten Wiesen. Fische und Amphibien stehen ganz oben auf seinem Speiseplan. "Dafür legt er schon mal 20 Kilometer zurück", weiß Jonas Thielen vom UNESCO-Biosphärenreservat Rhön.
Wenn er im Frühjahr aus den Überwinterungsgebieten zurückkommt, findet er zwischen Tann und Gersfeld geeignete Wälder und exzellente Nahrungsreviere. Dennoch ist er in der hessi-schen Rhön wieder selten geworden, obwohl sich sein Bestand in den letzten zehn Jahren deutlich erholt hatte. Sein Hauptproblem: Störung durch Menschen. Während Nestbau, Brut und Aufzuchtder Jungen zwischen März und August, braucht der Schwarzstorch absolute Ruhe. Thielen, der bereits Populationen im Vogelsberg und Schwarzwald untersucht hat, hat es mehrfach erlebt: "Kommen Wanderer, Mountainbiker oder Hobbyfotografen dem Nest zu nahe, ist er weg.
"Nachdem wir Ende letzten Jahres das Wasser abgelassen haben und die Teiche über den Sommer austrocknen konnten, werden sie jetzt entschlammt und die Zu-und Abflussbauwerke instandgesetzt", berichtet LIFE-Projektmanager Elmar Herget. Über den Winter werden hier zehn kleine Teiche zu zwei großen zusammengelegt. Aus diesen soll sich in den nächsten Jahren ohne weiteres menschliches Zutun ein Schwarzstorch-Nahrungsbiotop entwickeln. Geeignete Standorte zu finden, sei garnicht so einfach gewesen, sagt Herget, der die genauen Orte lieber nicht nennen möchte, um keine Besucher anzulocken. Denn auch bei der Nahrungsaufnahme lässt sich der Schwarzstorch nicht gern stören. Um das Nahrungsangebot insgesamt zu vergrößern, will das LIFE-Projekt mit Unterstützung der Bevölkerung in den nächsten Jahren weitere Biotope schaffen.
"Was wir tun, ist nur ein Baustein", fasst Elmar Herget zusammen."Wir Menschen können diesem geheimnisvollen Vogel nur helfen, wenn wir seine zurückgezogeneLebensweise voll und ganz respektieren." (pm) +++
Foto: Annika Hennemuth