"Föllsch Platt" und alles was dazu gehört

"Luucht emo hae, ihr jonge Lüüt!": Plattschwatz-Kursus im Rodetal 

Der Kursus "Föllsch Platt" ist gestartet und die Resonanz ist mehr als positiv.
Collage: O|N

11.11.2020 / FULDA - Traditionen aufrechterhalten - das gilt auch in Bezug auf das Plattschwatz. Oliver Weißenberger und Berthold Michel von der SG Oberrode 1959 haben deshalb einen Kursus der besonderen Art auf die Beine gestellt. Das Thema: "Föllsch Platt". "Es wird höchste Zeit: Wir sind eine der letzten Generationen, die das von klein auf kennen und von sich aus sprechen. Wir müssen es an die nächsten Generationen weitergeben." Das Brauchtum dürfe keinesfalls aussterben - da sind sich beide einig. 



Während eines Fußballspiels sei man mit Bekannten ins Gespräch gekommen – unter anderem mit Sylvia Günther. Sie musste feststellen, dass ihre Tochter kaum Platt versteht. Kein Einzelfall: "Uns war schon öfter aufgefallen, dass hier Nachholbedarf herrscht. Fließende Gespräche sind eher selten und überwiegend den Älteren überlassen", konstatiert Weißenberger, 1. Vorsitzender der SG Oberrode. So sei man auf die Idee gekommen, einen lockeren Kurs zu gründen. Günther nahm die Sache in die Hand und organisierte das Ganze. "Sie machte Werbung dafür, beispielsweise über Whatsapp." Als Räumlichkeiten eignete sich das Sportlerheim der SG Oberrode. 

Oliver Weißenberger und Berthold Michel sind beide auch karnevalistisch unterwegs. "Beppo bringt die eine oder andere Fastnachtserfahrung mit - da ist es üblich, dass die närrischen Vorträge in Platt gehalten werden." Somit darf natürlich ein Hauch von närrisch in die Unterrichtsstunden mit einfließen.

Kenntnisse nach und nach vertiefen 

Die Kampagne startete Mitte Oktober in einer lustigen Runde. Über 20 Personen von 14 bis 30 Jahren nahmen daran teil. Einige brachten sogar einen Old-School Schulranzen mit. "Die Truppe ist bunt gemischt: Es sind ein paar Karnevalisten dabei – unter anderem die komplette Prinzenmannschaft aus dem letzten Jahr – aber auch Fußballer und Musiker", erklärt Tutor Beppo. Organisatorisch sei alles spontan gelaufen. "Die erste Stunde hatte kein richtiges Konzept, wir haben uns erstmal begrüßt und vorgestellt - wir brauchten auch erstmal einen Überblick, wer so da ist." Einige Redewendungen und Kenntnisse wurden schon vermittelt – darunter Nachnamen, Zahlen und Ortsnamen. Der erste Eindruck: "Die Jungs und Mädels sind sehr bei der Sache und nehmen das Ganze ernst. Manche haben eifrig mitgeschrieben", so Michel. Die Bilanz: "Wir sind positiv beeindruckt. Es ist ein Kursus, der darüber hinaus den Teamgeist und die Heimatverbundenheit fördert."  

Noch viel vor: Von Wanderungen bis Koryphäenvorträge

Im 14-tägigen Turnus sollen die Treffen stattfinden. "Jede Woche kam uns ein bisschen viel vor - aber nun müssen wir durch Corona erstmal komplett pausieren." Beim nächsten Mal steht die Wahl des Klassensprechers bevor, was von den Teilnehmern nachdrücklich gewünscht wurde. Aber nicht nur Theorie wartet auf die Schüler: "Wir planen auch Dorfwanderungen. Ältere Herren und Damen wissen vielerorts spannende Geschichten zu erzählen." Zudem sei vorgesehen, die ein oder andere Koryphäe einzuladen, verrät Weißenberger. "Wir möchten den Kontakt zu bekannten Platt-Schwätzern pflegen, die in Vorträgen ihre Weisheiten weitergeben." Die Beteiligten des Pilot-Projektes freuen sich schon auf die nächste Zusammenkunft - die Teilnehmer dürfen jedenfalls gespannt sein. (Maria Franco) +++

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