Mittelständler hat gekämpft und gewonnen

Good news: Herbert Maschinenbau aus der Insolvenz gerettet

Aufatmen in Hünfeld: Die zwischenzeitlich insolvente Firma Herbert Maschinenbau ist gerettet
Foto: Herbert Maschinenbau

31.10.2020 / HÜNFELD - Es war im Februar dieses Jahres ein Schock für die ganze Region, als der traditionsreiche Automobilzulieferer Herbert Maschinenbau GmbH & Co. KG mit Sitz in Hünfeld (Kreis Fulda) beim Amtsgericht Fulda einen Antrag auf Insolvenz stellen musste. Der traurige Grund für diesen harten Schritt waren extreme Auftragseinbußen, unter der die gesamte Branche zu leiden hatte. Doch dazu kamen noch steigende Kosten durch US-Einfuhrzölle und Preis-Dumping in China. Doch Geschäftsführer Matthias Walter (58) hat trotz des harten Einschnitts nicht aufgegeben und sich dem Kampf um den Fortbestand seines Unternehmens gestellt. Jetzt kann er nach vielen schlaflosen Wochen und Monaten aufatmen: Er hat die Firma aus der Insolvenz zurückgekauft - jetzt geht für einen der größten Arbeitgeber der Haunestadt wieder aufwärts. 



"Wir haben die Bücher zu keinem Zeitpunkt zugemacht", sagt Walter jetzt zu OSTHESSEN|NEWS. "Nächtelang haben wir über wirtschaftlichen Berechnungen, Liquiditäts- und Sozialplänen und Bewerbungen gesessen - und schließlich die Insolvenzverwalterin Sandra Mitter von der Kanzlei Westhelle & Partner aus Kassel überzeugt", berichtet ein zu Recht stolzer Unternehmer. Mitter habe sie dabei nach Kräften unterstützt, obwohl die jetzt erfolgreiche Sanierung auch für sie viel mehr Arbeit bedeutet habe als eine schnelle Abwicklung, lobt er. Von den ursprünglich 310 Mitarbeitern blieben 140 Arbeitsplätze erhalten, darunter auch die von allen 15 Auszubildenden. Vor der Insolvenz sei die Belegschaft trotz der Branchenkrise und aller Hiobsbotschaften lange überzeugt gewesen, 'der Herbert, der macht das schon', doch dann machte sich zunehmend Nervosität breit." Ein wichtiger Punkt sei in dieser schweren Zeit die Transparenz und schnelle Information gewesen, die Mitarbeiter - wie auch Kunden und Zulieferbetriebe seien in vielen Betriebsversammlungen immer auf dem Laufenden gehalten worden. "Wir haben eine weiße Weste, das ist alles sauber gelaufen", konstatiert der 58-Jährige nachträglich.

Ohne Verluste war der jetzige Neubeginn nicht zu haben: "Wir haben mehrere Millionen Euro Eigenkapital verloren und mussten für den Rückkauf neue Mittel aufnehmen. Das Unternehmen war ja vorschriftsmäßig ausgeschrieben worden und das Höchstgebot bekam den Zuschlag." Inzwischen wurde die komplette Produktion überarbeitet und streng auf  Rentabilität verschlankt. "Auf diese Weise sind wir auch Altlasten losgeworden - wir haben jetzt wieder ein gesundes Fundament und die Auftragslage lässt hoffen", so Walter. Jetzt herrsche richtige Aufbruchsstimmung auch unter der Belegschaft, man wolle und werde es gemeinsam packen, ist der Hünfelder Mittelständler überzeugt. 

Über die Herbert Maschinenbau GmbH & Co. KG

Die Herbert Maschinenbau GmbH & Co. KG ist ein weltweit agierendes, aber dennoch mittelständisch geführtes Unternehmen mit Sitz in Hünfeld bei Fulda. Seit 1905 bietet Herbert innovative Lösungen für die wirtschaftliche Herstellung von Reifen. Die Kernkompetenz liegt in der Produktion von Maschinen, Formen und anderen Werkzeugen, die für die Herstellung von Reifen elementar sind. Dabei wird modernste Technik wie die 3D Laser-Technologie eingesetzt. Zu den Kunden zählen Reifenhersteller aus aller Welt. Das Unternehmen hat Standorte in Indien, Russland und USA. (Carla Ihle-Becker)+++

Erleichtert: Unternehmer Mattthias Walter
O|N-Archivbild: Martin Engel
Herbert ist einer der größten Arbeitgeber in der Haunestadt

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