Sport als Ablenkung

Ehrenamtliche berichten über bewegende Zeit und andere Kulturen

Thomas Giesler (links) und Stefan Kost-Siepl waren als Ehrenamtliche hautnah dabei und boten unter anderem ein sportliches Rahmenprogramm
Fotos: Kevin Kunze

01.11.2020 / ROTENBURG/F. - Ende September war es soweit: nach fünf Jahren endete die Zeit Hessische Erstaufnahmeeinrichtung in Rotenburg/Fulda. Rund 8.500 Menschen waren insgesamt in der Alheimer Kaserne untergebracht. Für alle Beteilligten eine bewegende Zeit. Stefan Kost-Siepl und Thomas Giesler waren als Ehrenamtliche hautnah dabei und boten unter anderem ein sportliches Rahmenprogramm. Dabei konnten sie sich auch auf die Unterstützung der örtlichen Vereine verlassen.



"Es war eine bewegende Zeit, in der man unter anderem viel über andere Kulturen lernen durfte. Zudem war es schon den Menschen in der Erstaufnahmeeinrichtung eine Beschäftigung zu geben", erklärt Stefan Kost-Siepl im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Dabei spielte vor allem der Fußball eine sehr große Rolle: "Wir haben auch andere Sportarten wie Volleyball oder Basketball angeboten, aber Fußball ist die Sportart Nummer eins. Das haben wir relativ schnell bemerkt", so Thomas Giesler.  Laut beiden Ehrenamtlichen hat auch Einrichtungsleiter Thomas Baader einen großen Teil zu ihrer Arbeit beigetragen: "Ohne seinen Einsatz für das Ehrenamt  wären viele Dinge in der Erstaufnahmeeinrichtung nicht möglich gewesen. Er hat einen großen Anteil daran, dass die Vereine die Möglichkeit hatten sich zu engagieren." 

Vor allem das unkomplizierte Spiel und das grundlegende Wissen über die geltenden Regeln sei fördernd gewesen. Dadurch musste man als Trainer nicht unbedingt viel eingreifen: "Auf dem Spielfeld ist es egal wo du herkommst oder welche Sprache du sprichst, gerade Fußballer verständigen sich, sobald der Ball rollt, weitgehend ohne sprachliche Kommunikation", erklärt Giesler weiter.

Einstellung war imponierend


"Mich hat am meisten die Einstellung der Geflüchteten imponiert, egal ob wir schon in der Kaserne trainiert hatten, die wollten immer weiter spielen. Denen geht es nicht um irgendwelche Erfolge, die haben Spaß am Spiel und zeigen das auch", zeigt sich Kost-Siepl fasziniert. Neben dem Training in der ehemaligen Erstaufnahmeeinrichtung unterstützen auch die umliegenden Vereine die Projekte. Neben den Fußballern der SG Rotenburg/Lispenhausen und der SG Gudegrund/Konnefeld boten auch andere Vereine spezielle Trainingsmöglichkeiten an: TG Rotenburg (Volleyball), Neptun Rotenburg (Schwimmen), TG Lispenhausen (Turnen), Lauftreff Rotenburg (Laufen). "Das muss im Nachgang einfach erwähnen, die Vereine nahmen die Geflüchteten mit offenen Armen auf und unterstützten sie, wo sie nur konnten", blickt Giesler zurück.

Bereits während des ersten Lockdown konnten sich alle Beteiligten auf eine Zeit ohne Sport in der Alheimer Kaserne einstellen, mit dem endgültigen Ende der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Rotenburg sei die Situation, dennoch einmal anders gewesen: "Man verbindet viele Erinnerungen mit den letzten knapp fünf Jahren und die werden auch für immer bleiben. Dennoch ist es schade, dass die Zeit nun vorbei ist", erklärt Kost-Siepl zum Abschluss des Gespräches. (Kevin Kunze)+++

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