Abschlussfeier am Schwarzen Moor
Rotmilan-Projekt in der Rhön wird dank ehrenamtlicher Hilfe fortgeführt
Fotos: Sandra Limpert
13.10.2020 / HILDERS (RHÖN) - Auch wenn die Daten der aktuellen Kartiersaison noch nicht abschließend ausgewertet sind, lässt sich das länderübergreifende Artenhilfsprojekt "Rotmilan in der Rhön" bereits jetzt als großen Erfolg bewerten. Nach Abschluss der sechsjährigen Projektlaufzeit hat sich die federführende Verwaltungsstelle mit einer kleinen Feier am Umweltbildungshaus Schwarzes Moor bei den beteiligten Ehrenamtlichen bedankt. Die Bedeutung des Projekts wurde auch im Rahmen einer Masterarbeit evaluiert, die bei der Feier vorgestellt wurde.
In jedem Projektjahr hatten mindestens 100 Ehrenamtliche geholfen, eine Fläche von knapp der doppelten Größe des Saarlands zu kartieren und dabei insgesamt pro Saison im Schnitt 2656 Arbeitsstunden geleistet. Knapp die Hälfte von ihnen beteiligte sich durchgängig von Projektbeginn bis -ende. Ebenfalls mehr als die Hälfte ist bereit, sich weiterhin ehrenamtlich an der Kartierung zu beteiligen – das hatte eine eigens für die Kartierer erstellte Umfrage der Studentin Miriam Völkel ergeben, die bei der Abschlussfeier die Ergebnisse ihrer Masterarbeit "Potenziale und Hemmnisse für Bürgerengagement im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön" vorstellte. Die Studentin des Fachs "Regionalentwicklung und Naturschutz" an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde hatte sich nach einem Praktikum in der Bayerischen Verwaltungsstelle mit dem Rotmilan-Projekt befasst.
Motivation, das Projekt zu unterstützen, waren für die Ehrenamtlichen die Faszination, die der majestätische Greifvogel ausübt, und der Wille, in ihrer Heimatregion etwas zum Artenschutz beizutragen. Neben der Begeisterung machte sich bei manchen allerdings auch Frust bemerkbar – zum Beispiel bei Jürgen Simon aus Traisbach, der sich seit 2015 auf hessischer Seite als Kartierer engagiert: "Von Horstbaumfällungen über Vergiftungen bis hin zu Prädation habe ich leider alles erlebt." Dass er dennoch weitermachte, lag an den Erlebnissen, die all das wieder wettmachten: "Das Eindrucksvollste war, als ich einmal die Kommunikation der flügge werdenden Jungvögel mit den Eltern beobachten konnte."
Bernd Baumann, der für zwei Bereiche nahe seinem Heimatort Unterkatz in Thüringen zuständig war, erlebte den schönsten Moment, als er in "seinem" Horst einen Jungvogel entdeckte. Der heute 68-Jährige war – abgesehen von einem Jahr, in dem er verletzungsbedingt aussetzen musste – seit Projektbeginn mit von der Partie. Motiviert habe ihn unter anderem die Sorge um den Bestandsrückgang des Rotmilans, erklärt er.
Auch Martina Faber gehört zu den Aktiven der ersten Stunde. Inzwischen reicht ihr Engagement über die Rhön hinaus: Nicht nur in einem Schutzprojekt für den Steinkauz arbeitet sie in ihrer Heimat mit, sondern sie reist für zwei Wochen jährlich sogar an die Nordsee, um dort Zwergseeschwalben zu zählen. Begonnen hat ihr Hobby aber mit dem Rotmilan, den sie seit 2015 in vier verschiedenen Bereichen in der Bayerischen Rhön beobachtete. "Wenn man einen
Rotmilan-Horst entdeckt, ist das wie ein Sechser im Lotto", schwärmt die Naturfreundin. (pm) +++