Und die Uhr tickt immer weiter

Exklusiv: Nachts auf dem Airport - Bickhardt Bau AG saniert die Rollbahn

Bauleiter mit Leib und Seele: Robert Lanz und Johannes Puls von der Bickhardt Bau-Niederlassung Frankfurt am Main (von links)
Fotos: Tobias Rehbein und Hans-Hubertus Braune

09.10.2020 / FRANKFURT AM MAIN - Die Turbinen dröhnen, im Nieselregen steigt die DHL-Maschine Richtung Leipzig/Halle auf. Das letzte Flugzeug des Tages hat um 22:30 Uhr pünktlich den Flughafen in Frankfurt am Main verlassen. Am Boden übernehmen nun die Baumaschinen von Bickhardt Bau auf der Rollbahn die Regie. Es ist spät Abends, es ist ungemütlich, die Nacht beginnt am Frankfurter Flughafen. Für die Männer vom Bau beginnt jetzt ihre Schicht. Kaum sind die Bagger von den Schwertransportern gerollt, hämmern sie auch schon los. Die ersten Asphaltbrocken sind ausgehoben, im Dunst warten unzählige Lastwagen.



Die Uhr tickt, morgen früh sollen hier bereits wieder die großen Flieger über die Bahn rollen. "Die Zeit ist unsere größte Herausforderung", sagt Johannes Puls. Erst ist seit fünf Jahren Bauleiter in der Frankfurter Bickhardt Bau-Niederlassung. Zusammen mit seinem Kollegen Robert Lanz ist er für das Mega-Bauprojekt auf der Rollbahn L zuständig. Seit August 2019 sanieren die Männer in einer Arbeitsgemeinschaft insgesamt 120.000 Quadratmeter. Nach rund 250 Baunächten befinden sich die Sanierungsarbeiten auf der Zielgeraden. 35 Millionen Euro kostet das Projekt "Sanierung Rollbahn West", Auftraggeber ist die Fraport AG.

Die Flugbetriebsflächen (Rollbahnen, Vorfeldflächen, Start- und Landebahnen) am Flughafen Frankfurt werden regelmäßig begutachtet und somit die Restnutzungsdauer bestimmt. Unter anderem mit diesen Ergebnissen wird dann eine entsprechende Instandhaltungsstrategie für die einzelnen Flächen festgelegt.

35 Millionen Euro-Projekt der Fraport AG


"Bei der Rollbahn, die wir derzeit in diesem Projekt austauschen ist die Lebensdauer von 20 Jahren abgelaufen. Dies spiegelt sich in Form von Rissen, Setzungen und Ausbrüchen wieder. Und da gilt wie immer: Safety First! Kleinere Instandsetzungsmaßnahmen waren nur noch von kurzer Dauer, daher musste nun eine Vollsanierung erfolgen. Die Projektfläche spiegelt eine unserer wichtigsten Rollbahninfrastruktur im Norden des Flughafens wieder. Aus diesem Grund können wir leider nur nachts für acht Stunden auf diese Infrastruktur verzichten", sagt Fraport-Projektleiter Diplom-Ingenieur Alexander Betz, der aus dem osthessischen Freiensteinau stammt.

In dieser Zeit müssen die Männer das Baufeld zunächst ausbaggern, ausbessern, neues Material rein und schließlich neu asphaltieren. Das ausgebaggerte Material wird dafür zu einem mobilen Bauhof gefahren, dort aufbereitet und wieder ins Baufeld eingebracht. Das spart Zeit, unnötige LKW-Fahrten in eine weiter entfernte Anlage und minimiert die Gefahr von Verzögerungen. Denn Zeitverluste können sie hier ganz und gar nicht gebrauchen.

"Robert kennt das Prozedere aus dem Effeff"

"Robert kennt das Prozedere aus dem Effeff, er hat ein minutiöses Gespür dafür", schätzt Puls seinen Kollegen. Über 1.500 Nachtschichten hat Lanz am Flughafen bereits gearbeitet - Urlaub während der Bauphase? Für Robert unvorstellbar, erzählt Puls. Wenn das Bauprojekt abgeschlossen ist, dann gönnt er sich ein paar freie Wochen.

Die beiden Bauleiter teilen sich ihren Job. Während Lanz nachts jeden Millimeter der Baustelle im Blick hat, kümmert sich Puls, der aus Hamburg stammt, tagsüber um die vielen organisatorischen Aufgaben. Baubesprechungen, Dispositionen mit Lieferanten und Nachunternehmern, Schulungen oder Besprechungen mit dem Bauherrn - damit nachts alles bestens vorbereitet ist. Und er ist Stolz: Bislang hatten sie keinen einzigen Arbeitsunfall und die Baustellen nie zu spät verlassen. Wer die beiden Bauleiter beobachtet, spürt deren Leidenschaft für dieses besondere Bauprojekt auf Deutschlands größtem Flughafen.

"Jeder weiß, was er zu tun hat. Das ist hier wie ein Ameisenhaufen, jeder hat seine Aufgabe", sagt Puls und bezeichnet die Baukolonne wie eine große Familie. Kaum ist das Baufeld groß genug für die Planierraupe, ist sie in Position, auf die Sekunde genau sind die Lastwagen zur Stelle und liefern das Material, ein paar Meter weiter stemmen die Bagger den Asphalt weiter auf. Um kurz nach zwei Uhr in der Nacht kommt der heiße Asphalt.

Erfolgreiche Teamleistung


Während die Flugzeuge an ihren Positionen stehen, überall am Horizont die Lichter strahlen, herrscht auf der Nachtbaustelle koordiniertes Treiben. Auch in dieser Nacht läuft alles nach Plan. Die Teamleistung macht den Erfolg aus. Die Männer absolvieren entsprechende Schulungen und benötigen natürlich auch Vorfeldausweise. Sicherheit ist die Grundlage.

Auf dem Rollfeld, dort wo vor wenigen Stunden ein 80 Zentimeter tiefes Loch war, rollen am Morgen die ersten Flieger über die frisch sanierte Strecke, bevor sie in alle Welt abheben. Für die Männer der Bickhardt Bau-Kolonne geht es erstmal ins Bett. Am Abend sind sie wieder zur Stelle. Wenn der letzte Flieger des Tages vom Frankfurter Flughafen in die Nacht abhebt. (Hans-Hubertus Braune) +++

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