Seit 128 Jahren eine vertraute Adresse

Abschied und Neuanfang bei Sedelmayr Schmuck und Uhren

Die damalige Uhrenwerkstatt.
Foto: privat

07.10.2020 / HÜNFELD - Seit 128 Jahren gibt es das Traditionsgeschäft Sedelmayr in der Hünfelder Innenstadt (Landkreis Fulda) schon - ein Ort mit starker Kundenbindung. Lore Sedelmayr hat in diesem Jahr einen Entschluss gefasst: Ende Oktober soll die Abteilung Schmuck und Uhren schließen. Doch die Kunden können sich auf eine Fortsetzung durch die Mitarbeiter freuen. "Es wird ein schöner Wandel mit neuem Stil. Unsere Qualität und fachliche Expertise bleibt jedoch weiterhin erhalten", erklärt die 65-Jährige im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. 



Zu Sedelmayr gehört die Abteilung "Optik und Akustik" sowie "Schmuck und Uhren". Diese befinden sich jeweils separat in zwei Gebäudeteilen nebeneinander in der Hauptstraße. Im Laufe der Zeit konnten bereits einige Jubiläen gefeiert werden: Im Jahr 2007 wurde das 115-jährige Bestehen, 2017 das 125-jährige begangen. Ursprünglich eröffnete der Uhrenmeister Karl Motibe, der Ur-Ur-Großvater von Andreas und Thomas Sedelmayr (geschäftsführende Gesellschafter der Sedelymayr Optik und Akustik GmbH), sein Uhrengeschäft. Es entwickelte sich ein Familienunternehmen: Tochter Clara Motibe heiratete Leopold Sedelmayr, ihr gemeinsamer Sohn Heinz gründete schließlich die Optik-Abteilung. 

Zeit für Veränderungen

80 Quadratmeter stehen in der Schmuck- und Uhrenabteilung den Kunden zur Verfügung. "Wir gehen mit der Zeit und den neuesten Modetrends - bestimmt durch Wertigkeit", sagt Sedelmayr. Über die Jahre hinweg hat sich hier ein eingespieltes Team entwickelt. Im Jahr 2015 erschwerte sich für Lore Sedelmayr jedoch die Arbeit zunehmend: Sie hat seitdem mit gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen. Ihre Devise: Optimistisch bleiben und eine positive Einstellung bewahren. "In der Corona-Zeit hatte ich letztendlich die Zeit, mir über das weitere Vorgehen Gedanken zu machen. In meiner Familie wollte keiner übernehmen." Es sei das Beste - auch im Hinblick auf die eigene Gesundheit - die Uhren- und Schmuckabteilung zu schließen. "Die Entscheidung fiel mir schwer. Man hat schließlich die Mitarbeiter jahrelang begleitet." Trotzdem sei es in gewisser Weise auch befreiend gewesen. 

Mitarbeiter nehmen Projekt in Angriff - "Schmuckatelier am Rathaus"

"Nachdem sich alle vom ersten Schreck erholt hatten, haben sich die Mitarbeiter dazu entschlossen, den Teil des Ladens selbstständig fortzuführen und eigene Ideen einzubringen. Das macht es für mich natürlich leichter loszulassen." Der Ausverkauf startete somit im Sommer, am 31. Oktober werden zunächst die Pforten geschlossen. Bis dahin warten auf die Kunden weiterhin 50 Prozent Nachlass auf das ganze Sortiment.

Nach einer Umbauphase eröffnet Mitte Dezember das "Schmuckatelier am Rathaus". "Wir sind froh, den Standort weiterhin erhalten zu können." Auch sei es bemerkenswert, dass die Mitarbeiter Mut zeigen. Es erfordere schließlich Unternehmergeist und kompetentes Wissen - Bedingungen, die die Kollegen erfüllen. "Sie kennen die Branche und das Kundenpotenzial ist da. Es ist eine große Chance", so Sedelmayr. 

Die 65-Jährige blickt auf eine positive Zeit zurück. "Ich habe viele schöne Gespräche geführt." Viele Kunden habe sie von klein auf begleitet, sei es beim Kauf der Taufkette, des Kommunions- und Kinderschmuckes, des Silberbesteckes oder der Hochzeitsringe. "Es ist wie ein kleines Kauferlebnis für die Familie - umso mehr freut es mich, dass wir eine gute Alternative gefunden haben." (Maria Franco) +++

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