Aktion für Missbrauchsentschädigungen
Ballonaktion vor Fuldaer Dom: MoJoRed und Eckiger Tisch appellieren an DBK
Foto: Hendrik Auth (4)
23.09.2020 / FULDA -
Am zweiten Tag der diesjährigen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda haben sich Anhänger zweier Betroffeneninitiativen, die beide gegen sexuelle Gewalt im Kontext der katholischen Kirche vorgehen, zu einer Ballonaktion zusammengefunden. Der Verein MoJoRed e.V. (Missbrauchsopfer-Josephinum-Redemptoristen) machte gemeinsam mit dem ebenfalls gemeinnützigen Verein Eckiger Tisch auf Betroffene von physischer und/oder psychischer Gewalt aufmerksam. In erster Linie geht es den Vereinsmitgliedern allerdings um konkrete Entschädigungs- bzw. Wiedergutmachungszahlungen seitens der katholischen Kirche. Man erhofft sich hierzu konkrete Entscheidungen der 68 Mitglieder der DBK.
Man erwarte sich vor allem, dass eine konkrete Reaktion auf das im vergangenen Herbst eingereichte Empfehlungsschreiben einer unabhängigen Arbeitsgruppe erfolgt, so der Sprecher des Betroffenenbeirats des Erzbistums Köln und gleichzeitig Mitglied beider oben genannter Betroffeneninitiativen Karl Haucke. Haucke, der selbst in seiner Kindheit Opfer von klerikaler sexueller Gewalt wurde, betont die Wichtigkeit materieller Leistungen für die einzelnen Betroffenen. "Eine Entschädigungssumme von 300.000 Euro steht im Raum. Seit dem Vorschlag durch die Expertengruppe unter Betroffenenbeteiligung im Herbst letzten Jahres haben wir vonseiten der Kirche nichts mehr gehört."
Gerade deswegen ist Haucke mit seinen Vereinen viel in Deutschland unterwegs, um überall auf den Handlungsbedarf der katholischen Kirche, in Vertretung durch die Deutsche Bischofskonferenz, in Bezug auf die Entschädigung der Missbrauchsopfer aufmerksam zu machen. "Die bloße Anerkennung des Leids vieler Unschuldiger unter der sexuellen oder psychischen Gewalt von Klerikern ist nicht ausreichend", stellt Haucke klar.
Haucke zeigt sich darüber hinaus sehr zufrieden mit der Solidarität vieler Nicht-Betroffener. Die Initiative ehemaliger Schüler des katholischen Privat-Gymnasiums Johanneum in Homburg/Saar zum Beispiel unterstütze vor allem organisatorisch besonders stark, so der 69-Jährige. Diese Gruppierung gründete sich aufgrund vermehrter sexueller Übergriffe durch Angehörige des Ordens der Hiltruper Herz-Jesu-Missionare. Das Hauptziel der Aktionen rund um das Thema "Missbrauch im Kontext der katholischen Kirche und dessen angemessene Entschädigung" lässt sich aus Sicht der Initiativgruppe folgendermaßen präzisieren: "Lebensfolgen der Opfer mindern durch materielle Entschädigungen seitens der katholischen Kirche". (ha) +++