Wachstum im Kredit- und Einlagengeschäft
Nach 129 Jahren: Erstes weibliches Aufsichtsratsmitglied bei der Volksbank
Fotos: Dieter Graulich
22.09.2020 / ULRICHSTEIN -
Die 129. Mitgliederversammlung wird wohl als eine besondere Veranstaltung in die Chronik der Volksbank Ulrichstein eG eingehen. Hauptgrund dafür war zum einen die Corona-Pandemie und zum anderen die Tatsache, dass mit Rebecca Kraft die erste Frau in den Aufsichtsrat gewählt wurde.
Auch finanziell wirkte sich die Corona-Pandemie für die Mitglieder aus. Trotz eines erzielten Jahresüberschusses von rund 307.200 Euro waren 5,5 Prozent Dividende vorgesehen und auch beschlossen worden, die jedoch auf Empfehlung der Bundesbank und der Bankenaufsicht in diesem Jahr nicht ausgezahlt werden. Die Dividende soll auf das nächste Jahr verschoben und wenn nichts Extremes passiert, dann ausgezahlt werden. Diese Beschlussempfehlung wurde bei zwei Gegenstimmen so genehmigt.
Zu Beginn der vom Aufsichtsratsvorsitzenden Karsten Schmitt geleiteten Mitgliederversammlung hatte Vorstand Thomas Lenz Bilanz gezogen und festgestellt: "Wir sind insgesamt mit den Zahlen für 2019 zufrieden und lagen in Teilbereichen sogar sehr deutlich über unseren Planungen. Wir haben ein gutes Wachstum im Kreditgeschäft und im Einlagengeschäft gehabt und ein angemessenes Betriebsergebnis erzielt!"
Im Geschäftsjahr 2019 habe sich der Mitgliederbestand um zwölf, auf nunmehr 1.335 Personen verringert. Die Bank beschäftige 2019 zwei Vorstände und zehn weitere Angestellte, zum Teil in Teilzeit und auch geringfügig Beschäftigte. "Wichtiger als die Zahlen von gestern, ist allerdings die Frage: Was bringt die nahe Zukunft?" meinte Lenz. Seit Jahren habe man dabei die gleichen Themen: "Wie wird sich die überbordende Bürokratie die unsere Bankenaufseher und Politiker entwickeln und wie können unsere Banken, ob klein oder groß, bei der Null-Zins- und jetzt sogar Minus-Zins-Politik überleben". Er kritisierte die jährliche Flut an neuen Vorschriften, insbesondere der monatlichen, quartalmäßig und jährlich abzugebenden Meldungen und Statistiken sowie die überdimensionierten Informationspflichten an die Verbraucher. Mehr Personal könne man sich nicht leisten, da die Erträge der Banken deutlich sinken würden.
Im Bericht des Aufsichtsrates war von dessen Vorsitzenden Karsten Schmidt zu hören, dass man die nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben erfüllt habe. "Ulrichstein und jede andere Kommune brauchen Unternehmen wie die Volksbank, die sich zu ihren Standorten bekennen. Zum Hohen Vogelsberg gehörend sind wir stolz darauf, einen interessanten Branchenmix mittelständischer Betriebe vorweisen zu können. Und gerade für kleine und mittelständische Unternehmen in der Region ist die Volksbank Ulrichstein ein bedeutender, aber vor allem ein zuverlässiger Partner", so Bürgermeister Edwin Schneider in seinem Grußwort. Die Volksbank Ulrichstein stehe immer für ein auf Vertrauen, Partnerschaft und Selbstverantwortung ruhendes Verhältnis zu Kunden, Mitarbeitern und Anteilseignern. Diese Qualitäten seien gleichzeitig die Grundpfeiler der Volksbank an sich als genossenschaftlichem Kreditinstitut. Bürgermeister Schneider ging, wie bereits Thomas Lenz und Karsten Schmitt, auch auf den plötzlichen Tod von Bankvorstand Dirk Eschenröder ein. Er hinterlasse eine Lücke, die schwerlich zu schließen sei. Für viele Ulrichsteiner sei er Ansprechpartner für alle Belange in Geldfragen gewesen. Auch für Geschäftsleute sei Dirk Eschenröder in Finanzierungsfragen immer ein kompetenter Ansprechpartner gewesen.
"Mit seiner offenen, freundlichen und menschlichen Art war er bei den Ulrichsteinern und darüber hinaus sehr geschätzt und anerkannt. Auch wir von der Stadt Ulrichstein, die Gremien, die Verwaltung und ich als Bürgermeister werden Dirk Eschenröder sehr vermissen und ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren", so das Stadtoberhaupt.
Für Dirk Eschenröder wurde ab dem 1. September der 43-jährige Christian Andert (Brauerschwend) eingestellt. Er war zuletzt bei der Volksbank Grebenhain tätig. (gr) +++