Barrierefrei, schadstoffarm, nachhaltig
Sanierung des Angersbacher Gemeindehaus - Schlüsselübergabe am Samstag
Fotos: Traudi Schlitt
21.09.2020 / WARTENBERG -
Schon über hundert Jahre, genauer gesagt seit 1880, steht es an der Seite der Evangelischen Kirche in Angersbach, und seit den 1960er-Jahren dient es den Angersbachern als Gemeindehaus und Versammlungsort. Nun wurde das denkmalgeschützte Haus auf die Höhe der Zeit gebracht, nachhaltig, barrierefrei und mit Augenmaß. Am Samstag, 26. September, wird um 15 Uhr das beteiligte Architekturbüro Möller Vey + Partner den Schlüssel für das Gemeindehaus symbolisch an den Kirchenvorstand zurückgeben und damit einen Schlussstrich ziehen unter eine Baumaßnahme, die nicht nur den Kirchenvorstand forderte, sondern auch Kreativität bei der Finanzierung und Umsetzung bedurfte.
"Es gab mehrere Anforderungen an die Renovierung dieses Hauses", fasst Architekt Stephan Bessler auf einem ersten Rundgang durch das Gemeindehaus zusammen: "Zum einen sollte das Obergeschoss barrierefrei erreichbar sein, zum anderen benötigte es nach neuesten Vorschriften einen zweiten Fluchtweg." Beides konnte durch den Einbau einer Treppenaußenanlage geschaffen werden. Hinter dem Haus führt nun eine Rampe bis zum Seiteneingang im Erdgeschoss. Von dort gelangt man mit einem neu eingebauten Lift barrierefrei in die obere Etage. Draußen führt im Anschluss an die Rampe eine Treppe bis ins Obergeschoss und bildet mit direktem Zugang zum Saal den zweiten Fluchtweg ab. Die lichte Metallkonstruktion fügt sich unauffällig in die denkmalgeschützte Substanz ein; realisiert werden konnte die gute Idee nur, weil die Nachbarn mitmachten und sowohl die schweren Geräte dafür auf ihr Grundstück ließen als auch der Grenzbebauung zustimmten.
Die Küche im Obergeschoss – gewissermaßen der Ausgangspunkt der Aktion – strahlt leicht vergrößert in neuem Glanz, verfügt über moderne Küchengeräte und ist sehr einladend ausgestattet. Sie wird nun vielen Gruppen über viele Jahre hinweg wieder gute Dienste tun. Im Saal, ebenfalls im Obergeschoss, wurden neue Schallschutzdecken eingebaut, die allen möglichen Nutzungsvarianten von Chor über Versammlung bis hin zu Musik entgegenkommen. Gesundheitsschädliche Dämmstoffe wurden entfernt und ersetzt. Durch die Farbwahl ist der Raum nun hell und freundlich geworden und wirkt, obwohl er tatsächlich ein paar Quadratmeter an die neue Küche verloren hat, größer. Immer noch ist er – in Zeiten jenseits Corona – für bis zu 80 Personen geeignet. Die Beleuchtungstechnik wurde mit einer hochmodernen Steuerung und der Verwendung von dimmbaren LEDs auf den neuesten Stand gebracht. "Wir haben modernisiert, so Bessler, "aber wir haben nur ausgetauscht, was ausgetauscht werden musste"; berichtet der Architekt: Fenster blieben hier bewusst erhalten, ebenso die Unterzüge und Wandvorsprünge, die farblich an das neue Konzept angepasst wurden. Auch die vorhandenen Heizkörper blieben im Saal: Nachhaltigkeit war dafür ein Argument genauso wie der Blick aufs Budget. Das hatte es dennoch in sich: 330.000 Euro hat die Sanierung verschlungen, davon 109.000 Euro für den Umbau zum barrierefreien Gebäude. 40% dieser Kosten übernimmt die Aktion Mensch, während die Landeskirche, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), 65% der Gesamtsumme zahlt. Den anderen Teil muss die Kirchengemeinde stemmen, die dies gut und solidarisch und auch mit Hilfe zahlreicher Spenden aus der Gemeinde und der ortsansässigen Wirtschaft bewältigt hat. "Bei den Ausschreibungen haben wir unser Augenmerk auf hiesige Unternehmen gelegt", fügt Inge-Lore Möller hinzu, die sich freut, dass ihr Gemeindehaus mit viel Unterstützung – darunter auch ein Crowdfunding bei der Sparkasse Oberhessen, mit dem die Küche finanziert werden konnte – nun so schön, modern, zweckmäßig und barrierefrei geworden ist.
Ab sofort kann es wieder für viele Gruppen und Vereine, kirchliche und kommunale Zwecke, Familienfeiern und andere Zusammenkünfte zur Verfügung stehen. "Natürlich sind die Möglichkeiten derzeit eingeschränkt", sagt Inge-Lore Möller, dennoch bieten wir hier einiges an – und es soll mehr werden. "Wir haben viele Ideen für unser Gemeindehaus – gerade jetzt, und für die Zeiten, in denen alle wieder kommen können." (pm) +++