Wütender Schrei nach Solidarität

HKZ-Verlagerung: Bürgermeister Grunwald rechnet mit heimischer Politik ab

Stein des Anstoßes ist die geplante Verlagerung der Akutmedizin des Herz-Kreislauf-Zentrums (HKZ) in Rotenburg ans Klinikum in Bad Hersfeld.
Archivfoto: O|N / Gerhard Manns

08.09.2020 / ROTENBURG/F. - Christian Grunwald (CDU) ist stocksauer und maßlos enttäuscht: In einer Videobotschaft bezieht der Bürgermeister der Stadt Rotenburg an der Fulda mehr als deutlich Stellung zur geplanten Verlagerung der Akutmedizin des Herz-Kreislauf-Zentrums (HKZ) ans Klinikum in Bad Hersfeld. Er spricht von einer "Operation am Bürgerherzen" und von einer "gefühlten Entsolidarisierung" mit den Menschen im Nordteil des Landkreises Hersfeld-Rotenburg.



"Was hier passiert, ist ein kollektives Kommunikationsversagen höchsten Maßes", sagt der Rathauschef. "Alle drehen sich verschämt weg und hoffen, dass der Bürgerzorn an ihnen vorbeigeht." Konkret fordert Grunwald die hiesigen Politiker auf, sich mit Rotenburg zu solidarisieren.

Wird Rotenburg im Regen stehen gelassen?

"Ich und wir alle erwarten von Ihnen als Bundestagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Landräte, Kreistagsabgeordnete und Geschäftsführer, dass Sie sich jetzt und öffentlich und klar zur Lage und zur Zukunft des Klinikums, des HKZ und der Stadt Rotenburg positionieren", appelliert der Bürgermeister in der rund neunminütigen Videobotschaft.

"Ich halte es für beschämend, wie in den letzten Wochen alle maßgeblichen politischen Menschen aus dem Kreis einen großen Bogen um die Stadt Rotenburg an der Fulda gemacht haben", meint Grunwald.

Er beobachte eine "große Schere zwischen der Gnadenlosigkeit der Zahlen und der Emotionalität", die die avisierte Verlagerung des HKZ in die Kreisstadt in Rotenburg ausgelöst habe. Solidarität und Empathie dürften keine Einbahnstraße sein, die von Nord nach Süd führe. "Die Musik spielt nicht nur in der Kreisstadt Bad Hersfeld." Rotenburg habe die Solidarität des kompletten Landkreises Hersfeld-Rotenburg verdient.


Gesellschafterversammlung tagt

Bereits letzte Woche hat sich der Aufsichtsrat des Klinikums Hersfeld-Rotenburg dafür ausgesprochen, die Akutmedizin des kommunalen Klinikverbundes künftig in der Festspielstadt zu zentralisieren. Am Montag tagt die Gesellschafterversammlung des Klinikums in einer nicht-öffentlichen Sitzung.

Am Dienstag, 8. September, stellt sich die Führungsriege des Klinikums den Fragen der Mitglieder des Rotenburger Haupt- und Finanzausschusses. Parallel dazu soll eine Menschenkette am roten Band vom HKZ zum Bürgersaal am Bahnhof führen. Dazu aufgerufen hat die Initiative Bürger-Herz zum Erhalt der Akutmedizin im HKZ Rotenburg. (sh) +++

Spricht Klartext: Christian Grunwald (CDU), Bürgermeister der Stadt Rotenburg an der Fulda.
Archivfoto: O|N / Stefanie Harth

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