4.700 neue Azubis bundesweit

Von Corona ausgebremst: DB-Schulungszentrum nimmt wieder an Fahrt auf

Azubis bei der Deutschen Bahn: Allein am 1. September wurden 4.700 junge Leute eingestellt.
Foto: Deutsche Bahn

03.09.2020 / FULDA - Als vor knapp einem Jahr das Schulungszentrum der Deutschen Bahn (DB) in Fulda an der Ecke Magdeburger Straße/Zieherser Weg eröffnet wurde, war die Freude groß und der Betrieb nahm mit Volldampf seine Arbeit auf - bis er schließlich im März durch Corona jäh ausgebremst wurde. Wochenlang ging gar nichts mehr, und erst Ende April nahm das Schulungszentrum mit den ersten Lockerungen langsam wieder an Fahrt auf. Zum Einjährigen hat sich OSTHESSEN|NEWS vor Ort mit Verantwortlichen der DB getroffen und zieht eine erste Bilanz.



Das Schulungszentrum in Fulda ist eine von 20 großen Ausbildungseinrichtungen der DB bundesweit (es gibt noch 48 kleinere) und zusammen mit Köln der größte und modernste Standort. Dort werden sämtliche Berufsgruppen der Bahn geschult: vom Lokführer über Fahrzeuginstandhalter bis hin zum Verwaltungsangestellten. "Wir sind mit großen Erwartungen in das erste halbe Jahr gestartet", sagt Albrecht Berner (Facility Management & IT-Infrastruktur), "und als dann der Lockdown kam, mussten wir schnell Alternativen finden."

Zumal die DB in der Krise als systemrelevant eingestuft worden war, und es dort Berufsgruppen gibt, für die wenigstens einmal im Jahr eine Schulung erforderlich ist, "denn Sicherheit steht bei uns an erster Stelle". Bereits vor Jahren hat die DB das digitale Lernen eingeführt und alle Azubis mit Tablets ausgestattet. "So konnten wir die Zeit mit Fernunterricht überbrücken", erklärt Stephan Rothe (Leiter Marketing & Vertrieb). "Aber das ist natürlich nicht dasselbe wie Präsenzunterricht. Der ist für uns essenziell."

Wo bei der Eröffnung vor einem Jahr die Honoratioren und Ehrengäste noch dicht bei dicht saßen, geht es momentan eher übersichtlich zu - gerade einmal zwei Schulungsteilnehmer lümmeln in einer Pause auf den gemütlichen bunten Sesseln im Untergeschoss herum. So mancher Schulungsraum ist leer, in den anderen wird genau auf die Abstandsregeln geachtet. "Bei einer Vollauslastung werden hier am Tag 250 Leute aus dem gesamten Bundesgebiet geschult, auch Quereinsteiger", verrät Albrecht Berner. "Zurzeit sind es gerade einmal die Hälfte." Im Idealfall sei das Schulungszentrum ein Ort der Begegnung: "Wenn alte Hasen auf ganz junge Kollegen treffen, dann ist das für beide oft sehr fruchtbar."

Wie holt man in Zeiten von Corona neue Mitarbeiter mit ins Boot? Auch das sogenannte "Recruiting", also die Auswahl möglicher Azubis, gestaltete sich in diesem Jahr schwierig. "Eigentlich wollten wir Mitte März mit den Bewerbern mit einem Sonderzug von Frankfurt nach Fulda fahren. Aber der wurde von jetzt auf gleich gestrichen", sagt Florian Brech von der Personalgewinnung. "Und auch die Ausbildungsmessen fanden ja nicht statt." Also habe man das Bewerberverfahren auf digital umgestellt. Mit Erfolg! "Am 1. September haben bei uns 4.700 junge Leute ihre Ausbildung begonnen. Das sind so viel wie noch nie", freut sich Brech.

Es bewerben sich auch immer mehr junge Menschen mit Migrationshintergrund. "Die DB arbeitet eng mit den Arbeitsagenturen zusammen. Und es gibt Förderprogramme der EU, denn eine gewisse Sprachqualifizierung muss natürlich schon vorhanden sein." Auch drängen immer mehr junge Frauen in Berufe, die früher allein eine Männerdomäne waren. So gibt es heute viel mehr Lokführerinnen, als man meinen möchte. Alle Azubis haben übrigens ein Übernahmeversprechen von Seiten der DB. Voraussetzung: "Sie müssen zu uns passen." Stabilität und Verlässlichkeit von beiden Seiten sei das A und O.

Bereits ein Jahr nach der Eröffnung ist "der Premiumstandort Fulda" bundesweit bei der Deutschen Bahn bekannt. Und Albrecht Berner hofft ganz stark, "dass wir in einem weiteren Jahr hier wieder ganz normal arbeiten können". (Matthias Witzel) +++

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