Mitglieder fordern Verkehrswende
BUND kritisiert ZOV-Nahverkehrsplan: "Unverbindlich und wenig ambitioniert"
Archivfotos: O|N / Luisa Diegel
01.09.2020 / REGION VB -
Der neue Entwurf zum Nahverkehrsplan des ZOV stößt beim BUND Kreisverband Vogelsberg auf Unmut. "Er enthält positive Elemente und setzt auf Verbesserungen, insgesamt ist das Planwerk jedoch zu unverbindlich und wenig ambitioniert", erklärt der BUND in einer Pressemitteilung. Die Mitglieder kritisieren vor allem, dass wesentliche Mängel des heutigen Nahverkehrsangebots "ignoriert und bei der Analyse von vornherein ausgeklammert" werden.
Doch laut dem BUND hält der Entwurf auch einige Vorteile bereit: Beispielsweise, dass Grundangebot, mit dem jede Gemeinde und jeder Ortsteil an das nächstgelegene Zentrum angeschlossen werden soll, an allen Wochentagen um je zwei Fahrtenpaare erhöht werden soll. "Das erfordert vielerorts eine Ausweitung des Angebots." Doch die Mitglieder halten ihre Kritik nicht zurück: "Besonders eklatant ist die unzureichende Grundversorgung, z.B. im Bereich Schlitz, wo viele Fahrtenpaare fehlen." Der BUND hatte vorgeschlagen, eine durchgehende Regionalbuslinie im Stundentakt von Lauterbach über Schlitz nach Niederaula und Anschlüssen nach Bad Hersfeld einzuführen. "Damit könnte ein Großteil der Defizite dieses Kreisteiles behoben und eine sinnvolle, Kreisgrenzen übergreifende Verknüpfung zur neuen Expressbuslinie Alsfeld-Bad Hersfeld geschaffen werden, deren Einführung für Dezember 2020 vorgesehen ist."
"Verbindungslücken müssen geschlossen werden"
Systematisch unzureichend sei hingegen die Analyse des Planwerks bezüglich der Verkehrsbeziehungen der größeren Orte untereinander und der Verbindungen zu anderen als den jeweils zugeordneten Zentren. So wird das Angebot auf der Vogelsbergbahn von den Planern als "gut" beurteilt, "weil Lauterbach abends spät noch von Fulda aus erreicht werden kann". "Dass aber die genauso wichtigen Abendverbindungen von Gießen über Alsfeld hinaus nach Lauterbach fehlen, wird in der Darstellung systematisch ausgeklammert. Hierdurch haben die Bewohner der Mittelzentren Alsfeld und Lauterbach erhebliche Nachteile und viele Studenten müssen schon nachmittags auf einige Vorlesungen in Gießen verzichten, um noch Orte zwischen Alsfeld und Fulda zu erreichen. Diese Verbindungslücke muss umgehend geschlossen werden", fordert der BUND.Ärgerlich sei auch, dass weitere Halte auf der Vogelsbergbahn zwischen Lauterbach und Alsfeld abgelehnt werden. "In Schwalmtal, einem "Grundzentrum" des Vogelsbergkreises, fährt der Zug direkt an zwei wichtigen Ortskernen (Brauerschwend und Renzendorf) vorbei, ohne zu halten." Gut sei, dass sich für die Wiedereröffnung des Haltes in Wallenrod jetzt eine positive Entwicklung abzeichnet. "Für die Vogelsbergbahn ist jedoch weiterhin eine systematische Verbesserung des Angebotes mit zusätzlichen Halten, aber auch Schnellverbindungen erforderlich. Immerhin hält der Nahverkehrsplan fest, dass auf dieser Bahnlinie trotz Bevölkerungsrückgang mit einem deutlichen Fahrgastzuwachs zu rechnen ist. Das ist ein großer Fortschritt gegenüber früheren Aussagen."
Mängel Krankenhausanbindungen?
"Leider fehlen im neuen Nahverkehrsplan Verbesserungsvorschläge zur Anbindung der Krankenhäuser in Lauterbach und Alsfeld. Die Aussage des Aufgabenträgers, Patienten, Besucher und Beschäftigte würden ohnehin überwiegend per Taxi oder Pkw kommen, ist nicht akzeptabel, denn das ist eine Folge schlechter ÖPNV-Planung. Immer mehr Fachärzte sind an die Krankenhäuser angebunden - und Patienten müssen für wichtige Untersuchungen eine Praxis auch ohne eigenen Pkw erreichen können. Zudem sind insbesondere am Vormittag die Taxen mit Schüler- und Dialysefahrten völlig ausgebucht. Wichtig ist auch, dass ältere Menschen Freunde und Verwandte im Krankenhaus ohne eigenen Pkw besuchen können." (ld) +++