Mitglieder fordern Verkehrswende

BUND kritisiert ZOV-Nahverkehrsplan: "Unverbindlich und wenig ambitioniert"

Die Mitglieder kritisieren vor allem, dass wesentliche Mängel des heutigen Nahverkehrsangebots "ignoriert und bei der Analyse von vornherein ausgeklammert" werden. 
Archivfotos: O|N / Luisa Diegel

01.09.2020 / REGION VB - Der neue Entwurf zum Nahverkehrsplan des ZOV stößt beim BUND Kreisverband Vogelsberg auf Unmut. "Er enthält positive Elemente und setzt auf Verbesserungen, insgesamt ist das Planwerk jedoch zu unverbindlich und wenig ambitioniert", erklärt der BUND in einer Pressemitteilung. Die Mitglieder kritisieren vor allem, dass wesentliche Mängel des heutigen Nahverkehrsangebots "ignoriert und bei der Analyse von vornherein ausgeklammert" werden. 



"Dass der Aufgabenträger es ablehnt, Vorgaben zur Tariftreue und zur Personalüberleitung bei Betreiberwechseln in den Nahverkehrsplan aufzunehmen, zeugt von Unkenntnis der rechtlichen und arbeitsmarktpolitischen Situation im ÖPNV", heißt es aus der Pressemitteilung. Deshalb weisen die Mitglieder noch einmal darauf hin: "Der BUND hatte im Rahmen der Anhörungen zum neuen Nahverkehrsplan im Jahr 2018 eine Stellungnahme mit mehr als 100 Verbesserungsvorschlägen für Bus und Bahn im Vogelsbergkreis ausgearbeitet und veröffentlicht." Schon lange fordern die Umweltaktivisten eine Verkehrswende, die vor Ort geplant werden solle.

Doch laut dem BUND hält der Entwurf auch einige Vorteile bereit: Beispielsweise, dass Grundangebot, mit dem jede Gemeinde und jeder Ortsteil an das nächstgelegene Zentrum angeschlossen werden soll, an allen Wochentagen um je zwei Fahrtenpaare erhöht werden soll. "Das erfordert vielerorts eine Ausweitung des Angebots." Doch die Mitglieder halten ihre Kritik nicht zurück: "Besonders eklatant ist die unzureichende Grundversorgung, z.B. im Bereich Schlitz, wo viele Fahrtenpaare fehlen." Der BUND hatte vorgeschlagen, eine durchgehende Regionalbuslinie im Stundentakt von Lauterbach über Schlitz nach Niederaula und Anschlüssen nach Bad Hersfeld einzuführen. "Damit könnte ein Großteil der Defizite dieses Kreisteiles behoben und eine sinnvolle, Kreisgrenzen übergreifende Verknüpfung zur neuen Expressbuslinie Alsfeld-Bad Hersfeld geschaffen werden, deren Einführung für Dezember 2020 vorgesehen ist."

Die Einführung einer Expressbuslinie Alsfeld-Marburg (ab Dezember 2021) und die Überlegungen für eine Direktverbindung Herbstein-Fulda sieht der BUND positiv. "Es fehlen aber nach wie vor systematische Überlegungen zum Aufbau eines Regionalbusnetzes für Oberhessen." Dennoch begrüßen die Mitglieder des BUNDs den Plan von barrierefreien Haltestellen.

"Verbindungslücken müssen geschlossen werden"

Systematisch unzureichend sei hingegen die Analyse des Planwerks bezüglich der Verkehrsbeziehungen der größeren Orte untereinander und der Verbindungen zu anderen als den jeweils zugeordneten Zentren. So wird das Angebot auf der Vogelsbergbahn von den Planern als "gut" beurteilt, "weil Lauterbach abends spät noch von Fulda aus erreicht werden kann". "Dass aber die genauso wichtigen Abendverbindungen von Gießen über Alsfeld hinaus nach Lauterbach fehlen, wird in der Darstellung systematisch ausgeklammert. Hierdurch haben die Bewohner der Mittelzentren Alsfeld und Lauterbach erhebliche Nachteile und viele Studenten müssen schon nachmittags auf einige Vorlesungen in Gießen verzichten, um noch Orte zwischen Alsfeld und Fulda zu erreichen. Diese Verbindungslücke muss umgehend geschlossen werden", fordert der BUND.

Ärgerlich sei auch, dass weitere Halte auf der Vogelsbergbahn zwischen Lauterbach und Alsfeld abgelehnt werden. "In Schwalmtal, einem "Grundzentrum" des Vogelsbergkreises, fährt der Zug direkt an zwei wichtigen Ortskernen (Brauerschwend und Renzendorf) vorbei, ohne zu halten." Gut sei, dass sich für die Wiedereröffnung des Haltes in Wallenrod jetzt eine positive Entwicklung abzeichnet. "Für die Vogelsbergbahn ist jedoch weiterhin eine systematische Verbesserung des Angebotes mit zusätzlichen Halten, aber auch Schnellverbindungen erforderlich. Immerhin hält der Nahverkehrsplan fest, dass auf dieser Bahnlinie trotz Bevölkerungsrückgang mit einem deutlichen Fahrgastzuwachs zu rechnen ist. Das ist ein großer Fortschritt gegenüber früheren Aussagen."

Mängel Krankenhausanbindungen?

"Leider fehlen im neuen Nahverkehrsplan Verbesserungsvorschläge zur Anbindung der Krankenhäuser in Lauterbach und Alsfeld. Die Aussage des Aufgabenträgers, Patienten, Besucher und Beschäftigte würden ohnehin überwiegend per Taxi oder Pkw kommen, ist nicht akzeptabel, denn das ist eine Folge schlechter ÖPNV-Planung. Immer mehr Fachärzte sind an die Krankenhäuser angebunden - und Patienten müssen für wichtige Untersuchungen eine Praxis auch ohne eigenen Pkw erreichen können. Zudem sind insbesondere am Vormittag die Taxen mit Schüler- und Dialysefahrten völlig ausgebucht. Wichtig ist auch, dass ältere Menschen Freunde und Verwandte im Krankenhaus ohne eigenen Pkw besuchen können." (ld) +++



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