OSTHESSEN|NEWS-Sommerinterview
Landrat Dr. Michael Koch will nächstes Jahr erneut kandidieren
Fotos: Gerhard Manns
25.08.2020 / BAD HERSFELD -
Eine ereignisreiche Zeit liegt hinter Landrat Dr. Michael Koch (CDU, 46): Flüchtlingskrise, Verkauf des Herz-Kreislauf-Zentrums und jetzt die Corona-Pandemie. Fünf Jahre nach seiner Wahl ist es Zeit, auf die bisherige Amtszeit zurückzublicken. Im großen OSTHESSEN|NEWS-Sommerinterview beantwortet der 46-Jährige Fragen zur heimischen Wirtschaft, der regionalen Gesundheitsversorgung und seiner persönlichen Zukunft.
Gute Arbeit geleistet
Gerade zu Beginn der Pandemie war der Landkreis Hersfeld-Rotenburg stark vom Corona-Virus getroffen. Mit dem Ausbruch im Niederaulaer Kreisaltenheim geriet der Landkreis unter Druck. Mit 17 Todesfällen stellte der Ausbruch dort den größten Anteil der Todesopfer im Kreis: "Rückblickend haben wir rechtzeitig die richtigen Maßnahmen getroffen. So hatte ich schon vor dem Land Hessen ein generelles Besuchsverbot für unsere beiden Kreisaltenheime ausgesprochen. Gerade für die Bewohner und Angehörigen war dies eine sehr schwere Zeit. Mit einer großen Expertengruppe haben wir dort in der Spitze der Krise eine sehr gute Arbeit geleistet", erinnert er sich.
Auch bei Amazon habe das Gesundheitsamt richtig gehandelt, so Koch. Gerade bei so vielen Arbeitnehmern könne man froh sein, dass es zu keinem Ausbruch wie bei Tönnies kam: "Ich stehe komplett hinter dem Vorgehen des Gesundheitsamts und habe mir damals selbst vor Ort ein Bild gemacht. Dort konnte ich feststellen, dass die getroffenen Maßnahmen wirksam umgesetzt wurden" erläutert der Landrat. Generell bedankt er sich für die Disziplin der Bürgerinnen und Bürger bei der bisherigen Pandemie und appelliert zugleich: "Halten Sie weiter durch und nehmen Sie die Pandemie weiter ernst. Bitte agieren Sie nach Abstands- und Hygieneregeln!"
Regionale Gesundheitsversorgung am Scheideweg
Doch auch abseits des Corona-Virus gibt es drängende Probleme in Waldhessen: Die regionale Gesundheitsversorgung steht an einem Scheideweg. Nachdem das Klinikum Hersfeld das Herz-Kreislauf-Zentrum (HKZ) in Rotenburg im Jahr 2016 kaufte, nahm die Entwicklung nicht den gewünschten Effekt. Koch sieht dabei ein generelles Problem von kommunalen Krankenhäusern: "Die stationäre Versorgung ist nicht auskömmlich finanziert, das wurde bereits mehrfach kommuniziert. Gerade die Veränderungen bei Bund, Land und den Krankenkassen stellen die kommunalen Träger vor extreme Herausforderungen."
Kommunikation hat sich verbessert
Auch beim größten Arbeitgeber der Region, K+S, waren die vergangenen Jahre nicht immer einfach. Dennoch blickt Koch zuversichtlich auf die nächsten Jahre der Kali-Industrie: "In meiner Wahrnehmung hat sich die Kommunikation und die Zusammenarbeit des Konzerns mit den Umweltverbänden spürbar verbessert. Ein Krisenszenario wie vor dem Auslaufen der Versenkerlaubnis ist momentan nicht vorhanden." K+S sei der wichtigste Arbeitgeber der Region und man werde auch in Zukunft versuchen, Ökologie und Ökonomie bestmöglich zu vereinen. Dennoch müsse man sich klarmachen, dass die Produktion nicht ohne ökologische Rückstande funktioniere. Diese müsse man aber laut Koch dem Unternehmen zugestehen.
Fünf Jahre sind seit der letzten Kommunal- und Landratswahl vergangen. Dabei musste Koch schon einige Krisen bewältigen (Flüchtlingskrise, Rettung des HKZ und nun die Corona-Pandemie). Dennoch fällt sein Fazit positiv aus: "Wir haben mehr erreicht, als ich mir zu Beginn meiner Amtszeit beruflich vorgenommen hatten. Ehrlicherweise muss man gestehen, dass auch die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung standen. Die Kreisverwaltung hat ihre Hausaufgaben gemacht! Viele Schulen und Kreisstraßen wurden saniert und unzählige weitere Probleme konnten Dank der konstruktiven Zusammenarbeit mit der Ersten Kreisbeigeordneten Elke Künholz, dem Kreisausschuss, allen Bürgermeistern sowie der Mehrheit der Mitglieder des Kreistags gemeinsam gelöst werden. Für diese Zusammenarbeit möchte ich mich ausdrücklich bedanken!"
Im Anschluss an das OSTHESSEN|NEWS-Sommerinterview gibt Dr. Michael Koch exklusiv seine politischen Zukunftspläne bekannt: "Wenn es meine Partei möchte, kann ich mir vorstellen, erneut als Landrat zu kandidieren und eine zweite Amtszeit anzugehen." (Kevin Kunze)+++